Maiaufmarsch der SPÖ
Häupls emotionaler Abschied
Mit "Übernehmt nicht die Inhalte von Schwarz-Blau" wurde beim Aufmarsch auch an die Parteispitze appelliert, eigene Themenschwerpunkte zu setzen. Der SPÖ zufolge waren 120.000 dabei.

Seit den Morgenstunden zogen die einzelnen Delegationen aus den Bezirken in Richtung Rathausplatz, wo am späten Vormittag die Schlusskundgebung stattfand. Der Maiaufmarsch der SPÖ in Wien ist am Dienstag ganz im Zeichen der Kritik an der Bundesregierung gestanden. Die Vertreter der Parteispitze ließen in ihren Reden kein gutes Haar an Vorhaben wie dem 12-Stunden-Tag oder den AUVA-Einsparungsplänen. Jubel und Applaus setzte es aber nicht nur für die Angriffe in Richtung Bund - sondern auch für den Abschiedsauftritt von Michael Häupl.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Wohin die Reise inhaltlich geht, wurde auf den Transparenten und Schildern verdeutlicht. Dort stand die Kritik an der Bundesregierung im Mittelpunkt.
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"Villengebühren statt Studiengebühren" war da etwa zu lesen. Mit "Justiz ohne Zaster freut blaue Gfraster" wurde wiederum auf die budgetäre Situation im Justizbereich verwiesen.
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Sehr präsent war erwartungsgemäß auch das Thema AUVA: "Lügt uns nicht an. AUVA = Reichengeschenk" oder "Keine Zerschlagung der AUVA" hieß es da etwa.
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Die SPÖ aus der Brigittenau (wo sich das AUVA-Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler befindet, Anm.) hatte sogar Krankenbetten mitgebracht, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.
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Mit "Übernehmt nicht die Inhalte von Schwarz-Blau" wurde beim Aufmarsch aber auch an die Parteispitze appelliert, eigene Themenschwerpunkte zu setzen.
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Vor den Reden zogen die jeweiligen Bezirke zum Rathausplatz.
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Entweder mit Musik oder Transparenten.
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Und die mittels Transparent geäußerte Feststellung, dass die SPÖ am 1. Mai "eine Partei" sei, war wohl als Hinweis auf die jüngsten Querelen in der Wiener SPÖ gedacht.
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Das offizielle Motto der Veranstaltung lautet "Zeit für mehr Solidarität". Spannend gestaltet sich heuer die Rednerliste.
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Der Auftakt der Ansprachen ist dem neuen Wiener Parteichef Michael Ludwig überlassen. Anschließend ergriffen Frauenvorsitzende Renate Brauner, die neue AK-Präsidentin und ÖGB-Vizechefin Renate Anderl sowie SPÖ-Chef Christian Kern das Wort - der vergangenes Jahr noch als Bundeskanzler auf der Tribüne stand.
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Mit dem Auftritt des Bundesparteichefs ist aber heuer aber noch nicht Schluss. Denn zum Finale wird der scheidende Bürgermeister Michael Häupl das Wort ergreifen. Er ist noch bis zum 24. Mai Stadtoberhaupt. Den Chefposten in der Partei hat er bereits im Jänner übergeben.
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Die Mai-Feiern der Wiener SPÖ stehen heuer noch mehr im Mittelpunkt als sonst üblich. Denn letztmals wird Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) von der Festbühne am Rathausplatz eine Rede schwingen.
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Erstmals zu Wort kam dafür der neue Wiener SPÖ-Vorsitzende Michael Ludwig. Zu den weiteren Rednern gehören die frisch gebackene AK-Präsidentin Renate Anderl sowie SPÖ-Chef Christian Kern.
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"Das Gespenst des Populismus, welches durch ganz Europa zieht, ist erschreckend. Aber seid euch sicher, wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokratien wehren uns dagegen", sagte Häupl in seiner Rede.
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Häupl hielt fest, dass die SPÖ einen ganz entscheidenden Unterschied zur schwarz-blauen Bundesregierung darstellt: "Dem sehr kalten neuen Wind im Bundeskanzleramt, der Menschen gegen einander ausspielt, stellen wir den Zusammenhalt und das Miteinander entgegen. Das ist unser USP. Und es ist entscheidend für die Menschen in diesem Land." Kern versprach den Genossen, das "offene Gesellschaftsmodell" - für das die SPÖ stehe - mit allen Zähnen verteidigen zu wollen. Denn es sei die Sozialdemokratie, die von sich behaupten könne, 100 Jahre lang Demokratie und Rechtsstaat verteidigt zu haben. Letztere seien "zerbrechliche Wesen". "Sozialdemokratische Ideen sind immer der Kitt in der Gesellschaft gewesen", zeigte sich der Parteichef überzeugt, der im Vorjahr bei seinem ersten 1. Mai-Auftritt noch Bundeskanzler war. Kern wetterte gegen "Geschenke an Großkonzerne" und warnte davor, dass künftig beim Besuch einer Spitalsambulanz eine Kreditkarte statt einer E-Card nötig sei. Außerdem werde Schulschwänzen künftig stärker bestraft als Großsozialbetrug, kritisierte er. Die Regierung wolle zudem den 8-Stunden-Tag "schreddern" und die Sozialversicherung in ihrer derzeitigen Form "verschrotten".
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Dass die Wienerinnen und Wiener auch mit einem weinenden Auge auf den Rathausplatz kamen, um den jahrzehntelangen Bürgermeister ihrer Stadt zu verabschieden, zeigte der minutenlange Applaus für Michael Häupl. "Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wieviel Lob man im Leben ertragen kann" scherzte der scheidende Bürgermeister in Anlehnung an Bruno Kreisky.
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