Peter Jonas

Von Science-Fiction zur Realität der Hirnforschung

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Neurowissenschaften. Über viele Leistungen des Gehirns ist erst wenig bekannt. Peter Jonas erforscht, wie die Nervenzellen miteinander kommunizieren.

Im besten Fall erfüllen sich in der wissenschaftlichen Arbeit von Peter Jonas Träume. „Was vor 15 bis 20 Jahren noch Science-Fiction war, ist heute Realität“, sagt der Hirnforscher, der seit 2010 am Neurowissenschaftlichen Forschungscluster des Institute of Science and Technology (IST) Austria nahe Klosterneuburg tätig ist. Es sei jedenfalls schön zu sehen, wie die Ideen, die man als junger Forscher hatte, nun durch neue Techniken Realität würden.
Die Gehirnforschung stehe insgesamt noch immer am Anfang, sagt er, der als Koryphäe seines Fachs gilt. Das IST Austria rühmte ihn gar als einen der führenden Neurowissenschaftler, als es ihn vor sieben Jahren an Bord holte. Jonas selbst sieht das bescheidener: Weltweit befassten sich rund 30.000 Forscher mit Neurowissenschaften. Er freue sich aber, mit seiner Forschungsgruppe in Teilbereichen Ansätze und Methoden entwickelt zu haben, die von anderen übernommen werden.
So ist es ihm etwa gelungen, Messmethoden zu entwickeln, die Untersuchungen auf Nanometerebene erlauben. Das habe das gesamte Feld der Neurowissenschaften weitergebracht, sagt er selbst. Außerdem charakterisierte er die sogenannten GABergen-Interneurone, Hirnzellen, die Signale sehr schnell senden, über die zuvor aber nur wenig bekannt war. Und es gelang ihm, am Computer Modelle zu schaffen, mit denen sich experimentelle Befunde widerspiegeln lassen. Experimente blieben aber immer spannend, weil man damit „direkt beobachten könne, wie biologische Systeme funktionieren“, sagt er. Dieses Verständnis zu erweitern, treibt ihn an. Wie funktioniert Lernen, wie das Gedächtnis? Wie erkennt der Mensch Muster? Man wisse über viele, im täglichen Leben selbstverständliche, Leistungen des Gehirns erst wenig, so Jonas.
Der im deutschen Darmstadt geborene, aus einer Architektenfamilie stammende Jonas studierte Medizin. Doch dann wollte er die den Dingen zugrunde liegenden Prozesse genauer verstehen als es in den Lehrbüchern stand – und wurde Wissenschaftler. Für ihn ist das Gehirn bis heute „vielleicht das interessanteste Organ“. Stets interessierte ihn dabei besonders, wie Nervenzellen an ihren Kontaktstellen, den Synapsen, Informationen übertragen.

Die höchsten Förderungen Europas

Die Liste der Auszeichnungen, die er für seine Leistungen bekommen hat und die es ihm ermöglichen, seine Forschung weiter zu vertiefen, ist lang. Im Vorjahr erhielt Jonas etwa mit dem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgensteinpreis den höchsten in Österreich vergebenen Wissenschaftsförderpreis. Gleich zweimal vergab der Europäische Forschungsrat einen mit jeweils rund 2,5 Millionen dotierten Advanced Grant an ihn.
Nach seinen Hobbies befragt, überlegt er kurz. Die Themen, die einen Forscher an seinem Arbeitstag beschäftigten, interessierten auch nach 21 Uhr. Aber er versuche, seine Arbeitskraft beim Sport zu regenerieren: beim Joggen, Mountainbiken oder Klettern. Das helfe ihm auch, neue Perspektiven zu finden. (gral)


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