Ballmütter
Die Frauen hinter dem Opernball
Ein Fest für 5500 Walzertänzer und den einen oder anderen ungestümen Logengast will gut organisiert sein. Diese Damen haben Ballgeschichte geschrieben.

Am 23. Februar 2017 organisierte Maria Großbauer ihren ersten Opernball. Als Gattin von Philharmonker-Chef Andreas Großbauer setzte sie bei ihrem Ball-Debüt ganz auf Musik. Von den Blumen bis hin zu den Damenspenden zogen sich Zitate aus bekannten Opern wie ein roter Faden durch das Fest. Dieser Idee sollte sie auch in den Folgejahren treu bleiben.
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Höhepunkt der diesjährigen Eröffnung ist der Auftritt von Anna Netrebko. Die Sopranistin singt zuerst "Il bacio" von Luigi Arditi. Ehemann Eyvazov wird dann die weltberühmte Arie "Nessun dorma" aus "Turandot" von Giacomo Puccini darbieten. Gemeinsam geben sie noch "O soave fanciulla" aus "La Boheme" von Puccini zum Besten.
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Großbauer trat in die Fußstapfen von Desiree Treichl-Stürgkh. Sie ging als sanfte Restauratorin in die Ball-Geschichte ein. Unter den neun Jahren (2008 bis 2015) ihrer Schirmherrschaft wurde aus einem leicht angestaubten Fest eine vergleichsweise "hippe" Veranstaltung. Zudem gelang es "Desi", dass auch in der Organisation nach Jahren voller Streitigkeiten zumindest nach Außen hin wieder Ruhe einkehrte.
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Ursprünglich wollte die Mutter dreier Kinder aber gar nicht "Ballmutter" werden. Bei ihrem ersten Opernball 2008 ließ sie sich nach dem Abgang von Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler von dem damaligen Direktor Ioan Holender (im Bild) lediglich zu einer "beratenden Rolle" in der Organisation überreden. "Ich werde nicht das Gesicht des Balles sein", sagte sie damals. Sie wurde es doch. Es war aber kein leichtes Erbe, das die Herausgeberin des "Home"-Magazins antrat.
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Sacher-Ikone Elisabeth Gürtler hatte unter ihrer Regentschaft (1999 bis 2007) vor allem auf honorige Gäste aus Wirtschaft und Politik gesetzt, was die Veranstaltung nach den Skandal-Jahren zwar sehr seriös, aber auch ein wenig langweilig machte.
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Die kolportierten Unstimmigkeiten zwischen ihr und dem oft dominierenden Opern-Chef seien nicht der Grund für ihren Rückzug gewesen, beteuerte Gürtler zu ihrem Abschied. Gürtler hatte die Organisation im Jahr 1999 übernommen, als die Veranstaltung ein wenig zu schrill geworden war (im Bild: Zeitzeuge Richard Lugner) und vor allem als "Ball der Bälle" Gassenhauer-Schlagzeilen lieferte. Gemeinsam mit Holender sorgte die Sacher-Chefin dafür, dass das Spektakel wieder zu den ursprünglichen drei Säulen - Kunst, Politik und Wirtschaft - zurückkehrt ist.
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Die große Dame des Opernballs, Lotte Tobisch, organisierte 1981 ihren ersten Ball. 16 turbulente Jahre lang voll mit Demonstrationen, Starrummel und Stornierungen prägte die Schauspielerin als Opernball-Lady die Veranstaltung im Sangeshaus am Ring. "Man muss alles ordentlich, aber auch mit dem nötigen Witz machen", sagte die ehemalige Burgschauspielerin einmal. Letztlich sei der Opernball ja nur ein sehr, sehr schönes Faschingsfest. "Da muss man schon die Kirche im Dorf lassen."
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Selbst mit 92 kennt die ehemalige Opernball-Lady weder Rast noch Ruh - ein voller Terminkalender gehört zu ihrem Alltag. So ist sie Präsidentin des Vereins "Künstler helfen Künstler", der in Baden ein Alterswohnheim betreibt. Außerdem setzt sie sich für Alzheimer-Betroffene ein.
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Vor Lotte Tobisch kam Christl Schönfeldt, sie starb 2013 im 98. Lebensjahr. 1955 holte sie Direktor Karl Böhm als seine persönliche Referentin an die Wiener Staatsoper. Einer ihrer Aufgabenbereiche war die Organisation und Durchführung des ersten Wiener Opernballes nach dem Krieg im Jahre 1956 im wiederaufgebauten Opernhaus
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"Christl Schönfeldt hat wesentlich dazu beigetragen, den Ball als glanzvolles Fest und zu einem der bedeutendsten österreichischen Gesellschaftsereignisse zu etablieren. (...) Sie wird immer die 'Übermutter’ des Opernballs bleiben", huldigte die spätere Nachfolgerin Desiree Treichl-Stürgkh.
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