Austria '09: Die Welt absichtlich kopfstehen lassen

(c) Die Presse (Teresa Zötl)
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Eine Gruppe junger TU-Studenten zog aus, um in der Welt der Computerspiele Fuß zu fassen. Mit dem Titel „And Yet It Moves“ konnten sie sich zumindest bereits einen Namen schaffen.

Manchmal kommt es eben doch anders. Als die vier TU-Studenten Felix Bohatsch (26), Christoph Binder (29), Jan Hackl (24) und Peter Vorlaufer (30) für ein Uniprojekt das Computerspiel „And Yet It Moves“ entwarfen, dachten sie gar nichat daran, damit Geld zu verdienen. Etliche positive Kritiken und eine Teilnahme beim Studentenbewerb des Independent Games Festivals 2007 später änderten sie ihre Meinung und begannen, unter dem Namen „Broken Rules“ ihr Spiel zu vermarkten. Dabei stießen sie aber auf ein paar Hindernisse. Die Universität gab ihnen das nötige Wissen, ein Spiel zu produzieren, auf den harten Geschäftsalltag hat sie jedoch niemand vorbereitet. Bohatsch sagt dazu: „Wir haben uns mehrere Male grob verschätzt.“

Gegen den Einheitsbrei

Das Spiel selbst hebt sich angenehm vom Einheitsbrei der „immer lauter, größer und explosiver“ werdenden Computer- und Videospiele ab. In einer surreal wirkenden Umgebung, die wie aus Papier ausgerissen wirkt, muss man seine Spielfigur durch die einzelnen Spielebenen lenken. Das Besondere daran: Man steuert nicht nur die Figur, sondern kann auch auf Knopfdruck die Ansicht drehen. Dadurch stellt man nicht nur die Spielwelt auf den Kopf, sondern es ergeben sich neue Lösungswege und Möglichkeiten, die einzelnen Abschnitte zu meistern. Ein gutes Konzept allein sorgt aber noch nicht für Geld in den Taschen.

Über Freunde konnten sie mit Fördergeldern eine eigene GmbH gründen und begannen, den Prototypen von „And Yet It Moves“ weiterzuverfeinern. Mittlerweile ist das Spiel über die Onlineplattform „Steam“ – eine Art virtueller Marktplatz – für einen geringen Preis als Download verfügbar. Mit dem Beginn des Verkaufs stieß das frische Entwicklerstudio aber auf ein nur allzu bekanntes Problem im Internet: Mehr Spieler laden ihr Produkt gratis aus Tauschbörsen, anstatt es zu kaufen. Bohatsch schätzt den Anteil der „gecrackten“ Versionen von „And Yet It Moves auf 95Prozent. „Wären es nur 90Prozent gewesen, hätten wir doppelt so viel verkauft“, erklärt der junge Spieledesigner.

Österreich kein Nachteil

Trotzdem schafften sie es, sich nach ein paar Monaten endlich ein erstes Gehalt auszahlen zu können. Allerdings nur für drei Entwickler. Christoph Binder hat das Projekt inzwischen verlassen. Er hilft aber gelegentlich noch aus. Bohatsch, Hackl und Vorlaufer sind weiterhin in gutem Kontakt mit ihm. Ob Österreich als Standort für junge Entwickler überhaupt geeignet ist? Für „Broken Rules“ kein Problem. „Face-to-Face-Kontakte sind heutzutage nicht so wichtig wie früher“, erklärt Bohatsch. Derzeit arbeitet „Broken Rules“ daran, ihr Spiel für die Nintendo-Spielkonsole Wii umzusetzen. Auch hier stoßen sie derzeit auf einige Probleme. „Seit Juni machen wir nur technische Fitzeleien“, sagt Vorlaufer. Viel lieber würde er sich bereits dem nächsten Projekt widmen, etwas Kreatives schaffen.

Wo die Reise hingehen soll, wissen die drei noch nicht genau. Es soll aber definitiv kein „And Yet It Moves 2“ werden. Viele Spiele werden heutzutage auch für das iPhone entwickelt. Für Bohatsch ist es eine interessante Plattform, und ein Spiel für das Apple-Handy „wäre spannend“. In Zukunft will „Broken Rules“ auch mehr ins Marketing investieren. Für sie steht fest: Sie wollen weiterhin als unabhängiges Studio bestehen.

AUF EINEN BLICK

Broken Rules ging als Entwicklerstudio aus einem Studentenprojekt hervor. Derzeit versuchen Felix Bohatsch, Jan Hackl und Peter Vorlaufer, ihr Spiel „And Yet It Moves“ kommerziell zu vertreiben.

www.brokenrul.es

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2009)


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