"Goldener Windbeutel" für dreisteste Werbelüge: Negativpreis für Alete
Ochsenschwanzsuppe ohne Ochsenschwanz, Kinderkekse voller Zucker: Foodwatch hatte fünf Produkte für ihren Negativpreis "Goldener Windbeutel" nominiert. Nun ist die Entscheidung gefallen.

Nach zwei Jahren Pause verleiht die deutsche Verbraucherorganisation Foodwatch heuer wieder ihren Negativpreis "Goldener Windbeutel". Gekürt wird die "dreisteste Werbelüge" des Jahres, fünf Produkte standen zur Wahl.
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Der Negativpreis geht an Babynahrungshersteller Alete mit seinem "Kinderkeks". Foodwatch kritisiert, dass die Kekse als "babygerecht" angepriesen werden, obwohl sie 25 Prozent Zucker enthalten. "Sie sind damit alles andere als babygerecht, sondern fördern Karies" lautete die Begründung von Foodwatch. Die WHO empfiehlt für Babys explizit Produkte ohne zugesetzten Zucker. Alete mit Sitz im hessischen Bad Homburg wollte den Preis nicht annehmen. Geschäftsführer Peter Hüttmann kündigte an, die Rezeptur des Kekses zu überarbeiten. Dies geschehe unabhängig von dem Negativpreis, sagte Hüttmann. Das veränderte Produkt komme 2018 auf den Markt. Außerdem will das Unternehmen das von Foodwatch kritisierte Wort "babygerecht" von der Packung streichen.
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Von der Firma Bauer setzte Foodwatch den "Protein Drink Vanille" auf die Liste. Das Getränk sei 50 Prozent teurer als andere Vanillemilch, "dabei ist das zugesetzte Protein völlig überflüssig und nur ein profitabler Marketing-Trend", kritisierte die Verbraucherorganisation. Bauer erklärte auf Anfrage, das Getränk erfülle den Wunsch der Verbraucher nach "proteinreichen Trendprodukten" und halte die gesetzlichen Vorschriften zur Produktkennzeichnung ein.
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Das "Urlegenden Müsli Quinoa, Apfel, Cranberries & Chia-Samen" der Firma Kellog's steht ebenfalls zur Wahl für den "Windbeutel". Das Müsli enthalte nur 2,5 Prozent "Urkorn" in Form von Quinoa, dafür aber 20 Prozent Zucker, Palmöl, Aroma und Zusatzstoffe. "Alles andere als ursprünglich", kommentierte Foodwatch. Kellog's erklärte, das Unternehmen müsse die Vorwürfe zunächst prüfen.
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Für den diesjährigen "Windbeutel" nominierte Foodwatch auch "Lacroix Gebundene Ochsenschwanz Suppe" von Continental Foods. Eines suche man in der Ochsenschwanzsuppe vergeblich: Ochsenschwanz. Das Unternehmen erklärte, dass "aus Qualitätsgründen" kein Ochsenschwanz enthalten sei, weil dieser häufig knorplig und sehnendurchwachsen sei. Nur zusätzliche Bezeichnungen wie "original" oder "klassische Ochsenschwanzsuppe" setze die Verwendung von Ochsenschwanz voraus.
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Schließlich stand noch das "Becel Omega-3 Pflanzenöl" von Unilever auf der Liste. Das Unternehmen werbe damit, dass das Öl "3x mehr Omega-3 als Olivenöl" enthalte. Der Vergleich ist laut Foodwatch irreführend, denn Olivenöl enthalte naturgemäß nicht besonders viele Omega-3-Fettsäuren. Unilever erklärte, das Becel Omega-3 Pflanzenöl sei ein hochwertiges Pflanzenöl; alle wichtigen Informationen zum Produkt fänden sich auf der Verpackung. Das Unternehmen kritisierte Foodwatch scharf: "Mit der sogenannten Verleihung des goldenen Windbeutels greift Foodwatch deutsche Markenprodukte an, die allen nationalen und europäischen Gesetzen und Vorgaben entsprechen."
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In diesem Jahr vergab Foodwatch den Negativpreis zum siebenten Mal. Beim letzten Mal 2014 wählten Verbraucher "Alete Trinkmahlzeiten" zur "Werbelüge des Jahres". Die Wahl für den "Goldenen Windbeutel" lief bis zum 26. November; Verbraucher konnten online abstimmen. >>> zur Abstimmung auf "Foodwatch"
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