484 Hannover / Deutschland

Das Neue Rathaus von Hannover (532.000 Einwohner, Hauptstadt Niedersachsens) wurde zwischen 1901 und 1913 etwas außerhalb des Stadtkerns erbaut, im Maschpark, einst Überschwemmungsgebiet der Flüsse Leine und Ihme.

Eröffnet wurde das Neue Rathaus noch durch Kaiser Wilhelm. Auf dem Weg zur Aussichtsplattform stößt man auf den direkten Draht zum Pförtner.

Im Foyer des Gebäudes befinden sich Hannover-Modelle aus den verschiedensten Epochen. Das eindrücklichste – auf furchtbare Art – ist jenes von 1945-46. Auch das Neue Rathaus selbst, obwohl nicht im Zentrum gelegen, war übrigens schwer beschädigt.

In den Trümmern und im Staub des Bombardements blieben von einer Altstadt voller Fachwerkhäuser nur ganz wenige stehen. Von manchen überstanden nur noch Fassaden, dahinter wurde das Haus neu gebaut.

Der alte Fernsehturm (1958/59) im Zentrum heißt unter den Leuten „Telemoritz“ (um ihn vom größeren „Telemax“ zu unterscheiden), der offizielle Name lautet, wie man dem Bild entnehmen könnte, „VW-Tower“ – aber nicht „Nutzfahrzeugsturm“.

Die berühmte „Lüttje Lage“, eine Hannoveraner Trinktechnik, bei der ein lokales Lüttje-Lagen-Schankbier, das den Bewohnern einfach zu schwach war, mit einem Kornbrand gemischt wird – aber nicht im Glas, sondern erst während des Trinkprozesses. Profis wie dieser Mann tropfen die wertvolle Flüssigkeit nicht auf die eigene Nase.

In den Herrenhäuser Gärten (namentlich im Georgengarten, einem Stadtpark in englischem Stil) beherbergt das Georgenpalais das Wilhelm-Busch-Museum mit seiner bedeutenden Sammlung an satirischer Karikaturen-Kunst …

… und im Hauptteil der Gärten findet nun schon zum 27. Mal an mehreren Abenden der Internationale Feuerwerkswettbewerb statt. Das hier sind die Raketen des österreichischen Teams „SteyrFire“, das bereits performt hat, es folgen noch Teams aus England (19.8.), Polen (2.9.) und den USA (16.9.), bevor die Jury einen Sieger kürt.

Bis es an solchen Feuerwerkstagen dunkel wird, bieten die Herrenhäuser Gärten eine Vielzahl an Unterhaltungen, darunter auch Phantasie-Tiere, die aus der Hand fressen.

Weltausstellungs-Gelände, Blick auf den 40 Meter hohen holländischen Pavillon der Expo 2000 („gestapelte Landschaften“), der durch Vandalismus und Brände gefährdet ist und seinerseits eine Gefahrenquelle für kletterbegeisterte Jugendliche darstellt. „Der Spiegel“ bezeichnete die Nachnutzung der EXPO als „völlig missglückt“, während die Veranstalter eine positive Nachnutzungsrate von 85% errechneten.

Linden an der Leine ist der mittlerweile am stärksten gentrifizierte Stadtbezirk Hannovers, rund um die Kesselhäuser des Heizkraftwerks Linden (im Volksmund die „drei warmen Brüder“) hat sich eine lebhafte Nachbarschafts-Szene entwickelt.

Linden, im 19. Jahrhundert eine Industriestadt, im 20. Jahrhundert ein Arbeiterbezirk, hat heute an die 50.000 Bewohner und ist jener Teil der Stadt, über den man ohne Übertreibung sagen kann: Er ist urban.
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