Türkei
Autokorsos für Erdogan
In der Türkei waren über 50 Millionen Menschen zu Parlaments- und Präsidentschaftswahlen aufgerufen. Ein langer Tag für Politiker, Wahlhelfer und die angespannte Opposition.

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Landesweit gingen bereits Feiern für Erdogan über die Bühne - wie hier in Istanbul.
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Vor allem die Anhänger Erdogans feierten ausgelassen. Im Kurdengebiet im Südosten war zuvor auch der Parlamentseinzug der HDP mit Autokorsos freudig aufgenommen worden.
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Gleich zwei Stimmzettel konnten rund 59,33 Millionen Türken am Sonntag ausfüllen - bzw. Auslandstürken in den Wochen davor: Wer soll künftig Präsident des Landes sein - in einem neuen auf den Präsidenten zugeschnitten Polit-System? Und wie sollen die Verhältnisse im Parlament aussehen.
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Die Wahllokale waren von 7 Uhr bis 16 Uhr (unserer Zeit) geöffnet. Erste Teilergebnisse gab es ab 17.45 Uhr, die von der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu veröffentlicht wurden.
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Die Parlaments- und Präsidentenwahlen finden erstmals gleichzeitig statt. Für die Abstimmung zum Parlament kann der Wähler sich für eine Partei oder eine Wahlallianz entscheiden.
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Am Wahltag wurden nach Regierungsangaben rund 500.000 Sicherheitskräfte eingesetzt. Hier ein Bild eines Mitglieds einer Spezialeinheit, die ein Wahllokal in Istanbul absicherte.
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Er stand am Wahltag im Fokus. Präsident Recep Tayyip Erdogan ließ seine beiden Enkelsöhne im Istanbuler Stadtteil Üsküdar den Wahlzetteln in die Urne werfen. Der Tag ging für ihn erfolgreich zu Ende, er wird Präsident des von ihm erdachten neuen Präsidialsystems.
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Der Medienandrang um Erdogan und seine Frau Emine war groß. Mit dem Präsidialsystem, das nach der Wahl in Kraft trete, werde das Land eine "demokratische Revolution" erleben, sagte der Wahlfavorit. Künftig wird das Land ohne Premierminister auskommen.
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Seine Partei ist dabei Erdogans engster Verbündeter: Devlet Bahceli ist Chef der nationalistischen MHP, die ein Wahlbündnis mit der AKP eingegangen ist. Ohne die 11% der MHP könnte die AKP im Parlament Erdogans Macht nicht absichern. Die Wahl-Allianz hat ihren Zweck erfüllt. Die beiden Partner waren in den letzten Jahren durchaus loyal.
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Muharrem Ince war Erdogans größter Konkurrent bei den Präsidentschaftswahlen. Die kemalistische CHP hat ihn nominiert. Er schaffte respektable 30 Prozent, scheiterte aber daran, Erdogan in eine Stichwahl zu zwingen. Die beiden brillanten Redner Ince und Erdogan hatten mit ihren Auftritten und ihrer Rivalität den Wahlkampf dominiert. Einige türkische Fernsehsender zeigten am Samstag in einem zweigeteilten Bild parallel die Kundgebungen beider Politiker.
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Sie landete dann doch nur auf dem vierten Platz: Meral Aksener, die erst im Oktober 2017 die Iyi-Partei als Abspaltung der Nationalisten der MHP gegründet hatte, musste den "Stockerlplatz" an den inhaftierten kurdischen HDP-Chef Selahattin Demirtas abtreten. Die größte Oppositionspartei CHP ist ein Bündnis mit der nationalkonservativen Iyi-Partei, der islamistischen Saadet-Partei und der konservativ-liberalen DP eingegangen. Die pro-kurdische HDP trat als einzelne Partei an.
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Es gibt eine Zehn-Prozent-Hürde. Überschreiten die gültigen Gesamtstimmen aller Parteien einer Allianz diese Hürde, ziehen alle Parteien des Bündnisses ins Parlament ein. Spannend war diese Frage nur für die kurdische HDP, die schließlich aber souverän mit über 11% erneut ins Parlament einzog.
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Erdogan-Anhänger begannen früh mit Auto-Korsos in Istanbul, als die Auszählungsergebnisse nur wenig auf das Endergebnis schließen ließen. Die AKP und Erdogan lagen jedoch immer voran.
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Noch bevor alle Stimmen ausgezählt waren, erklärte Erdogan sich zum Sieger.
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Er sprach in Istanbul zu seinen Anhängern. "Die inoffiziellen Ergebnisse stehen fest", sagte Erdogan am Sonntagabend in Istanbul. "Demnach hat unser Volk meiner Person den Auftrag der Präsidentschaft und der Regierung gegeben." Bei der Parlamentswahl hätten die Wähler außerdem dem von seiner AKP geführten Parteienbündnis die absolute Mehrheit im Parlament verschafft.
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Die CHP griff am Sonntagabend besonders die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu an, der sie wegen der zunächst sehr hohen Werte für Erdogan auf der Basis von erst wenigen ausgezählten Stimmen "Manipulation" vorwarf. Experten bemängelten, Wahlbeobachter der Opposition würden dadurch bei der Auszählung entmutigt und womöglich frühzeitig nach Hause gehen. Ince forderte Wahlbeobachter dazu auf, bis zum Vorliegen der unterschriebenen Ergebnisprotokolle an den Urnen zu bleiben. "Verlasst die Urnen nicht."
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