Nachrichten Meinung Magazin
Nazi, Captain, Ehemann

Prinz Harry wird erwachsen

Vom Enfant Terrible zum verliebten Bräutigam: Am Samstag tritt Prinz Harry mit Meghan Markle vor den Traualtar. Ein nicht ganz skandalfreier Rückblick.
17.05.2018 um 14:18
  • Drucken
Hauptbild • (c) Reuters

Saufgelage und Negativ-Schlagzeilen waren gestern. Heute zeigt sich Prinz Harry als sozial engagiert, solide - verliebt. Am 19. Mai wird der ehemals begehrteste Junggeselle Großbritanniens mit Meghan Markle vor den Traualtar treten. Der 33-Jährige scheint endlich angekommen zu sein.

(c) AFP

Meinen "spare", nannte Lady Di recht provokativ ihren am 15. September 1984 geborenen jüngsten Sohn - "der, den ich übrig habe". Das kommt von dem englischen Sprichwort, dass eine adlige Ehe jedenfalls "an heir and a spare", also einen Erben und einen Ersatzerben hervorbringen müsse.

(c) Reuters (Stringer UK)

Dass er nur der zweitgeborene Sohn von Prinz Charles und Prinzessin Diana ist, hatte den größten Einfluss auf das Leben von Prince Henry Charles Albert David of Wales, wie er mit vollständigen Namen heißt. Denn während sein großer Bruder Prinz William einmal den Thron erben wird, musste sich Harry sowohl beruflich als auch für seine Rolle in der königlichen Familie eine eigene Perspektive suchen.

(c) Reuters

Prinz Harry - Enkel von Queen Elizabeth II. und derzeit Nummer sechs der Thronfolge (Harry rutschte mit der Geburt von Prinz Louis einen Platz zurück) - ist mit der Zeit ruhiger geworden. Als junger Mann fiel der Rotschopf vor allem durch Frauengeschichten und Fehltritte auf.

(c) Reuters

In den vergangenen Jahren hatte Harry aber zunehmend seriösere Auftritte. Er diente zehn Jahre in der Armee, wurde dort zum Hubschrauberpiloten ausgebildet und war zweimal in Afghanistan im Einsatz. Sein erster Einsatz in Afghanistan wurde 2008 eilig beendet, weil sein Aufenthaltsort bekannt geworden war. 2012/2013 war Harry dann für mehrere Monate als Co-Pilot eines "Apache"-Kampfhubschraubers in der südafghanischen Provinz Helmand.

(c) REUTERS

Im Juni 2015 beendete er seinen Dienst. Bis dahin war er in der Hierarchie zum Captain aufgestiegen. Schon während seiner Zeit in den Streitkräften engagierte sich der Prinz für wohltätige Zwecke.

(c) REUTERS

So machte er viele Positiv-Schlagzeilen mit seinem Einsatz für aidskranke Kinder in Afrika oder versehrte Veteranen. Für seine "Invictus Games" zugunsten dieser Veteranen überzeugte er den damaligen US-Präsidenten Barack Obama, dessen Frau Michelle und seine Großmutter, Queen Elizabeth II., davon, in einem Twitter-Duell mitzuwirken, das zum viralen Hit in den sozialen Medien wurde.

(c) REUTERS (Mark Blinch)

Und 2013 marschierte er drei Wochen lang mit Kriegsveteranen aus mehreren Ländern zum Südpol.

(c) REUTERS

Bei Frauen gilt der jüngere Sohn von Prinzessin Diana als höchst beliebt, britische Medien bezeichneten ihn in seinen Solo-Zeiten gern als den begehrtesten Junggesellen. Seine sportliche Figur und der Ruf, ein Rebell zu sein, kamen ihm da zugute.

(c) REUTERS

Sein großer Bruder William wird von vielen als langweiliger und steifer wahrgenommen. Ganz anders der jüngere Prinz: Harry lässt kaum eine Gelegenheit aus, hinter einem Ball hinterherzurennen oder mit Kindern herumzualbern.

(c) Reuters

Harrys Partnerinnen waren immer wieder ein Thema. Dass derart über seinen Beziehungsstatus geredet wurde, störte ihn - daraus machte er kein Geheimnis. Noch im Sommer 2016 hatte er sich zwar beklagt, er habe Schwierigkeiten, eine Partnerin zu finden, weil sich die Presse gleich auf jede Frau stürze. Unter anderem soll seine Beziehung mit der britischen Schauspielerin Cressida Bonas daran gescheitert sein.

(c) REUTERS

Noch im gleichen Sommer lernte Harry die Schauspielerin Meghan Markle kennen. Eine gemeinsame Freundin stellte die beiden einander vor, wie die US-Amerikanerin in ihrem offiziellen Verlobungsinterview mit der "BBC" ausführlich erzählte. "Es war definitiv ein Blind-Date", erinnerte sich Markle.

 

(c) REUTERS (Mark Blinch)

Fünf bis sechs Monate schaffte es das Paar, die Beziehung vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Am 8. November 2016 überraschte Prinz Harry die Welt mit der offiziellen Bestätigung seiner Beziehung zu Meghan Markle - und einem eindringlichen Appell.

 

(c) Reuters

Auf dem Twitter-Account des Kensington Palastes wurde ein persönliches Statement veröffentlicht, in dem der 33-Jährige die Medien dazu aufrief, seine Freundin in Ruhe zu lassen. Die Beleidigungen und die Schikane, auch durch rassistische Bemerkungen, der Meghan und ihre Familie ausgesetzt seien, bereiteten ihm große Sorge.



(c) AFP

Am 27. November folgte die offizielle Bekanntgabe von Seiten des Clarence House: Harry und Meghan Markle werden im Frühling 2018 heiraten. Kurz darauf zeigten sich die Verlobten strahlend vor Glück im Garten des Kensington Palastes der Öffentlichkeit - und Meghan präsentierte ihren Stein.

(c) REUTERS (Toby Melville)

Nach der Verlobung, den ersten Fotos und dem offiziellen Interview ging es Schlag auf Schlag weiter. Am 21. Dezember 2017 veröffentlichte der Kensington Palast die offiziellen Verlobungsfotos und die Welt geriet erneut ins Schwärmen über die Vertrautheit, die das Paar auf den intimen Bildern ausstrahlte.

(c) REUTERS (Handout)

Fortan war Meghan Markle in die britische Königsfamilie integriert. Weihnachten 2017 nahm sie am traditionellen Gottesdienst mit den Royals teil und zahlreiche weitere, royale Verpflichtungen folgten seitdem an der Seite ihres zukünftigen Ehemannes sowie dessen Bruder William und seiner Frau Kate.

(c) REUTERS (Hannah Mckay)

Lange Zeit schien es, als sei Harrys Leben ausreichend und halbwegs erschöpfend skizziert, wenn man eine Reihe von Skandalen aneinanderreiht. Denn Maßhaltung war nicht die Stärke des jungen Prinzen: Ein Auszug aus "Dirty Harrys"-Skandalakte.

(c) REUTERS

Im Alter von 16 Jahren war er in eine erste öffentliche Aufregung verwickelt. Zusammen mit seinen adeligen Freunden aus Eton, bekannt als "Glosse Posse", feierte Harry wilde Partys und wurde beim Rauchen von Cannabis erwischt.

(c) REUTERS (Toby Melville)

Unvergessen sein wohl bekanntester Fehltritt aus dem Jahr 2005: Der damals 20-Jährige erschien mit einer Hakenkreuzbinde auf einer Kostümparty mit dem Motto „Kolonialherren und Eingeborene“. Als die Bilder im Jänner in die Zeitungen gerieten ( "Harry the Nazi" titelte die Boulevardzeitung "The Sun"), musste er sich öffentlich entschuldigen. „Er hat eingesehen, dass das Kostüm eine schlechte Wahl war”, hieß es in der Mitteilung des Königshofs.

Übrigens: Auch sein älterer Bruder, der "Saubermann" Prinz William, war auf der Party - allerdings als Wildkatze verkleidet.

REUTERS

Auch die Nacktaufnahmen beim Strip-Billard mit jungen Schönheiten in einem sündhaft teuren Hotel in Las Vegas 2012 trugen nicht zur Verbesserung von Harrys Image bei. Dass auch ein britisches Boulevardblatt die Bilder einer Warnung des Königshauses zum Trotz veröffentlicht, löst eine Diskussion über Pressefreiheit aus. Immerhin: Über Harrys nackten Po war ein Krönchen gedruckt.

(c) REUTERS

Im Januar 2009 bringen Presseberichte über rassistische Äußerungen Harrys das britische Königshaus in arge Bedrängnis. Beim Militär soll er einen Kameraden "Paki" genannt haben - ein Wort, das in Großbritannien abwertend für Pakistaner gebraucht wird. Der Prinz entschuldigt sich öffentlich. "Paki" sei als Spitzname gemeint gewesen.

(c) REUTERS (Eddie Keogh)

Kurz danach geht es wieder um Rassismus: "Sie klingen gar nicht wie ein Schwarzer" soll Harry zu dem dunkelhäutigen Komiker Stephen Amos gesagt haben. Die Aussage fiel nach Medienberichten am Rande einer Show zum 60. Geburtstag von Prinz Charles. Anti-Rassismus-Verbände kritisieren die angebliche Äußerung. Ein Sprecher des Prinzen bestätigt sie nicht.

(c) imago/i Images (imago stock&people)

Im April 2006 feiert Harry den Abschluss seiner Offiziersausbildung ausgerechnet in einem Nackttanz-Lokal. Wie Boulevardmedien berichten, legt er vor den Augen anderer Absolventen der Militärakademie seinen Kopf zwischen die Brüste einer Stripperin.

(c) REUTERS (POOL New)

Die anschließenden Afghanistan-Einsätze, bei dem er viel Blut und viel Leid sehen musste, scheint Sturm und Drang beendet zu haben. In einem Gastbeitrag für die "Sunday Times" 2014 schilderte er die Schrecken des Krieges.

(c) REUTERS

So beschreibt der Prinz etwa die Erlebnisse auf dem Rückflug von Kandahar nach Großbritannien am Ende seiner ersten Stationierung am Hindukusch. "Junge Kerle zu sehen, viel jünger als ich, eingewickelt in Plastik, mit fehlenden Gliedmaßen und mit einer Unmenge an Schläuchen, die aus ihnen rauskamen - das war etwas, worauf ich nicht vorbereitet war", schreibt Harry.

(c) APA/AFP/POOL/JOHN STILLWELL (JOHN STILLWELL)

Doch der Prozess vom Tunichtgut zum Weltmann ist auch für einen Enkel der britischen Königin manchmal schleppend. Nach knapp fünf Monaten Einsatz ließ Harry 2013 von Afghanistan aus sinngemäß wissen, seine Play-Station-geschulten Daumen könnten beim Abschuss von Taliban aus dem Hubschrauber ganz hilfreich sein - und ließ damit die Zeigefinger im englischen Establishment hochschnellen. Der britische "Guardian" taufte ihn ironisch "Killer Captain".

(c) REUTERS (POOL New)

Harry kann aber auch Gefühle zeigen. Einem Reporter des "Daily Telegraph" soll er bei einem Besuch in südamerikanischen Slums zugeraunt haben: "Gegen das, was diese Kinder mitmachen mussten, ist der frühe Verlust meiner Mutter nichts."

Reuters

Zunehmend nimmt die britische Öffentlichkeit dem einstigen Raubein auch Auftritte im feinen Zwirn ab - etwa wenn er wie hier 2014 gemeinsam mit seinem Vater Charles und Bruder William gegen den Abschuss von Wildtieren in Afrika und Asien eintritt und dazu mit Staatsmännern und Diplomaten aus der ganzen Welt konferiert.

(c) REUTERS (POOL New)

Die Queen zählt den "Ersatzmann" für die Thronfolge zum inneren Kreis der Royals, gemeinsam mit Charles und Camilla, sowie Prinz William und Kate. Ein Schicksalsschlag prägte die Royal Family nachhaltig...

(c) REUTERS

Die ganze Welt dokumentierte 1997, wie sehr Dianas Unfall-Tod Harry und seinen Bruder schmerzte. Ein Erlebnis, das auch an Prinz Harrys Psyche nicht spurlos vorbeiging, wie er in einem Gespräch mit Bryony Gordon offenbarte: "Ich denke, ich kann zweifelsfrei behaupten, dass die Tatsache, dass ich meine Mutter verlor, als ich erst zwölf war und danach gute 20 Jahre damit verbrachte, meinen Schmerz darüber zu verdrängen, große Auswirkungen auf sowohl mein Privatleben als auch meine Arbeit hatte", gesteht der britische Royal. Er habe die Trauer verdrängt, einfach nicht an den Verlust denken wollen und irgendwann ein "komplettes Chaos" durchlebt.

Reuters

"Ich stand wohl bei zahlreichen Gelegenheiten kurz vor einem kompletten Zusammenbruch, als alle Arten von Trauer und Lügen und Missverständnissen und alles von allen Seiten auf mich einprasselten." Dass es so nicht weitergehen konnte, war irgendwann allen klar: Sein Bruder William habe ihm unter anderem geraten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die gab es in Gesprächen mit einem Psychologen und beim Boxtraining.

(c) Reuters

Ein neues Kapitel beginnt für Harry, wenn er und Meghan am 19. Mai einander in St. George's Chapel auf Windsor Castle das Jawort geben. Danach soll es wohl rasch an die Familienplanung gehen, wie Palast-Insider wissen wollen. Sie wissen schon, "an heir and a spare"...

(c) REUTERS (Handout)

Zum „Das Wichtigste des Tages“ Newsletter anmelden

Die Presse

Der einzigartige Journalismus der Presse. Jeden Tag. Überall.

Abonnieren

  • Impressum
  • Alternative Streitbeilegung
  • AGB
  • Datenschutz
  • Cookie Policy
  • Cookie Einstellungen
  • Vermarktung
  • Hilfe, Kontakt & Service
  • Newsletter
Copyright 2023 Die Presse

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.