Reichlich Applaus für Kandidat Andreas Khol, deutlich weniger für Parteichef Mitterlehner - und für die Parteimitglieder ein kleines Trostpflaster.
30.12.2016 um 13:42
Bei der Stimmabgabe Sonntagvormittag herrschte bei Andreas Khol noch beste Stimmung. Im Sinne von Arnold Schwarzeneggers "I'll be back" sagte er zu den Wahlbeisitzern "Auf Wiedersehen - ich meine das wörtlich". Überraschung sei schließlich sein Geschäft.
(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
Zur Kenntnisnahme der ersten Hochrechnung - das Wort Wahlparty wäre trotz der an einen all-inclusive-Club errinernden Zutritts-Armbänder wohl nicht angemessen - lud die ÖVP in die Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse, direkt neben dem Rathaus. Ein Stimmungsbericht von Helmar Dumbs.
Dumbs
Die Räumlichkeiten füllten sich erst langsam, doch als es auf 17.00 zugeht, kippt dann die Journalisten-Funktionäre-Balance doch noch zugunsten Letzterer. Die Stimmung - man ist ja längst über die dramatischen Entwicklungen im Bilde - ist entsprechend gedrückt. Ein Abgeordneter sagt kurz vor der ersten Hochrechnung jenen Satz, den man an diesem Abend noch öfter hören wird: "Das ist das Ende der Zweiten Republik, so wie wir sie kennen."
Dumbs
Als die Balken auf dem Bildschirm mehr (Hofer) oder weniger in die Höhe steigen, ist endgültig die Luft draußen. Totenstille. Nur ein Wort, das man immer wieder hört: "Wahnsinn". Erst langsam kehrt das Leben in den Saal zurück, eine Funktionärin spricht von der psychologischen Stimmung, die man einfach von Anfang an gegen sich gehabt habe. Generalsekretär Peter McDonald wirkt schwer gezeichnet.
Dumbs
Familienministerin Sophie Karmasin ist gekommen, auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter zeigt sich. Kommentieren will er das Ergebnis lieber nicht. Der Europaabgeordnete Heinz Becker hingegen fordert "substantielle Konsequenzen", man dürfe es jetzt nicht einfach bei einer besseren Kommunikation belassen. "Wir haben das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in so hohem Maß verloren, dass es einfach Konsequenzen geben muss". Und das, obwohl man etwa in der Asylpolitik drei Viertel der Bevölkerung hinter sich wisse.
Dumbs
Auf einmal brandet Jubel auf. Andreas Khol ist da, und die Partei spendet ihrem Kandidaten einen ehrlichen, kräftigen Applaus. Sein unerschütterlicher Einsatz, der selbst nach Querschüssen aus den eigenen Reihen nicht abnahm, findet allgemein Anerkennung. "Der Tag ist nicht so ausgegangen, wie wir es uns gewünscht haben", sagt Khol, der es bei wenigen Worten belässt. Er dankt den Helfern, beschreibt den Wahlkampf als "freudvolle Ereigniskette", und drückt die Hoffnung aus, "dass wir diese Republik weiter gestalten". Man dürfe jetzt nicht locker lassen. Und dann ist er auch schon wieder weg.
APA/ÖVP/JAKOB GLASER
Auf Parteichef Reinhold Mitterlehner muss man noch ein wenig warten. Er hat es nicht eilig, den Journalisten an diesem Abend Rede und Antwort zu stehen. Als er es dann tut, findet er die Ursachen für das Ergebnis unter anderem in einer "Grundstimmung gegen das gesamte politische Establishment". Außerdem sei man wieder einmal zum Opfer der Meinungsforschung geworden. Der negative Trend, der der ÖVP von Beginn an attestiert worden sei, habe taktische Wähler natürlich beeinflusst, meint der ÖVP-Chef. Dieses Argument nehmen ihm aber erkennbar nicht einmal alle anwesenden Parteimitglieder ab.
APA/HANS PUNZ
Dann gibt es doch noch ein Trostpflaster für die gebeutelten Funktionäre: Lagen Andreas Khol und SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer zunächst gleichauf, so änderte sich das im Verlaufe des Abends zugunsten des ÖVP-Kandidaten (jedenfalls in der Hochrechnung, die auch die Briefwahl schon einbezog). Bereits als sein Vorsprung dort erst magere 0,2 Prozent betrug, war der Stoßseufzer zu vernehmen: "Wenigstens vorm Hundstorfer". Ein psychologischer Rettungsanker, auf den an diesem Abend noch öfter zurückgegriffen wurde.
Dumbs
Der Rest ist Schweigen.
Dumbs
ÖVP-Debakel: "Wenigstens vorm Hundstorfer"
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.