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Opernball

Opernball: Eine Bilderreise durch die Zeit

Von Kaiser Franz Joseph I. bis Richard Lugner. Der Opernball hat eine ereignisreiche Historie, ein Blick zurück.
11.02.2021 um 10:00
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Opernball

Würden wir nicht gerade in der Corona-Pandemie stecken, würde zu dieser Zeit der Opernball über die Bühne gehen. Jedes Jahr im Fasching werfen sich dabei Millionen-Jongleure, Politiker und gut geschmückte Mitglieder der High Society in Frack und Couture - und bitten im ersten Haus am Ring zum Walzer.

Der Opernball hat eine ereignisreiche Historie, ein Blick zurück.

Die Presse

1869 wurde auf Geheiß von Kaiser Franz Joseph I. an der Ringstraße ein neues Opernhaus erbaut. Als noch im selben Jahr das Personal des k. k. Hofoperntheaters einziehen konnte, verweigerte der Kaiser jedoch die Erlaubnis in seinem Theater Tanzfeste zu feiern. Der notorische Frühaufsteher war generell kein Freund von Abendveranstaltungen, schreibt die Wiener Staatsoper in ihren Geschichtsbüchern.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Deshalb fand der "Ball in der Hofoper" im ebenfalls neuen Musikverein statt. 1877 gab es dann das kaiserliche Einverständnis zur "Soirée" im neuen Opernhaus, allerdings mit einer Einschränkung: Tanz war tabu.

Doch "Wienerblut und Wienermut" hielten stand und so fanden die Wiener ein "Hintertürchen" zum Tanz zu später Stunde, wie das "Wiener Fremdenblatt" berichtete.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Kurze Zeit später durfte dann auch in der Oper offiziell getanzt werden; der allererste ballähnliche Abend trug den Namen "Hofopern Soirée". Zur Eröffnung gab es Musik unter der Leitung von "Walzerkönig" Johann Strauß, der seine "Reminiszenzen an Alt- und Neu-Wien" zum Besten gab. Pate stand die Pariser "Bal de l'Opéra" (siehe Bild).

(c) ONB Bildarchiv Austria

Die Künstler wünschten jedoch für ihre Feste einen intimeren Rahmen, weshalb die Hofopern-Soiréen kurze Zeit später in die Redoutensäle der kaiserlichen Hofburg verlegt wurden.

Von 1899 bis 1921 musste die Wiener Oper aus feuerpolizeilichen Gründen gesperrt bleiben; auch der Untergang der Habsburger-Monarchie 1918 bremste die imperialen Feste vorübergehend.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Bälle gab es also schon viel früher in der Wiener Oper, aber der erste, der tatsächlich "Wiener Opernball" hieß, fand am 26. Januar 1935 statt und wurde nach Ende der Monarchie und der Wirtschaftsdepression als "Siegesfest des Optimismus" bejubelt.

Bundeskanzler Kurt Schuschnigg hatte den Ehrenschutz des Balls übernommen, an dem 4000 Gäste das Eröffnungsballett mit dem Titel "Fanny Elßler" verfolgten.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Das erste Fest in der Oper, das seit damals offiziell als Staatsball gefeiert wurde, endete mit einem Skandal. Fälscher hatten mehr als 100 Eintrittskarten nachgedruckt und unter der Hand um 12,50 Schilling (entsprechen in etwa der heutigen Kaufkraft von 47,23 Euro) statt 25 Schilling (entsprechen in etwa
der heutigen Kaufkraft von 94,47 Euro) verschleudert.

Zudem fand die Polizei in der Wohnung der Betrüger 1000 Cognac-Etiketten der Marke "Henessy", die sie auf billige Branntwein-Flaschen geklebt hatten.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Seine Hochphase erlebte der Ball in den Jahren 1936 bis 1939. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges wurde der Staatsball im inzwischen an Hitler-Deutschland angeschlossenen Österreich zum vorerst letzten Mal abgehalten.

Bei Bombenangriffen am 12. März 1945 wurde die Staatsoper - mit Ausnahme des Prunkstiegenhauses - beinahe vollkommen zerstört.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Umso mehr schwappten die patriotischen Emotionen über als Bundespräsident Theodor Körner (siehe Bildmitte) und Bundeskanzler Julius Raab (2.v.l.), nach 17-jähriger Tanzpause, den ersten Opernball im wieder erbauten Haus am 9. Februar 1956 eröffneten.

(c) ONB Bildarchiv Austria

Hier die gut besuchte Wiedergeburt des Wiener Opernballs im Jahr 1956.

(c) ONB Bildarchiv Austria

1960 überträgt der ORF erstmals live vom Opernball.

1962 tritt der Staatsopernchef Herbert von Karajan wegen Problemen mit der Gewerkschaft zurück, ist allerdings ein Jahr später wieder im Amt.

Im Bild: Debütantinnen in einer Reihe (1960).

(c) ONB Bildarchiv Austria
Denkwürdige Momente

1975 gesteht Industriellen-Gattin Ursula Flick am Ball ihre Liebe zu Skilehrer Pepi Zoller. Nebenbei einigen sich Kanzler Bruno Kreisky und BRD-Außenminister Hans-Dietrich Genscher in ihrer Loge über den DDR-Konsularvertrag.

1976 singt Shirley MacLaine in Kreiskys Loge Wienerlieder.

(c) ONB Bildarchiv Austria
Denkwürdige Momente

1978 empfängt Rudolf Kirchschläger und Bruno Kreisky Spaniens Königspaar Juan Carlos und Sofia am Ball. 

Bei einer Demo 1988 werden mehr als 100 Polizisten verletzt (siehe Bild).

1989 erscheint Hannes Androsch im Rollkragenpulli zum nobelsten Ball der Nobelbälle.

(c) APA (VOTAVA)

Mit den Zeiten ändern sich auch die Organisatoren: Christl Schönfeldt war Organisatorin der ersten 25 Nachkriegsfeste und Lotte Tobisch (siehe Bild), "Ikone des Opernballs", von 1981 bis 1996.

1991 sieht sich die Opernballmutter Tobisch gezwungen den Ball wegen des Golfkrieges abzusagen.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

1992 erfindet Richard "Mörtel" Lugner (im Bild mit Carmen Electra) das "Rent a Star"-Prinzip zu Werbezwecken, mit dem er sich bis heute Jahr für Jahr um einen neuen Skandal bemüht.

(c) FABRY Clemens
ARCHIVBILD: HOLENDER/GUERTLER

1993 zieht Staatsoperndirektor Ioan Holender eine Abschaffung des Opernballs in Erwägung. Begründung: "Es sei nur ein Störfaktor für den Betrieb".

1999 unterzieht er dem Fest eine Radikalkur und engagiert Elisabeth Gürtler als Gouvernante.

APA
VERLEIHUNG - 'GOLDENES EHRENZEICHEN FUeR VERDIENSTE UM DAS LAND WIEN': HOLENDER

2005 führt der Staatsoperndirektor Ioan Holender ein Rauchverbot beim größten "Pinguintreffen" des Jahres ein.

APA (HERBERT NEUBAUER)
OPERNBALL 2006: SITUATION VOR DER OPER

2006 feiert der schönste Ball der Welt gleich ein doppeltes Jubiläum: Der Opernball findet nicht nur zum 50. Mal in der Zweiten Republik statt, er steht auch ganz im Zeichen des Mozartjahres. Erstmals findet keine Opernballdemo statt.

APA
OPERNBALL 2015: ZEREMONIENMEISTER ROMAN SVABEK LAeDT ZUM 'OPERNBALL-TANZBRUNCH'

2008 entzieht Ioan Holender Thomas Schäfer-Elmayer den geliebten Eröffnungssatz "Alles Walzer". Folglich findet
2009 die Opernballeröffnung erstmals ohne den berühmten Platzsprecher und Benimm-Experten Elmayer statt.

Seitdem ist Roman Svabek (im Bild) zuständig. Er lädt Jahr für Jahr einen Gastchoreograph ein, die Eröffnung kreativ mitzugestalten.

APA (GEORG HOCHMUTH)
OPERNBALL 2010

Am 11. Februar 2010 ging das deutsche TV-Urgestein Thomas Gottschalk für den Privatsender ATV zum ersten Mal am Wiener Opernball ans Werk.

Seit 1. September 2010 ist Dominique Meyer der neue Direktor der Wiener Staatsoper.

APA (ROLAND SCHLAGER)
PK STAATSOPER: OPERNBALL 2015 / MEYER / TREICHL-STUeRGKH

Am 15. Jänner 2013 geben Treichl-Stürgkh und Meyer bei einer Pressekonferenz bekannt, dass der Vertrag mit dem ORF verlängert wurde. Zumindest bis 2017 wird der Opernball auf dem Sender live übertragen.

Der Direktor geriet ins Schwärmen: "Als ich nach Wien kam, hatte ich keine Ahnung und wusste nicht, wie begeistert man in diesem Land für Bälle ist. Wir müssen stolz sein auf dieses großartige Fest. Es ist eine wunderbare Werbung für die Staatsoper und für Österreich".

APA (HELMUT FOHRINGER)

2014 hatte die Staatsoper ihren ersten Blackface-Skandal. Lugners Gast Kim Kardashian soll den Opernball wegen rassistischer Vorfälle frühzeitig verlassen haben. Puls-4-Moderator Chris Stephan ist damit an einer Kanye-West-Parodie gescheitert.

Clemens Fabry
PK STAATSOPER: OPERNBALL 2016 / MEYER / TREICHL-STUeRGKH

Die 60 Ausgabe des Balls brachte 2016 schon im Vorfeld eine Überraschung. Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh gab überraschend und unter Tränen ihren Abschied bekannt. Sie wolle sich vermehrt ihrer Familie und ihrem Job als Verlegerin widmen.

APA (HERBERT PFARRHOFER)
OPERNBALL: GENERALPROBE

2020 gab es eine Premiere: zwei junge Frauen aus Deutschland tanzten als erstes gleichgeschlechtliches Paar bei der Opernball-Eröffnung.

Gleichzeitig war es der letzte Opernball für Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Maria Großbauer tat es ihm gleich und gab die Organisation des Opernballs ab.

(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)

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