Schamlos

Man muss nicht immer Trump zitieren. Die Fraktion einer bewaffneten Vulgarität gibt es überall. Sie lauert hinter den Fassaden der Kulturheuchelei, die immerhin noch dabei hilft, das Schlimmste zu verhindern.
Man muss nicht immer Trump zitieren. Die Fraktion einer bewaffneten Vulgarität gibt es überall. Sie lauert hinter den Fassaden der Kulturheuchelei, die immerhin noch dabei hilft, das Schlimmste zu verhindern.(c) REUTERS (Mike Segar)
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Man kann sie opportunistisch einsetzen. Oder als Verteidigung. Manchmal braucht es sie, um jemandem Grenzen zu setzen. Doch unbegrenzt kann sie in Hass umschlagen. Auf jeden Fall aber ist Vulgarität keine Domäne des „Volkes”.

Das hat schon was, dass ich, von niederer Herkunft, in der „Presse“, einem Blatt, das sich immer schon um einen vornehmen Ton bemüht hat, über Vulgarität schreibe. Um meinerseits nobel anzufangen: Es sind drei Bücher, die mein Leben fest im Griff haben.

Gewiss es gibt auch andere Werke, gegen deren Einfluss ich mich nicht zur Wehr setzen kann: Karl Kraus „Die Letzten Tage der Menschheit“, Proust „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ und das Gedicht von Brecht: „Als ich im weißen Krankenzimmer der Charité. . . . “

Es bleibt aber der disharmonische Dreiklang dreier Bücher, den ich nicht nur zeitweilig im Ohr habe: Jaroslav Hasek, „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“, Robert Musil, „Der Mann ohne Eigenschaften“, und Ferdinand Céline, „Reise ans Ende der Nacht“.

Von diesen drei Büchern sind zwei vulgär. Schwejk wird in der böhmakelnden Tradition verniedlicht, er ist aber durchaus das Monster, als das er den Offizieren erscheint, die er systematisch – aber so, als ob er es nicht wüsste – ins Unglück bringt. Vulgär ist an Schwejk auch das Fleischliche. Was einer seiner Offiziere an Damen stehen lässt, übernimmt Schwejk zur Zufriedenheit, um sich dann wieder in die gefährliche zweite Reihe zurückzuziehen.

Kalter Spott. Wenn einer seiner an Habsburg Mitleidenden ein Lehrer ist oder – um Gottes willen – „ein Intellektueller“ und von Menschenrechten etwas sagt, dann trifft ihn der kalte Spott: Der Krieg ist sozialdarwinistisch, schmutzig und in ihm, geschweige denn gegen ihn, reine Ideen in Anschlag zu bringen, ist saublöd.

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