„HeiFi“ und Barbara auf Stimmenfang im Netz

(c) Michaela Bruckberger
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Fischer oder Rosenkranz for President? Der Kampf um die Jugend tobt online – mit Profis im Hintergrund.

Wien. Anfang der Woche kam das Web sogar in die Hofburg und nicht nur umgekehrt: Bundespräsident Heinz Fischer empfing Blogger der Plattform „zurPolitik.com“ zum Interview. Nachzulesen auf Facebook, dem weltweiten Onlinenetzwerk von Jungen und Junggebliebenen. Hauptthemen des Gesprächs waren das Verhältnis von Politik und Medien, die Medien als solche – und vor allem die neuen Medien. Von einem „gemeinsamen Interesse“ mit den Bloggern sprach Fischer, im Internetsprech gern „HeiFi“ genannt: Er wolle auch mit neuen Kommunikationsformen Menschen erreichen und für Politik interessieren, sagte der Präsident.

Für dieses Ziel überlässt er nichts dem Zufall: Seinen Facebook-Auftritt mit Links zu Interviews, mit Videos und Fansektor managt der frühere „Profil“-Journalist Josef Barth in Abstimmung mit dem Chef der gesamten Fischer-Kampagne, Stefan Bachleitner. Vor allem die Wähler ab 16 haben Barth & Co. im Visier, aber nicht nur: Jung und Alt könne man im Internet abholen, ist das Team überzeugt. Ob sich das am Wahltag, dem 25.April, in bare Münze – also in Stimmen – umsetzen lässt, wisse man zwar nicht, so Barth. Aber: „Keine Politkampagne sollte es sich erlauben, auf den Web-2.0-Bereich zu verzichten.“

Und so finden sich auf der Facebook-Seite „Bundespräsident Dr. Heinz Fischer“ Einträge wie folgende: Fischer sei „nach seiner Rede noch kurz auf Besuch bei der Party am Badeschiff“ gewesen. Dazu ein Video: „Badeschiff Wien: leinen los fuer heifi2010“. HeiFi, wie er aus dem Auto steigt, HeiFi, wie er das Badeschiff betrifft, mit der Jugend spricht, eine Rede hält. Dazu Musik mit der Textzeile „Es wäre falsch, sich auszuruh'n, denn es gibt reichlich zu tun...“. Etwas nüchterner ist der Auftritt auf der Facebook-Seite „Wiederwahl von Dr. Heinz Fischer“. Auf beiden Seiten sind es inzwischen rund 9000 Mitglieder – Tendenz steigend, wie das Team des Präsidenten betont.

„BeiFi“ auf Twitter immer dabei

Auch auf den klassischen Internetseiten wird Stimmung gemacht: auf der Wahlkampf-Homepage www. heifi2010.at oder auf der Fischer-Seite www.heinzfischer.at. „Weingut Scheiblhofer stellt Rotwein ,Präsident‘ vor“, lautete am Mittwochmittag der jüngste Eintrag.

Wer es genau wissen will, was Fischer den Tag über macht, kann auf twitter.com kurze Textnachrichten nachlesen. Nicht von „HeiFi“ persönlich, aber von „BeiFi“: Mitarbeiter, die mit dem Präsidenten unterwegs sind, halten die User auf dem Laufenden. Fischer selbst postet lieber nicht – das wäre „nicht authentisch und unglaubwürdig“, sagt sein Web-2.0-Berater Barth. Aber: „Der Internetauftritt soll ein Angebot zum Austausch sein, und das wird auch angenommen.“

Die Konkurrenz des früheren SPÖ- und nunmehr unabhängigen Kandidaten schläft freilich nicht: Auch für Barbara Rosenkranz gibt es neben www.barbara-rosenkranz.at mehrere Facebook-Seiten. Darunter ihre persönliche Seite mit 1400 Fans sowie ein Auftritt der FPÖ-Frauen mit 100 Anhängern. Rosenkranz wolle per Netz mit den überwiegend jungen Usern in Kontakt treten, sagt ihr Sprecher Alexander Höferl.

Welchen Erfolg das am 25.April bringen werde, lasse sich „nicht quantifizieren, es geht auch um eine Langfristwirkung“.

Auch die Fanseite „Barbara Rosenkranz for President“ mit knapp 700 Unterstützern macht für Rosenkranz mobil. Österreich braucht Patrioten!“, steht da, und weiter, in nachlässigem Deutsch: „wir brauchen ein paar Tausend mitglieder damit der rest der Linken Haufen und (gemeint: uns, Anm.) ERNST nimmt.“

Fans auch für Rudolf Gehring

Dem stehen mehrere Anti-Rosenkranz-Seiten gegenüber. Spitzenreiter ist die neue Seite „Kann dieses Grammatikfehler mehr Unterstützer haben als Barbara Rosenkranz?“ mit derzeit 9500 Fans.

Vergleichsweise ruhig geht es da auf den Facebook-Seiten „Rudolf Gehring – Bundespräsidentschaftskandidat“ mit knapp 600 Freunden oder „Dr. Rudolf Gehring“ mit zwei Dutzend Fans zu. Der Herausforderer von den „Christen“ wisse, dass „Österreich ohne die Jugend keine Zukunft hat“, sagt sein Assistent Christoph Humpf. Und: Gehring sei „sicher, dass das Internet ein adäquates Mittel ist, um an diese Wählerschicht heranzukommen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 1. April 2010)

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