Realist statt Visionär
Realist statt Visionär: Jose Manuel Barroso im Porträt
Nach der Zustimmung der EU-Staats- und Regierungschefs steht der konservative Portugiese Jose Manuel Barroso vor seiner zweiten Amtszeit als Kommissionspräsident. Ein Porträt.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso ist vom Europaparlament für eine zweite fünfjährige Amtszeit an der Spitze der EU-Behörde bestätigt worden.
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Jose Manuel Barroso ist standfester als viele glaubten. Attacken, er habe die Finanzkrise nicht kommen sehen und keine europäische Strategie dagegen aufgeboten, prallen an dem 53-jährigen EU-Kommissionspräsidenten ab. Er verweist auf die zahlreichen Initiativen seiner Riesenbehörde, so zum Ausbau der europäischen Finanzaufsicht.

Barroso ist kein Visionär, sondern Realist. Er glaubt nicht, dass die Nationalstaaten Feinde Europas sind - er versucht hingegen, sie an die Hand zu nehmen und zu Kompromissen zu überzeugen. Er sieht sich da eher in der Rolle eines Schiedsrichters denn eines Präsidenten, der laute Machtworte spricht.
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Gibt es auch Schattenseiten des Mannes, dessen Behörde Gesetze für 500 Millionen Europäer auf den Weg bringt? "Er liebt das Rampenlicht und spricht endlos auf Pressekonferenzen", bemerkte unlängst die britische Wochenzeitschrift "The Economist".
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Barroso steht seit fünf Jahren an der Spitze der Kommission, die die laufenden Geschäfte der EU verwaltet. Nach dem Wahlsieg der Konservativen im Europaparlament hat er gute Aussichten auf eine zweite Amtszeit. Die Sozialisten hatten dies unbedingt verhindern wollen.
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War Barroso für diese Karriere prädestiniert? Seine politische Laufbahn begann er ausgerechnet als Maoist. Noch vor der "Nelkenrevolution" in seinem Heimatland von 1974 war er Aktivist einer kleinen linksextremen Partei, von der er sich bald wieder trennte. 1980 wechselte er ins Lager der Liberal-Konservativen, deren Partei sich jedoch "Sozialdemokratische Partei" nennt.
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Als 29-Jähriger stieg er zum Staatssekretär im Innenministerium in Lissabon auf. 2002, im Alter von 46 Jahren, wurde er Ministerpräsident Portugals. Zwei Jahre später wurde er zum Präsidenten der EU-Kommission berufen.
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