Goldman
Der ''vampirartige Tintenfisch''
Die US-Bank Goldman Sachs ist der eigentliche Profiteur der Finanzkrise.

Das Hauptquartier von Goldman Sachs ist in einem bräunlichen Betonblock aus den 1980er Jahren untergebracht. Touristen übersehen das Gebäude auf dem Weg zur New Yorker Börse leicht. Nicht einmal ein Firmenlogo prangt an der Fassade.Doch der Schein trügt: Von der 85 Broad Street aus zieht die Bank ihre Fäden. Sie ist DER Profiteur der Finanzkrise, ihre Verbindungen reichen bis zur hohen Politik. Goldman Sachs ist ein Machtfaktor, an dem niemand vorbeikommt.Im folgenden ein Porträt des "vampirartigen Tintenfischs", wie das US-Magazin "Rolling Stone" die Bank bezeichnet.
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Goldman Sachs wird an der Wall Street gern auch als Goldmine Sachs bezeichnet."Was ist der Unterschied zwischen Goldman Sachs und Tansania (im Bild)?", fragte das britische Blatt "The Guardian" vor Jahren. "Das eine ist ein afrikanisches Land, in dem sich 25 Millionen Menschen 2,2 Milliarden Dollar teilen, das andere ist eine Investmentbank, in der sich 161 Menschen 2,6 Milliarden Dollar teilen."
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In den Vereinigten Staaten kursieren hartnäckige Verschwörungstheorien, wonach Goldman Sachs wegen der politischen Ämter ehemaliger Mitarbeiter Vorteile erhält - in diesem Zusammenhang ist von "Government Sachs" die Rede.Der 2008 bei der Rettungsaktion für AIG involvierte damalige Finanzminister Henry Paulson etwa war lange Jahre Vorstandsvorsitzender von Goldman Sachs.
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Vermittelt wurde die Nominierung von Paulson zum Finanzminister von Josh Bolten, Stabschef im Weißen Haus. Auch er ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Goldman Sachs.
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Es war Finanzminister Paulson, der den Goldman-Konkurrenten Lehman Brothers am 15. September 2008 in die Pleite schlittern ließ und die Finanzwelt damit an den Rand des Abgrunds brachte.Goldman profitierte vom Tod des Konkurrenten: In Folge konnte die Kundenbasis deutlich verbreitert werden.
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Kurz nach der Lehman-Pleite entschied Paulson, den Versicherungsriesen und wichtigen Goldman-Geschäftspartner AIG aufzufangen.
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Als neuer AIG-Chef wurde von der Regierung Edward Liddy eingesetzt, der davor im Verwaltungsrat von Goldman saß.Dank der staatlichen Milliardenhilfen konnte AIG die Ansprüche seiner Geschäftspartner wieder befriedigen. Nach monatelanger Weigerung wurde bekannt: Goldman Sachs hatte mit 12,9 Milliarden Dollar den Hauptanteil erhalten.
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Der ehemalige US-Finanzminister Timothy Geithner (Jänner 2009 bis Jänner 2013) kam zwar nicht von Goldman, begann seine Karriere aber als Schützling von Robert Rubin, der unter US-Präsident Bill Clinton als Finanzminister diente. Auch Rubin ist ein ehemaliger Goldman-Vorstand.
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Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz nennt das die Politik der "amerikanischen Drehtür"."Die Leute gehen von der Wall Street ins Finanzministerium und dann zurück an die Wall Street", kritisiert er. Eine wirkliche Reform der Finanzwelt sei da praktisch unmöglich.
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Doch auch in der Euro-Krise beeinflusse Goldman Sachs die Politik, sagen Kritiker. Der Grund: EZB-Chef Mario Draghi war von 2002 bis 2005 Vizechef der Investmentbank. Italiens ehemaliger Regierungschef Mario Monti wurde 2005 zum internationalen Berater der Bank.
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Der Erfolg zieht auch Neid nach sich. "Goldman gewinnt immer", klagt der Manager einer Wall Street-Bank auf "Spiegel Online": "Wir hassen Goldman".
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Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman wirft der Bank vor, erst Geld mit dem Verkauf der verbrieften Subprime-Hypotheken gemacht zu haben, um dann auf fallende Kurse dieser Ramschpapiere zu setzen."Im Endeffekt hat Goldman Gewinne gemacht, indem die Bank uns alle für dumm verkauft hat", schreibt Krugman in der "New York Times".
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Das "Wall Street Journal" kritisiert, dass Goldman "das beste beider Welten" genieße: Die hohen Profite und den Steuerzahler als Rückhalt.Das US-Magazin "Forbes" forderte daher eine Aufspaltung der zu groß und mächtig gewordenen Bank.
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Goldman-Chef Lloyd Blankfein hatte daher eine Image-Kampagne gestartet, die ihn als reuigen Sünder zeigen sollte. Nachdem er kurz vorher noch geprahlt hatte, "das Werk Gottes" zu verrichten, räumte er im Jahr 2010 eine Mitschuld an der Krise ein.Bloß glaubte ihm das niemand.
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Zeitweise schien es, als werde es für Goldman Sachs immer enger. Ein 639 Seiten langer Senatsbericht aus dem April 2011 war gespickt mit Vorwürfen, die Bank habe sich in der Finanzkrise auf Kosten seiner eigenen Kunden bereichert und "dreckige Geschäfte" gemacht. Doch die Justiz fand "keine brauchbare Basis", um strafrechtlich gegen Goldman vorgehen zu können. "Wir sind glücklich, dass diese Sache hinter uns liegt", erklärte die Investmentbank. Sie muss wegen ihrer Geschäfte zu Zeiten der Finanzkrise keine Strafverfolgung mehr fürchten.
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