Hall of Virus-Fame
Hall of Virus-Fame: Die gefährlichsten Schädlinge
Vor 25 Jahren befiel erstmals ein Virus heimische PCs mit MS-DOS. Aber schon vorher gab es gefährliche Schädlinge. Mittlerweile gibt es regelrechte "Cyber-Waffen".

"Verdammt, ein Virus!" Oft passiert es, dass man aus Versehen eine Datei öffnet, die statt einem netten Programm bösartige Viren, Trojaner, Würmer und sonstige Schädlinge enthält. Kein neues Phänomen, denn Computerviren existieren bereits seit Jahrzehnten. Einige davon richteten Schäden in Millionenhöhe an.
Vor 25 Jahren, im Jänner 1986, gab es aber den ersten Virus, der IBM-kompatible PCs mit Microsofts DOS-Betriebssystem infizierte.
Vor 25 Jahren, im Jänner 1986, gab es aber den ersten Virus, der IBM-kompatible PCs mit Microsofts DOS-Betriebssystem infizierte.
(c) www.BilderBox.com (Erwin Wodicka)

1971
Vor den Heimcomputern ging es aber Großrechnern an den Kragen. Der erste Virus der Computergeschichte war eigentlich nur ein Experiment. Creeper infizierte Großrechner vom Typ PDP-10 und konnte sich sogar Zugriff auf das ARPANET (dem Urahn des Internet) verschaffen. Sobald er sich auf einen anderen Rechner kopiert hatte, gabe er sich mit folgenden Worten zu erkennnen: "I'm the crepper, catch me if you can!" Mit Reaper wurde ein eigenes Programm geschaffen, um Creeper wieder zu entfernen.
Dieses Bild basiert auf dem Bild PDP-10_1090.jpg aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Michael L. Umbricht.
Dieses Bild basiert auf dem Bild PDP-10_1090.jpg aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Michael L. Umbricht.

1974
Das Programm ANIMAL für UNIVAC 1108-Rechner war zwar nicht bösartig, stellte aber trotzdem den ersten Trojaner in "freier Wildbahn" dar. Wenn ausgeführt, stellte es dem Benutzer ein paar Fragen, um herauszufinden, an welches Tier er gerade denkt. Im Hintergrund kopierte sich die Software aber in jedes Verzeichnis, zu dem der Benutzer Zugriffsrechte hatte.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

1982
Vor den PCs waren Apple-Rechner das Ziel von Viren-Programmierern. Ein 15-Jähriger Schüler entwickelte einen Virus mit dem griffigen Namen Elk Cloner. Er infizierte Computer vom Typ Apple II über Disketten. Startete man den Rechner von einer infizierten Diskette, klonte sich der "Elch" in den Speicher des Apple II. Legte man eine neue Diskette ein, kopierte er sich auch auf diese. Alle 50 Neustartvorgänge zeigte ein infizierter Apple II ein kleines Gedicht an.
(c) AP (Apple Computer)

1986
Und hier der Jubilar: Brain wird allgemein als der erste Virus für Computer mit MS-DOS angesehen. Ähnlich wie der Elk Cloner verbreitete auch er sich über Disketten. Brain verlangsamte das Diskettenlaufwerk und stahl sich sieben Kilobyte des Computerspeichers. Freundlicherweise gaben die pakistanischen Schöpfer des Schädlings ihre Namen, Adresse und Telefonnummer im Code der Software an.
(c) Avinash Meetoo - avinash@noulakaz.net - http://www.noulakaz.net/

1987
Der Jerusalem-Virus ist nach der Stadt benannt, in der er zuerst entdeckt wurde. Bei ihm handelt es sich um ein sehr bösartiges Stück Software: Am nächsten Freitag, den 13. löscht er alle ausführbaren Dateien von einem befallenen Rechner. Aus der ursprünglichen Version entwickelten sich zahlreiche Nebenvarianten.
(c) EPA (Pavel Wolberg)

1992
Michelangelo löste mehr Panik als tatsächlichen Schaden aus. Der Schädling infizierte DOS-Computer und blieb bis zum 6. März, dem Geburtstag des Künstlers, unauffällig. Am Stichtag überschrieb der Virus Teile der Festplatte, so dass die Daten nicht mehr zugänglich waren. Statt Millionen befürchteter Datenverluste wurden lediglich 10.000 bis 20.000 Fälle bekannt.
(c) AP (Fabrizio Giovannozzi)

1998
Oft fälschlicherweise als "Tschernobyl-Virus" bezeichnet, war der Schädling CIH einer der gefährlichsten Viren für Windows-Rechner. Er überschrieb Daten auf der Festplatte und griff oft auch das BIOS des PC an. Benannt ist er übrigens nach seinem Schöpfer, dem Taiwanesen Chen Ing Hau. Er hatte Glück: Bis 2003 war seine Tat unter taiwanesischem Recht nicht strafbar. In einem öffentlichen Schreiben entschuldigte er sich für den Virus und den Schaden, der dadurch angerichtet wurde.
(c) AP (Sergei Chuzavkov)

1999
Benannt nach einer Stripperin, sorgte Melissa bei Benutzern von Microsoft Word 97 und Word 2000 für Chaos. Der Schädling ist als Makro in ein Dokument eingebettet und aktiviert sich automatisch nach Aufruf der Datei. Über Microsoft Outlook 97 und 98 konnte er sich auch massenhaft versenden. Der Programmierer, David L. Smith, wurde zu 20 Monaten Haft und 5000 US-Dollar Strafe verurteilt.
(c) AP (Dan Steinberg)

2000
Wer im Jahr 2000 einsam war und sich nach Zuneigung sehnte, war vielleicht eher versucht, auf E-Mails mit dem Betreff ILOVEYOU zu klicken. Leider verbarg sich dahinter keine Liebesbotschaft, sondern ein Virus, der sich selbst weiterverschickte und noch dazu diverse Dateien auf dem Benutzer-PC mit Kopien von sich selbst ersetzte. Mitte Mai 2000 wurden 50 Millionen infizierter PCs weltweit gemeldet.
(c) AP

2003
Der Blaster-Wurm sorgte für Verunsicherung bei Benutzern von Windows 2000 und Windows XP. Immerhin konnte er sich über einen Fehler in den Betriebssystemen direkt über das Internet verbreiten, ohne dass ein Handgriff des Benutzers nötig gewesen wäre. Dank Sicherheitsupdates von Microsoft und dem Eingreifen von Internet-Providern konnte die Verbreitung gestoppt werden.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

2004
MyDoom hält bis heute den Rekord des am schnellsten verbreiteten E-Mail-Wurms. Er tarnte sich als Sendebericht, der einen Fehler bei der Übertragung eines vorangegangenen E-Mails zu melden schien. Tatsächlich regte er die Benutzer aber an, ein Attachment zu öffnen, in dem sich der Wurm verbarg. Er verteilte sich nicht nur per E-Mail sondern kopierte sich auch in die freigegebenen Ordner von Tauschbörsen.
(c) AP (Joerg Sarbach)

2005
Statt einen sicheren Kopierschutz für seine Musik-CDs zustande zu bringen, sorgte Sony für einen regelrechten Skandal. Die Software auf den CDs installierte sich automatisch auf Windows-Rechnern, sobald man dort versuchte, die CD abszuspielen. Die Software war aber defacto ein "Rootkit" - gewissermaßen eine Software, die einen Rechner komplett für Angriffe verwundbar macht. Sony musste alle betroffenen CDs zurückrufen. Nachträglich stellte sich heraus, dass das Unternehmen mit der Software sogar selbst Urheberrechte verletzt hatte.
(c) Reuters (Yuriko Nakao)

2006
Computer mit Mac-Betriebssystemen galten lange als sicher und unanfällig für Schädlinge. Mit der Ankunft von Leap änderte sich das aber: Er war der erste Trojaner für Mac OS X. Allerdings stellt er im Vergleich zu diversen Windows-Schädlingen nur ein geringes Sicherheitsrisiko dar.
(c) AP (Peter Zschunke)

2008
Statt Daten über Freunde späht Koobface Kreditkartennummern und andere sensible Informationen aus. Das Besondere: Der Wurm sendet sich an Kontakte auf Facebook, MySpace und anderen Social Networks weiter. Einmal infiziert, werden die Benutzer auf Websites mit schädlichen Inhalten weitergeleitet.
(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)

2008/2009
Conficker beherrscht seit November 2008 die Schlagzeilen, wenn es um Computerschädlinge geht. Der Wurm breitete sich rapide aus und lud sogar Aktualisierungen aus dem Internet nach, um Virenjängern aus dem Weg zu gehen. Bisher sind die Hintermänner des Wurms noch nicht bekannt. Prominente Opfer sind unter anderem die britische und französische Luftwaffe, sowie die deutsche Bundeswehr.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

2010
Stuxnet war ein Schädling der besonderen Art. Er war nicht nur der erste Wurm, der ganz spezifische industrielle Anlagen zum Ziel hatte. Dabei dürfte es sich um Zentrifugen für die Anreicherung von Uran in iranischen Produktionsstätten gehandelt haben. Der russische Antiviren-Spezialist Kaspersky bezeichnete Stuxnet als "angsteinflößenden Prototypen einer Cyber-Waffe". Viele vermuten, dass die USA hinter dem Schädling stecken und damit das Atomprogramm des Iran behindern wollen.
(c) AP (Ebrahim Norouzi)