Norbert Hofer: Der blaue Chefideologe nimmt einen zweiten Anlauf

Der "nette Blaue von nebenan", Nobert Hofer, musste anfangs zu seinem Antreten als freiheitlicher Präsidentschaftskandidat überredet werden. Eigentlich, so meinte er, sei er mit 45 Jahren zu jung für das Amt des Bundespräsidenten. Hofer ließ sich von seinen Parteifreunden aber umstimmen - und scheiterte in der Stichwahl. Doch der VfGH gab der Wahlanfechtung der FPÖ statt und so nimmt Hofer am 2. Oktober den zweiten Anlauf in die Hofburg.
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Auch wenn er in der Partei spätestens seit der Spaltung der Freiheitlichen ein Schwergewicht ist und immerhin seit der vergangenen Nationalratswahl Dritter Nationalratspräsident ist, galt sein mangelnder Bekanntheitsgrad als Hofers Haupt-Handicap. Diese Einschätzung erwies sich als falsch. Gerade weil Hofer nicht allzu viele kannten, konnte er mit seiner Mischung aus freundlicher Nachbar von nebenan und knallharter Vertreter von FPÖ-Positionen das Publikum überraschen.
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Das Amt des Dritten Nationalratspräsidenten übt Hofer bislang fehlerlos und verbindlich aus. Seine Umgangsformen sind tadellos, quasi der Wunsch-Nachbar von nebenan, wenn man sich nicht daran stößt, dass jenseits des Gartenzauns die Schießeisen des Waffenfreunds in einem Schrank ruhen.

Dass Hofer nicht gar so sanftmütig ist, wie er gerne meinen machen will, zeigte sich in den TV-Duellen im ersten Wahlkampf. Da provozierte er gerne, unterbrach, wurde höhnisch, um ein paar Momente später wieder ins Verbindliche zu wechseln.
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Hofer, der schon in seinen frühen 20ern zum Eisenstädter FPÖ-Obmann und burgenländischen Landesparteisekretär aufstieg, gehört zum engsten Führungszirkel von Parteichef Heinz-Christian Strache. Er hat das aktuelle Parteiprogramm geschrieben und vertritt in der Flüchtlingspolitik einen äußerst restriktiven Kurs.
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Dabei stammt der Vater von vier Kindern aus zwei Ehen aus bürgerlichem Umfeld. Sein Vater war ÖVP-Gemeinderat, Hofer selbst wandte sich früh den Freiheitlichen zu, schon mit 24 war der gelernte Flugtechniker und Lauda Air-Beschäftigte Stadtparteiobmann in Eisenstadt, ein Jahr später Landesparteisekretär und der blaue Hoffnungsträger im Burgenland schlechthin. Als sich das BZÖ aus der FPÖ abspaltete, blieb Hofer zur Überraschung mancher den Freiheitlichen treu.
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Inhaltlich gilt Hofer als Sozialexperte mit Schwerpunkt Behindertenpolitik. Doch gab es von ihm auch eigenwillige Vorstöße wie den (mittlerweile revidierten) nach einer Abschaffung des Verbotsgesetzes oder den nach der Erforschung von Chem-Trails, letzteres eine Position, die eher von Verschwörungstheoretikern als von Flug-Experten vertreten wird.
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Im Wahlkampf hat Hofer immer wieder betont, dass er die Regierung gegebenenfalls auch entlassen würde, wenn sie seiner Meinung nach zu wenig weiterbringen würde. Dass er dies nur tun würde, um Neuwahlen zu inszenieren, die dann seinen Parteichef Heinz-Christian Strache zur Kanzlerschaft spülen sollten, bestritt der Dritte Nationalratspräsident stets.
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Zur Person: Norbert Hofer, geboren am 2. März 1971, in zweiter Ehe verheiratet, Vater von vier Kindern, gelernter Flugzeugtechniker, 1995 Stadtparteiobmann von Eisenstadt, 1996 Landesparteisekretär im Burgenland, 1997 Gemeinderat in Eisenstadt, 2005 stellvertretender Bundesparteiobmann, seit 2006 Nationalratsabgeordneter und FPÖ-Behindertensprecher, seit Oktober 2013 Dritter Nationalratspräsident.
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