Deutsche Staatsbank KfW hat ihre IT nicht im Griff

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Rund sechs Milliarden Euro überwies die deutsche Förderbank KfW irrtümlich an vier Banken. Ein erfahrener Programmierer habe einen Fehler gemacht, hieß es. Allerdings handelt es sich nicht um die erste Panne.

Wien. Gleich vorweg: Es handelt sich um keinen Scherz und auch nicht um Fake News. Die deutsche Staatsbank KfW hat – wie sie der Nachrichtenagentur Reuters nun bestätigte – am 20. Februar rund sechs Milliarden Euro versehentlich an vier Banken überwiesen. Nur gut, dass der Fehler sowohl der KfW als auch den vier Geldinstituten rasch auffiel. Letztere retournierten die grundlos gezahlten Gelder umgehend an die staatliche Förderbank. Ein finanzieller Schaden entstand dem Geldhaus aus der peinlichen Panne also nicht.

Die Frage, wie so etwas nur passieren kann, muss sich die KfW dennoch gefallen lassen – und gab darauf auch eine Antwort. Es handle sich um menschliches Versagen. Einem erfahrenen Programmierer sei ein Konfigurationsfehler unterlaufen. Aufgrund dieses programmierten Systemfehlers in der Zahlungsverkehrssoftware seien Geldbeträge quasi in Dauerschleife an die vier Banken überwiesen worden. Kritiker wollen dieser Begründung nicht so recht Glauben schenken. Denn Änderungen an der Bankensoftware werden in der Regel nicht während der Geschäftszeiten vorgenommen, sondern stets außerhalb des Betriebes probegetestet.

320 Mio. Euro an Lehman

Die Zweifler kann man irgendwie verstehen, zumal es sich bei diesem Überweisungsfehler nicht um den ersten in der KfW-Geschichte handelt. Am 15. September 2008, dem Tag an dem Lehman Brothers ihren Insolvenzantrag stellten, überwies die Förderbank noch rund 320 Millionen Euro an die strauchelnde Investmentbank. Dieses Hoppala brachte der Bank nicht nur einen Schaden von rund 100 Mio. Euro ein, sondern auch den Titel „Deutschlands dümmste Bank“ von der „Bild“-Zeitung.

Bei der KfW handelt es sich keineswegs um eine kleine Bank. Mit einer Bilanzsumme von 500 Mrd. Euro ist sie eines der größten Geldhäuser Deutschlands. Nur Deutsche Bank, Commerzbank und DZ Bank sind größer. Die deutsche Förderbank muss auch alle Vorgaben des Kreditwesengesetzes erfüllen, schließlich wird sie seit 2016 von der Finanzmarktaufsicht Bafin geprüft. Und die Aufsichtsbehörde fand bei ihrer ersten Prüfung im vergangenen Jahr auch prompt zahlreiche Fehler. Ausgerechnet der Bereich IT war es, der der Bafin besonders sauer aufstieß, wie ihre Fehlerfeststellungen belegen.

Dabei versucht die KfW ihre Schwachstelle nun schon seit einigen Jahren in den Griff zu bekommen. Nachdem das Großprojekt IT-Modernisierung finanziell jedoch völlig auszuufern begann, zog Vorstandsvorsitzender Ulrich Schröder 2014 diese Agenda einige Zeit lang an sich. Offensichtlich gibt es immer noch viel zu tun. Doch alles zu seiner Zeit. Zuerst werde „eine detaillierte interne und externe Ursachenaufklärung eingeleitet“, verlautete die KfW. Man habe auch Maßnahmen eingeleitet, „dass sich das nicht noch einmal wiederholt.“ (hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2017)

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