Reaktionen
''Ein Erdbeben für ganz Europa''
Während Rechtsparteien europaweit jubeln, beschwören internationale Spitzenpolitiker die Einheit der EU - ein "trauriger Tag für Europa".

Er tritt zurück. Für den britischen Premierminister David Cameron ist die Katastrophe eingetroffen, die Briten stimmten mehrheitlich für den Austritt aus der EU. Er habe mit aller Kraft für einen Verbleib Großbritanniens in der EU gekämpft. Es brauche frische Führungskräfte. Großbritannien könne auch außerhalb der EU überleben. Er werde alles tun, um dabei zu helfen. Daher wird Cameron bis zum Parteitag noch einige Monate im Amt bleiben, um beim Übergang Großbritanniens mitzuhelfen, so das erste Statement des Premierminister Freitagvormittag.
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Londons früherer Bürgermeister Boris Johnson, einer der führenden Köpfe der Brexit-Kampagne, sieht "keinen Grund zur Hast" bei der Abwicklung der EU-Mitgliedschaft. Großbritannien solle Europa auch nicht den Rückern kehren: "Wir sind im Herzen Europas". Die EU war für Johnson "eine prächtige Idee - zu ihrer Zeit". "Sie ist aber nicht mehr das Richtige für dieses Land." Großbritannien sei dagegen "eine mächtige, liberale, humane Kraft für das Gute auf der Welt".
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EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat eindeutig dementiert, dass der Austritt der Briten aus der EU der Anfang vom Ende der EU sein könnte. "Nein", sagte Juncker auf eine entsprechende Frage von Journalisten. Es gehe nun darum, den "Prozess der Ungewissheit, in dem wir gelandet sind, nicht all zu lange anhalten" zu lassen. Es gehe darum, "jetzt etwas aufs Tempo zu drücken".
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Der EU-Parlamentarier und Chef der Unabhängigkeitspartei UKIP, Nigel Farrage, sprach in einer ersten Reaktion von einem "Sieg für wirkliche Menschen, für normale Menschen, für anständige Menschen". Man könne nun davon träumen, dass "die Morgendämmerung für ein unabhängiges Großbritannien angebrochen ist. Wenn die Voraussagen richtig sind, ist das ein Sieg für das Volk. Wir haben gegen die Multi-Nationalen gekämpft. Wir haben gegen Lügen und Täuschungen gekämpft".
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EU-Ratspräsident Donald Tusk hat in einer ersten Reaktion den Willen der anderen EU-Staaten zur Geschlossenheit versichert. "Wir sind entschlossen, unsere Einheit der 27 zu erhalten", sagte Tusk am Freitag in Brüssel. Dies sei "ein ernster, wenn nicht dramatischer Moment, politisch" betrachtet. Er fühle sich aber an seinen Vater erinnert, der ihm immer gesagt habe: "Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker", sagte Tusk am Freitag in Brüssel. "Wir sind vorbereitet auf dieses negative Szenario". Die EU bleibe für die anderen 27 Staaten "der Rahmen für unsere Zukunft". Es gebe jetzt "kein rechtliches Vakuum", sagte Tusk.
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Bundespräsident Heinz Fischer hält die Folgen für Österreich für "bewältigbar", auch wenn das Ergebnis "ein Schock" sei. "Europa hält den Atem an", erklärte er in einer Aussendung. Das "geschichtsträchtige Ereignis" ist seiner Ansicht nach ein "Weckruf". Und zwar "nicht für die, die sich gegen die EU stellen, sondern für jene, denen Europa am Herzen liegt. In der Welt von heute zählen keine Nationalismen, sondern eine enge Zusammenarbeit aller Länder Europas", so Fischer.
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Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault hat in einer ersten Reaktion erklärt, der Ausgang des EU-Referendums sei "traurig für Großbritannien". Europa werde weitermachen, aber es müsse reagieren, um das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen. Der französische Präsident Francois Hollande berief nach dem Votum der Briten eine Sitzung der Regierung ein. Das Kabinett werde um 9 Uhr in Paris zusammenkommen, teilte der Elysee am Freitag mit. Anschließend werde Hollande eine Stellungnahme abgeben.
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Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich enttäuscht über den Ausgang des Brexit-Referendums geäußert. "Die Nachrichten aus Großbritannien sind wahrlich ernüchternd", sagte Steinmeier am Freitag in Berlin. "Es sieht nach einem traurigen Tag für Europa und für Großbritannien aus."
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"Ich glaube dass das, was wir in Großbritannien erlebt haben, ein Erdbeben für ganz Europa ist", sagte Österreichs Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Es brauche nun eine "Kompetenzbereinigung" in der EU. Die EU müsse noch stärker in den "großen Fragen" wie einer gemeinsamen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie einer gemeinsamen Flüchtlingspolitik werden. Der Außenminister fürchtet sich nach eigenen Worten nicht vor weiteren Referenden, "ganz im Gegenteil. Wir müssen schlicht und ergreifend dafür arbeiten, dass es eine breite Zustimmung zur Europäischen Union gibt". Es sei nicht gut, "wo den Deckel draufzuhalten oder Dinge schönzureden". Man müsse ordentlich an einem starken und handlungsfähigem Europa arbeiten, "dann wird auch die Zustimmung zur Europäischen Union wieder deutlich steigen".
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Der belgische Regierungschef Charles Michel hat im kommenden Monat einen Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs gefordert. Das Abstimmungsergebnis sei eine "Ohrfeige für das Projekt Europa", sagte Michel am Freitag in Brüssel. "Ich fordere ein Konklave, um unser Engagement im Juli zu bekräftigen." Michel warnte gleichzeitig, nicht in "Panik" zu verfallen. "Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren", sagte er vor Journalisten. Das von ihm vorgeschlagene "Konklave" der Staats- und Regierungschefs werde natürlich ohne Großbritannien stattfinden.
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EU-Parlamentspräsident Martin Schulz rechnet mit einem schnellen Start der Austrittsverhandlungen mit Großbritannien. "Wir haben uns auf einen Brexit vorbereitet", sagte Schulz im ZDF. Er rechne allerdings nicht damit, dass es nun zu einer Kettenreaktion komme.
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Schottland will nach Ansicht seiner führenden Politiker in der EU bleiben. Das Ergebnis bei der Brexit-Abstimmung mache "klar, dass das Volk Schottlands seine Zukunft als Teil der Europäischen Union sieht", sagte Regierungschefin Nicola Sturgeon am Freitag laut der britischen Presseagentur PA.
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„Wir gratulieren den Briten zu ihrer wiedererlangten Souveränität.“, werden FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache (im Bild) und Generalsekretär und EU-Parlamentarier Harald Vilimsky in einer Aussendung zitiert. „Reformen in Europa können nur ohne Personen wie Schulz und Juncker erfolgen. Diese stehen für die Fleisch gewordene Fehlentwicklung in Europa. Mit etwas Anstand sowie auch Respekt vor einer guten Zukunft Europas sollen sich diese sofort zurückziehen“, heißt es außerdem. Und Vilimsky und Strache wollen auch in Österreich über einen EU-Verbleib abstimmen lassen, "sollte die EU an ihrer Reformunwilligkeit weiter erlahmen und auch noch Länder wie die Türkei hereinholen".
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"Die Niederländer haben auch das Recht auf ein Referendum", erklärte Geert Wilders, der Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei für die Freiheit (PVV). Seine Partei fordere "ein Referendum über den Nexit, einen niederländischen Austritt aus der EU." Wilders ist ein scharfer Kritiker der Europäischen Union.
Bloomberg

Die Chefin von Frankreichs rechtsextremer Front National, Marine Le Pen, hat ebenso weitere Abstimmungen in den EU-Mitgliedsstaaten gefordert. "Sieg der Freiheit!", schrieb Le Pen am Freitagmorgen auf Twitter. "Wie ich es seit Jahren fordere, brauchen wir jetzt dasselbe Referendum in Frankreich und in den Ländern der EU.
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