Der Ayatollah räumt ein, dass das Regime Anhänger verloren hat, ist sich aber der Unterstützung der Mehrheitsbevölkerung sicher. Ausländische Medien würden die Opposition beeinflussen.
Ayatollah Ali Khamenei hat eingeräumt, dass die iranische Führung einige Anhänger verloren habe. Aber: "Die Realität ist, dass für jeden, dessen Unterstützung wir nicht mehr haben, doppelt so viele auf unsere Seite gekommen sind", sagte das geistliche Staatsoberhaupt am Mittwoch in seiner ersten öffentlichen Äußerung zu den jüngsten Unruhen.
Die Gegner der Regierung stünden unter dem Einfluss ausländischer Medien, sagte Khamenei laut der Studenten-Nachrichtenagentur ISNA. Für die Ausschreitungen, denen mindestens acht Menschen zum Opfer fielen, machte er ausschließlich die reformorientierte Opposition verantwortlich. Es waren die blutigsten Zusammenstöße seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad im vergangenen Juni.
Hunderttausende regierungstreue Demonstranten
Mit der massenhaften Mobilisierung ihrer Anhänger demonstrierte die iranische Führung am Mittwoch Stärke. Hunderttausende regierungstreue Iraner bekundeten in Teheran und anderen Städten den zweiten Tag in Folge ihre Unterstützung für die Regierung. Sie beschuldigten die Führer der Opposition, Unruhen in der Islamischen Republik zu schüren und forderten deren Bestrafung.
Von Demonstrationen der Regierungsgegner wurde zunächst nichts bekannt, obwohl sie auf Internetseiten der Reformbewegung angekündigt worden waren.
Die Kundgebungen der regierungstreuen Iraner wurden vom Staatsfernsehen direkt übertragen. In Sprechchören bekundeten sie ihre Unterstützung für den Obersten Führer Ayatollah Khamenei und trugen Bilder des Geistlichen. "Moussavi ist für das Blutvergießen verantwortlich", riefen andere Demonstranten über den unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mir-Hossein Moussavi.
Opposition als "Feinde Gottes"
"Tut Buße, oder der Staat wird Euch als Mohareb (Feinde Gottes) behandeln", forderte der Geistliche Ahmad Alamolhoda ein Einlenken der Opposition. Deren Vertreter waren in den vergangenen Tagen wiederholt als "Feinde Gottes" bezeichnet worden, wofür ihnen nach dem Recht der Islamischen Republik die Todesstrafe droht.
"Für Toleranz gegenüber Teilnehmern an illegalen Kundgebungen ist kein Platz mehr", drohte Polizeichef Esmail Ahmadi Moghaddam der Opposition mit einem harten Vorgehen. Auch er sprach von "Feinden Gottes", von denen einige bei den Demonstrationen am Sonntag festgenommen worden seien.
Hardliner fordern Verhaftungen
"Das Volk will, dass die Anführer des Aufruhrs bestraft werden", rief ein Redner in Teheran. Die Beschimpfung der Religion werde nicht länger geduldet. Der für seine harte Linie bekannte Abgeordnete Hasan Norouzi forderte die Justiz auf, die Führer der Opposition zu verhaften.
Die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi warf der Regierung vor, ihre am Dienstag verhaftete Schwester als Geisel zu halten. Ihre Schwester werde seit Monaten unter Druck gesetzt. "Man hat ihr angedroht, sie festzunehmen, falls ich mit meinen Menschenrechtsaktivitäten im Ausland nicht aufhören würde", sagte Ebadi der Deutschen Welle.
(Ag.)