Peres-Begräbnis: "Juden nicht bestimmt über andere zu herrschen"

Barack Obama am Sarg von Shimon Peres.
Barack Obama am Sarg von Shimon Peres.REUTERS
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Obama plädierte bei dem Begräbnis von Israels Ex-Präsidenten Peres für die Fortsetzung der Nahost-Friedensgespräche. Netanjahu und Abbas schüttelten Hände.

In Jerusalem hat am Freitag die feierliche Beisetzung des verstorbenen ehemaligen israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres auf dem Herzlberg stattgefunden. Das Begräbnis des Friedensnobelpreisträgers fand in Anwesenheit von über 3000 Staatsgästen statt, darunter Dutzende internationale Spitzenpolitiker. Die Sicherheitsvorkehrungen war hoch.

Unter den Gästen waren US-Präsident Barack Obama, der französische Staatschef Francois Hollande, der britische Thronfolger Prinz Charles und Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, sowie viele andere hohe Persönlichkeiten. Österreich wird von Nationalratspräsidentin Doris Bures, Alt-Bundespräsident Heinz Fischer und Außenminister Sebastian Kurz vertreten.

US-Präsident Obama rief zur Fortsetzung der Friedensbemühungen von Peres auf. Dieser habe begriffen: "Die Juden sind nicht dazu bestimmt, über ein anderes Volk zu herrschen", sagte Obama. Zugleich beklagte er, dass zu vielen jungen Arabern Hass beigebracht werde. "Er hat verstanden, dass Palästinenser als Menschen gleichberechtigt sein und ein Recht zur Selbstbestimmung haben müssen", sagte Obama. "Ich glaube nicht, dass er naiv war." Peres habe verstanden, dass die Sicherheit Israels von einer Friedensregelung in der Region abhänge.

Obama erinnerte daran, dass Peres' Großvater während des Holocausts von den Nazis bei lebendigem Leib verbrannt worden war. Dennoch habe er seinen Glauben an Gerechtigkeit nicht verloren. Im Gegenteil: "Er hat die Welt nicht so gesehen, wie sie ist, sondern wie sie sein sollte."

Doris Bures bei dem Begräbnis.
Doris Bures bei dem Begräbnis.(c) Peter LECHNER

Kinder verabschieden sich in emotionalen Reden

Premier Benjamin Netanyahu nannte Peres einen "großen Mann für Israel und für die Welt". "Israel trauert und die Welt trauert", betonte er. Netanyahu hatte vor Beginn der Feier Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas die Hand geschüttelt.

Der Premier war wegen seiner Positionen im Nahost-Konflikt oft im politischen Gegensatz zu Peres gestanden. In den letzten Jahren hatte er sich ihm nach eigenen Angaben aber angenähert und sich häufig mit dem früheren Präsidenten beraten. Abbas saß bei der Zeremonie in der ersten Reihe. Peres' Familie habe ihn eingeladen, hatte es zuvor in Medienberichten geheißen.

Die drei Kinder von Peres verabschiedeten sich in emotionalen Reden von ihrem Vater. Der Sänger David D'Or trug während der Feier das gesungene Gebet "Avinu Malkeinu" (Unser Vater, unser König) vor, das Peres sehr liebte. Die Zeremonie wurde mit dem jüdischen Totengebet Kaddisch und Peres' anschließender Beisetzung beendet. Anschließend legten israelische Spitzenpolitiker Kränze am Grab nieder. Am Herzlberg liegen zahlreiche wichtige Persönlichkeiten Israels begraben, darunter auch Peres' ermordeter politischer Mitstreiter, der frühere Premier Yitzhak Rabin.

Nobelpreis für Annäherung

Peres war am Mittwoch 93-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Der mehrfache Premier und Minister galt als Architekt der Friedensverträge zwischen den Israelis und den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Itzhak Rabin und PLO-Chef Yasser Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Die vorerst letzten Friedensverhandlungen zwischen Israel und der Palästinenserführung unter US-Vermittlung brachen im Jahr 2014 zusammen. Damals war Peres noch Israels Präsident.

Abbas und Netanyahu.
Abbas und Netanyahu.REUTERS

(APA/AFP/dpa)

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