Zwölf Architekten, die glücklich machen

»Gute Architektur hat einen Sinn für Fantasie, der Bezug auf den menschlichen Maßstab nimmt.«

RICHARD MEIER
Der Pritzker-Preisträger baut sich seine Welt gern in Weiß. Und in Nuancen davon. „Sympathische Paläste“ nennt Peichl viele seiner Entwürfe. Dazu gehören auch spirituelle Orte, wie die Chiesa del Giubileo in Rom etwa, in der Meiers Philosophie von Licht und Zurückhaltung Gestalt annahm. „Formal beispielhafte Architektur hat er geschaffen“, so Peichl.

»Mir gefällt die Weite, die Transparenz. Architektur, die
klar, offen und hell ist.«

NORMAN FOSTER
Nachhaltigkeit hat er groß in sein Selbstverständnis eingeschrieben. Selbst wenn das bedeutet: „groß“ in Form von Flughäfen. Oder „hoch“ in Form von Wolkenkratzern, die an Gurken erinnern. Wie The Gherkin in London etwa. Ein konsequenter Vertreter seiner Entwurfsphilosophie, der seit Jahrzehnten für qualitätsvolle Architektur brennt.

»Einfachheit ist der ein-zige Stil, den ich in der Archi-tektur akzeptieren kann.«

JEAN NOUVEL
„Er ist der Meinung, dass Architektur auch künstlerisch sein muss“, so Peichl. Der Pritzker-Preisträger zeichne sich aus durch „seinen Einsatz für niveauvolle und qualitätsvolle Architektur und das Bemühen um Originalität“. Wie auch im Projekt des Sofitel in der Praterstraße 1 in Wien, das landläufig „Jean-Nouvel-Tower“ genannt wird.

»Großartige
Orte entstehen, wenn man an die Zukunft glaubt und
die Vergangenheit kennt.«

DANIEL LIBESKIND
Ein raffinierter Meister der Architektursemantik. Geschuldet seiner „Intelligenz und Eigenständigkeit“, wie Peichl meint. Seine expressiven Formen wirken als städtebauliche Akupunktur. Und als Beispiel dafür, dass der Architekt sein Werk als Kunst im öffentlichen Raum versteht. Wie auch die spitzen Winkel des Jüdischen Museums in Berlin.

»Architektur sollte inklusiv sein, als Einladung teilzuhaben an Gefühlen, die Gebäude auslösen können.«

FRANK GEHRY
„Einen eigenständigen Vertreter der Postmoderne“ nennt ihn Peichl. Das Guggenheim-Museum wurde zur Ikone der zeichenhaften Architektur und zum Demonstrationsobjekt, wie viel Anziehungskraft Kulturbauten durch Architektur entwickeln können, und zwar auf die Welt, in der dekonstruktivistische Entwürfe kollektiv beklatscht wurden.

»Gäbe es ein Wesen guter Architektur, wäre es mit Schönheit und Hässlichkeit ausgestattet . . . mit erotisierender Ambivalenz.«

HERZOG & DE MEURON
Die Pritzker-Preisträger Jacques Herzog und Pierre de Meuron formen das Büro Herzog & de Meuron mit Hauptsitz in Basel. Von dort bereichern die Architekten die Welt mit teils spektakulären Entwürfen. Zuletzt vor allem in Hamburg, wo die Elbphilharmonie viele Jahre einige Menschen skeptisch gemacht hat und am Ende doch alle glücklich.

»Zur Architektur können Gebäude nur werden, wenn der Architekt eine Metaebene erreicht.«

WOLF D. PRIX
„Fantasiereich, sehr intelligent und sehr humorvoll.“ Oder: „Ein Weltmeister der Sinnlichkeit.“ Solche Attribute hat Gustav Peichl für den österreichischen Architekten übrig. Mit seinem Büro Coop Himmelb(l)au hinterlässt er seit Jahrzehnten bedeutsame architektonische Zeichen in aller Welt. Wie auch in Lyon: in Form des Musée des Confluences.

»Gute Architektur artikuliert intelligent Substanzielles. Sie handelt von der Schönheit des Räumlichen.«

DAVID CHIPPERFIELD
Er setzt Zeichen, aber leise. „Seine Korrektheit und eine Intelligenz“ schätzt Gustav Peichl sehr. Monumental können seine Bauten zwar geraten, laut eher nicht. Sein Credo ist die Reduktion. Wie auch beim Entwurf des Literaturmuseums der Moderne in Marbach. Auch dort hat er wie sonst der Materialität besonderes Augenmerk geschenkt.

»Architektur ist eine Kunst. Wie die Musik. Statt Klängen verwendet sie Licht, um Materie zu transformieren.«

SANTIAGO CALATRAVA
Der spanische Architekt, der in Zürich lebt und arbeitet, setzt auf Ausdrucksstärke, „erzeugt durch die Harmonie der Formen“. Wie auch in seinem selbstbewussten Entwurf für das Opern- und Kulturhaus in Valencia. „Ich schätze ihn über alle Maßen“, sagt Peichl, „auch wegen seines konstruktiven Zugangs. Denn auch davon lebt Architektur.“

»Mir gefällt die Vorstellung, mit einem Haus zum atmosphärischen Reichtum eines Ortes beizutragen.«

PETER ZUMTHOR
„Ein bescheidener Architekt, der seine Formen so einsetzt, dass sie funktionell sind und eine eigene Handschrift tragen“, urteilt Gustav Peichl. Ein sorgsamer Bezug zur Umgebung zeichne seine Bauten aus, genauso wie eine besondere Sinnlichkeit. Wie auch bei der Therme Vals in der Schweiz, in der Wasser und Architektur atmosphärisch verschmelzen.

»Es ist das Medium des Lichts, das Architektur erst zum Leben erwecken kann.«

TADAO ANDō
„Die Kirche des Lichts“, unweit von Osaka in Japan, zeigt eindrucksvoll, wie der Pritzker-Preisträger und Architekturautodidakt, den manche „Meister des Minimalismus“ nennen, mit Licht verfährt. „Genial ist auch sein Umgang mit Formen“, sagt Gustav Peichl. Und beispielgebend sei, wie Andō Funktionen in ganz einfache Geometrien übersetze.

»Architekten müssen träumen. Sie müssen Entdecker, Erforscher und Abenteurer sein.«

Renzo Piano
Sein kleinster Entwurf misst kaum mehr als vier Meter – ein Mikrohaus für Vitra. Sein höchster dagegen ragt 310 Meter in den Londoner Himmel: „The Shard“. Piano beherrscht den Maßstabssprung wie auch das Einfühlen in kulturelle Kontexte, in denen der Pritzker-Preisträger, der Büros in Genua und Paris betreibt, seine zeitlosen Ansätze verewigt hat.