Schweizer Ski-Resort verdient im Juli mehr als im Dezember

10 08 2014 Engelberg Bild zeigt Touristen aus Asien verlassen Reisecars und besuchen das Schneepar
10 08 2014 Engelberg Bild zeigt Touristen aus Asien verlassen Reisecars und besuchen das Schneepar(c) imago/Geisser (imago stock&people)
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Ein ehemaliger Schweizer Banker hat 2009 in Aktien der Bergbahnen Engelberg investiert. Der Kurs hat sich seither verdreifacht, auch dank der Sommertouristen aus China und Indien.

Nach drei Jahren grüne Weihnachten verdienen einige Schweizer Skigebiete mehr Geld im Juli als im Dezember – und Hans Grüter hat damit keinesfalls ein Problem. Grüter, ein ehemaliger Banker, besitzt nahezu elf Prozent der Bergbahnen Engelberg Trübsee Titlis AG. Das Unternehmen betreibt eines der wenigen börsennotierten Ski-Resorts der Schweiz am Fuße des 3238 Meter hohen Bergs Titlis.

In den vergangenen 18 Monaten sah die Aktie nicht gerade wie eine Sieger-Wette aus. Das Ergebnis wurde belastet von einem starken Franken, strengeren Visa-Anforderungen für Chinesen und einem Mangel an Schnee über Neujahr. Doch Grüter nimmt eher eine langfristige Sichtweise ein. Diese Strategie hat sich bezahlt gemacht. Schließlich verdreifachte sich der Kurs seit 2009, als er das erste Mal die Aktie kaufte. Das ließ den Wert seiner Beteiligung auf rund 23 Mllionen Franken anschwellen.

"Aktie fast aus Wohlwollen gekauft"

„Anfangs habe er die Aktie fast aus Wohlwollen gekauft, doch seitdem sei der Kurs stark angestiegen“, sagt er in einem Interview mit Bloomberg. Der Betrieb eines Skigebiets sei teuer, die Sommersaison profitabler.

Ähnlicher Meinung ist auch Norbert Patt, Geschäftsführer von Engelberg Trübsee. Zwar stehen die Winteraktivitäten hinter etwas mehr als der Hälfte der Umsätze, doch sie tragen nur rund 35 Prozent zu den Gewinnen bei. Der Rest geht auf das Konto von Sommer-Touristen aus Übersee, Wanderer und anderen Nicht-Ski- Besuchern, die Geld für Unterkünfte, Mahlzeiten und Aktivitäten wie Biketouren und Klettersteige ausgeben.

Unabhängiger vom Wintertourismus

Diese Entwicklung im Laufe der Zeit hat dem Unternehmen geholfen, unabhängiger von unzuverlässigem Schnee zu Beginn der Saison zu werden. Investitionen in Schneeerzeugungs-Technologie und die Förderung von Tourismus zu allen vier Jahreszeiten mit Blick auf Besucher aus China und Indien haben ebenfalls ihren Beitrag geleistet.
Der Aktienkurs von Engelberg Trübsee ist zwischen Ende 2009 und dem 31. Januar 2017 um satte 465 Prozent gestiegen, unter Einbeziehung der Dividenden. Das brachte unterm Strich einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von etwa 28 Prozent.

Umfangreicher Schneefall im November und danach ein Investment in künstlichen Schnee hätten es ermöglicht, die Pisten über Weihnachten offen zu halten, als andere Skigebiete mit Mangel an „weißem Gold“ zu kämpfen gehabt hätten, sagt Patt. Dadurch stieg die Anzahl der Besuche zwischen Saisonbeginn und 24. Januar auf 238.000 – fünf Prozent mehr als im Vorjahr und auf Augenhöhe mit der Saison 2014-2015. Letztere sei die beste aller Zeiten gewesen. Ein kalter Januar und frischer Schnee könnten die Saison bis April und in den Mai hinein verlängern, sagt Patt.

Im Juni kommen die Inder

Die Buchungen bei den zwei Hotels und dem Wohnungs-Komplex von Engelberg Trübsee im Mai und Juni – dem wichtigsten Monat für Besucher aus Indien – seien sehr gut und besser als 2016, berichtet er. Juli bis September seien die beliebtesten Monate für chinesische Touristen, wobei sich die Nachfrage aus dem Land wohl stabilisiert habe.
Grüter und seine Frau hatten ihren Anteil an Engelberg Trübsee immer weiter erhöht, während andere Chalet-Besitzer in der Region wegen der unzuverlässigen Schneedecke frustriert waren und verkauften. Die Chance, die Aktie zu erwerben, ergebe sich nicht oft, sagt er. Im vergangenen Jahr sicherte sich Grüter weitere 3000 Titel – ein Schritt, den er definitiv bei der nächsten Gelegenheit wiederholen wolle.
Grüter mag die Tatsache, dass das Management-Team “einen sehr, sehr langfristig Ausblick“ beim Unternehmen habe. „Den muss man auch haben. Kurzfristig, das geht nicht.”

(Bloomberg)


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