„Will nicht erklären müssen, dass wir kein Nazi-Land sind“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ariel Muzicant, Unternehmer und einer der Großsponsoren des Wahlkampfs für Van der Bellen, kritisiert die Zurückhaltung der ÖVP.

Wien. ÖVP-Spitzenpolitiker halten sich zurück, was Aussagen über das Wahlverhalten bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten betrifft – von einer Wahlempfehlung der Partei erst gar nicht zu sprechen. Ariel Muzicant, Unternehmer und einer der Großsponsoren des Wahlkampfs für Alexander Van der Bellen, versucht nun offenbar Druck auf die ÖVP auszuüben. Oder zumindest sein Unverständnis über das Verhalten der Partei-Verantwortlichen auszudrücken.

„Ich verstehe nicht, dass sich das bürgerliche Österreich nicht stärker zu Wort meldet“, sagt der langjährige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde zur „Presse“. „Das ist ein Fehler, das wird den Bürgerlichen bei der nächsten Nationalratswahl um die Ohren fliegen. Dieses taktische Lavieren, sich ständig eine Tür zur FPÖ offen zu halten, das wird abgestraft werden.“

Denn für Ariel Muzicant ist FPÖ-Kandidat Norbert Hofer „tief im Deutschnationalismus“ verwurzelt. Immerhin habe er am „rechtslastigen“ FPÖ-Proramm mitgeschrieben. „Durch die FPÖ werden die christlich-sozialen und bürgerlichen Werte über den Haufen geworfen. Österreich ist ein Land, in dem Nächstenliebe und Humanität im Vordergrund stehen. Norbert Hofer will anderes.“ Dieser strebe eine ähnlich autoritäre Politik wie in Ungarn und Polen an.

Erinnerung an Waldheim-Zeit

Und überhaupt, sagt Muzicant: „Ich habe die Waldheim-Zeit und die Zeit von Blau-Schwarz satt. Ich will nicht erklären müssen, dass Österreich kein Nazi-Land ist.“ Sieht er tatsächlich die Gefahr, dass Österreich bei einem Sieg Hofers am 4. Dezember international ähnlich massiv unter Kritik stehen könnte wie damals? Ja, meint er, diese Gefahr sei sehr groß. (d.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2016)

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