Alexander Van der Bellen ist das neunte Staatsoberhaupt der Zweiten Republik. Sechs seiner Vorgänger wurden von der SPÖ nominiert, zwei von der ÖVP.
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Karl Renner wurde 1945 nicht vom Volk, sondern von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt. Der Jurist war als Führer des gemäßigten Flügels der Sozialdemokratie ab 1907 Reichtstagsabgeordneter, von 1918 bis 1920 Staatskanzler, 1919 Leiter der Delegation Österreichs bei den Friedensverhandlungen von Saint Germain. Zum Beginn der 20er-Jahre zog er sich vorübergehend aus der Politik zurück, bevor er 1931 Nationalratspräsident wurde. 1934 wurde er vom Dollfuß-Regime vorübergehend inhaftiert. 1938 setzte er sich für ein "Ja" in der Volksabstimmung über den Anschluss an Hitler-Deutschland ein. Die Zeit des NS-Regimes verbrachte er unter Hausarrest in seinem Haus in Gloggnitz. Renner starb zu Silvester 1950 im Amt.
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1951 fand die erste Direkt-Wahl eines Bundespräsidenten statt, die Theodor Körner gegen den ÖVP-Kandidaten Heinrich Gleißner gewann. Körner war im Ersten Weltkrieg Generalstabschef der Isonzo-Armee, nach seiner Pensionierung als General 1924 trat er den Sozialdemokraten bei. Er saß als Vertreter der Stadt Wien im Bundesrat und betätigte sich als militärischer Berater des Republikanischen Schutzbundes. Im Zuge des Bürgerkrieges 1934 wurde er für elf Monate inhaftiert. Nach dem Hitler-Attentat 1944 wurde er erneut vorübergehend verhaftet. Nach Kriegsende trat Körner das Amt des Wiener Bürgermeisters an. Er starb am 4. Jänner 1957 kurz vor dem Ende seiner ersten Amtsperiode als Bundespräsident.
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Als erster Präsident der Zweiten Republik absolvierte Adolf Schärf eine zweite Amtszeit. Der 1890 in Mähren geborene Jurist arbeitete von 1918 bis 1934 als Sekretär der sozialdemokratischen Nationalratspräsidenten. In der NS-Zeit wurde er drei Mal verhaftet. 1945 bis 1957 war Schärf Vorsitzender der SPÖ und Vizekanzler. 1957 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt, am 28. Februar 1965 starb er während der zweiten Amtsperiode.
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Auch Schärfs Nachfolger Franz Jonas starb in seiner zweiten Amtsperiode. Wegen seiner Krebserkrankung wurde die Vertretungsregelung durch den Nationalratspräsidenten eingeführt. Der gelernte Buchdrucker beteiligte sich nach Ende des Ersten Weltkriegs am Kärntner Abwehrkampf. 1932 wurde er Sekretär der Sozialdemokratischen Partei, unter dem Dollfuß-Regime verbrachte er 14 Monate in Haft. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Verrechnungsbeamter in der Lokomotivfabrik Floridsdorf. 1948 wurde er Stadtrat in Wien, 1951 Nachfolger Körners als Bürgermeister. 1965 gewann er die Wahl zum Bundespräsidenten. Am 28. Februar 1965 starb er an Krebs.
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Rudolf Kirchschläger war der erste Bundespräsident, der nach zwei Amtsperioden in Pension ging. Im Zweiten Weltkrieg wurde Kirchschläger schwer verwundet, nach Kriegsende war er Richter und vorübergehend ÖVP-Mitglied. Ab 1954 arbeitete der Jurist im Außenministerium und war unter anderem wesentlich am Zustandekommen des Neutralitätsgesetzes beteiligt. 1970 machte ihn Bruno Kreisky zum Außenminister. Für die Präsidentschaftswahl 1974 nominierte ihn die SPÖ als parteilosen Kandidaten, bei der Wiederwahl 1980 verzichtete die ÖVP auf einen Gegenkandidaten. Kirchschläger starb am 30. März 2000 kurz nach seinem 85. Geburtstag.
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Mit Kurt Waldheim endete die Serie der von der SPÖ nominierten Staatsoberhäupter, gleichzeitig war er der bisher wohl umstrittenste Präsident. Nach einer Diplomatenkarriere, unter anderem als Botschafter in Kanada, wurde Waldheim 1968 Außenminister der ÖVP-Alleinregierung. Bei seinem ersten Antreten bei einer Bundespräsidentenwahl unterlag er 1971 Jonas. 1972 bis 1981 war er UNO-Generalsekretär, bevor es 1986 im zweiten Anlauf mit der Hofburg-Karriere klappte - trotz der heftigen Diskussionen über seine Kriegsvergangenheit, die ihn als Bundespräsident international isolierte. Waldheim verzichtete auf eine Wiederkandidatur, am 14. Juni 2007 starb er im Alter von 88 Jahren.
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Nach Waldheims Verzicht setzte sich 1992 mit Thomas Klestil abermals ein Kandidat der ÖVP durch. Wie Waldheim durchlief Klestil eine Diplomatenkarriere, unter anderem als Mitglied der österreichischen OECD-Delegation in Paris und Botschafter bei der UNO und in Washington. 1987 wurde er Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten. In seiner erster Amtszeit als Bundespräsident sorgte die Trennung von seiner Frau Edith für einen Skandal. 1998 wurde Klestil als überparteilicher Kandidat für die Wiederwahl aufgestellt. Als er 2000 mit versteinerter Miene die schwarz-blaue Koalition angelobte, gingen die Bilder um die Welt. Zwei Tage vor dem Ende seiner zweiten Amtsperiode starb Klestil am 6. Juli 2004 an Organversagen.
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Am 8. Juli 2016 endete die zweite Amtszeit von Heinz Fischer. Der 1938 geborene Jurist trat 1962 nach der Gerichtspraxis ins Sekretariat des SPÖ-Klubs ein und blieb über Jahrzehnte (mit nur einer Unterbrechung, als er von 1983 bis 1987 Wissenschaftsminister war) dem Parlament treu: ab 1971 als Abgeordneter, 1975 bis 1983 als geschäftsführender Klubobmann, 1987 bis 1990 als Klubobmann. Von 1990 bis 2002 war Fischer Nationalratspräsident, ab der Wahl 2002 Zweiter Nationalratspräsident. Mit seiner Angelobung als Bundespräsident am 8. Juli 2004 stellte Fischer seine Parteimitgliedschaft ruhend. 2010 wurde er mit 79,3 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
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Die Vorgänger des ersten grünen Bundespräsidenten
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