Die Wahlen von gestern und die Märchen von morgen...

Griechisches Fass ohne BodenZum Hilfspaket für Griechenland
Die Wogen schlagen bezüglich der Hilfe für Griechenland hoch. Es ist auch ein Fass ohne Boden, eine politische Totgeburt, die den Euro zu Fall bringen wird. Dies war das Kuckucksei, das die Wallstreet-Amis den Europäern ins Nest legten. Aber sie werden auch den US-Dollar nicht halten können. Es zeigt sich ganz deutlich, dass die Geldsysteme auf Betrug, Ausbeutung und Diebstahl aufgebaut sind. Geld geht ja nicht verloren, es wechselt nur den Besitzer. Als Schuldiger bleibt das Volk übrig und wird mit Hilfe der Steuern versklavt.

Komm.Rat Ernst Buchacher
9620 Hermagor

Die Realität ist bitterWenn griechische Gewerkschaften gegen den Sparkurs ihrer Regierung streiken, beschleunigen sie die wirtschaftliche Talfahrt ihres Landes. Mit Arbeitsniederlegungen lassen sich keine Schulden tilgen. Zu hoffen, dass die Steuerzahler in den restlichen EU-Ländern die griechischen Schulden bezahlen, um politischer Unrast in Griechenland vorzubeugen, ist ein Trugschluss. Das Gros der Steuerzahler sind Arbeitnehmer. De facto bestreiken die griechischen Gewerkschaften die Solidarität mit den anderen europäischen Arbeitnehmervertretungen.

Die Realität ist bitter. Im 19. Jahrhundert gab es in der Politik die Frage „Mourir pour Sadova?“, und die Antwort war „Non!“. Doch ein solches Konzept funktioniert in einer eng verflochtenen Wirtschaft nicht. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeichnet sich in Europa die Frage ab: „Jeuner pour Grece?“, und die verhasste Antwort ist „Oui!“. Im kommenden Jahrzehnt wird der Lebensstandard sinken. So mancher Arbeitnehmer oder Rentner wird dankbar sein, wenn er sich einmal pro Tag eine Mahlzeit wird leisten können und im Winter über eine warme Stube verfügt.

Eine solche Entwicklung hat auch ihre „guten“ Seiten. Umwelt- und Klimaprobleme erledigen sich (fast) von selbst, die Lebenserwartung sinkt, wodurch das Sozialsystem entlastet wird usw. Kurzum, die Wohlstands- und Überflussgesellschaft, wie wir sie heute zu haben glauben, entschwindet. Man wird über sie so sprechen, wie Märchen beginnen: „Es war einmal ...“

Dr. Christian Karsch
1090 Wien

Was den Menschen heilig ist„Ungläubiges Staunen“, Quergeschrieben, von Kurt Scholz, 20. April
Da ich Sie für einen seriösen, respektvollen und gebildeten Menschen halte, finde ich Ihren Artikel „Ungläubiges Staunen“ umso mehr eine peinliche und Ihrer unwürdige Entgleisung. Sie setzen darin Reliquienverehrung mit Hysterie gleich. Von einzelnen (krankhaften) Exzessen abgesehen, ist Reliquienverehrung jedoch eine legitime Äußerung nicht nur des katholischen Christentums, sondern auch anderer Religionen. Ich habe gerade von Ihnen einen so zynischen Umgang mit dem, was anderen Menschen heilig ist, nicht erwartet.

Was das Grabtuch von Turin betrifft, so ist es das wissenschaftlich meist untersuchte Einzelobjekt der Antike. Seriöse Information finden Sie in: Elisabeth Maier (Hrsg.), Das Grabtuch von Turin.

Dr. Elisabeth Maier
Gen.Sekr. Wiener Katholische Akademie

Mitarbeiter der ÖAW

Büchse der Pandora geöffnet„Kauf von Steuer-CD soll verboten werden“, 23. April
Die Meinung von Doralt spricht Bände. Hände weg von solchen „Experten“, auch wenn sie die richtige Farbe haben. Mit dem Kauf dieser CD wurde die Büchse der Pandora geöffnet, wie der Fall zeigt. Soll es kein sicheres Privateigentum mehr geben?

Fred Brunner
6130 Schwaz

Rechtsstaat wird beschädigt„Im Keim erstickt“, Leitartikel von Michael Prüller, 21. April
Den Gedanken im Leitartikel muss man vollinhaltlich zustimmen. Der Rechtsstaat wird durch dieses Gesetz beschädigt und die Meinungsfreiheit wieder ein Stück eingeschränkt. Mit dem Verbotsgesetz, dessen Berechtigung man gerade noch einsehen kann, hat es begonnen – wo wird dieser Trend enden? In einem totalitären Regime, in dem dann jede kritische Meinungsäußerung mit Strafe bedroht ist? Im Osten ist diese Gängelung der Bürger im Jahre 1989 untergegangen, im Westen gewinnt sie immer mehr an Boden. Hinzu kommen noch die oft haarsträubenden Anordnungen aus Brüssel, die auf eine Ausrottung der Individualität der einzelnen Staaten Europas abzielen. Vielleicht sollte das Datum dieses Gesetzesbeschlusses, eben der 20. April, symbolhaft für die weitere Zukunft der Demokratie sein und die Richtung der Entwicklung fortan festigen. „1984“ kommt verspätet, aber es kommt.

Reg.Rat Heinz Kiess
1120 Wien

Mehr Gelassenheit, bitte!Zu den Diskussionen nach der Bundespräsidentenwahl vom 25.4.
Es ist gar nicht so lange her, da spielte der Begriff „Gelassenheit“ eine wichtige Rolle in der österreichischen politischen Diskussion. Gelassenheit empfiehlt sich auch nach der Bundespräsidentenwahl. In drei Wochen ist die Diskussion ohnehin vorbei. Besondere Umstände (ein qualifizierter Amtsinhaber, kein ÖVP-Kandidat, zwei kaum wählbare Mitbewerber und nach Wochen der erste strahlende Sonntag) haben zu einer völlig vernünftigen Reaktion vieler Wähler geführt: „Ich habe nichts gegen die Wiederwahl Fischers, will aber die SPÖ nicht stärken, die beiden anderen Kandidaten kommen nicht in Frage, und weiß wählen, nur um die ,Wahlbeteiligung‘ zu erhöhen, macht wenig Sinn. Also gehe ich gar nicht hin.“ Diese Abstinenz hat das Bundespräsidentenamt weder geschwächt noch unnötig gemacht, verlangt keine Änderung der Wahlmodalitäten und ist nicht bedrohlich für die Demokratie. Also wenden wir uns anderen Aufregern zu und warten wir geduldig zwölf Jahre, bis es vielleicht wieder ähnliche Umstände bei einer Präsidentenwahl und Anlass zu hitzigen Diskussionen gibt.

Dr. Erhard Fürst
1020 Wien

Der Pseudosieg der LinkenEs ist ergötzlich mitanzusehen, wie die größte Ohrfeige, die ein österreichischer Bundespräsident je bekommen hat (fast zwei Drittel der Bevölkerung wollen ihn nicht!), von ihm selbst und seiner linken Clique zum „Triumph“ uminterpretiert wird.

Man kann sich des Mitleids kaum erwehren, wie verzweifelt die Linke selbst nach einem noch so peinlichen Pseudo-„Sieg“ giert.

Dr. Günter Schmid
1190 Wien

Die sollten sich schämen!„Absolute Mehrheit für Nichtwähler“, 26.April
Hingehen und ungültig wählen ist ein Votum. Nicht hingehen ist kein Votum, ist ein Nichts! Solange in anderen Ländern Menschen, vor allem Frauen, unter Lebensgefahr wählen gehen, um vielleicht eine Spur von Demokratie zu erreichen, so lange muss sich ein Nichtwähler vor diesen Menschen schämen.

Anneliese Wachernig
6800 Feldkirch

Denkmal für zivile Opfer„Zilk-Platz und 12. März 1945“, Merk's Wien, von Thomas Chorherr, 26.4.
Nun ist ein Teil des Albertinaplatzes zur Erinnerung an Helmut Zilk, den allseits geschätzten, populären, im Alter autonom denkenden Bürgermeister umgetauft worden.An diesem und unter diesem repräsentativen Ort mit dem Hrdlicka-Denkmal „Gegen Krieg und Faschismus“ liegen dreihundert zivile Opfer des amerikanischen Bombenangriffs vom 12. März 1945. Eine unscheinbare Gedenktafel, halb verborgen unter Büschen, wies darauf hin. Vor einiger Zeit ist auch diese verschwunden.

Um an die Schrecken und unschuldigen Opfer der Wiener zu dieser Zeit zu erinnern, wäre es sicherlich angebracht, dieser in einem Denkmal/Mahnmal zu gedenken. Es müsste nicht pompös sein, nur gut sichtbar. Gemeinde Wien, auch private Spender sollten dazu ermuntert werden.

KR Ottokar Irschik
Purkersdorf

Einfach drauflos moralisiert„Die Bibel ist keine Lektüre für Kinder“, Interview mit Renée Schröder, 25. April
Dass eine Biochemikerin keine bibelwissenschaftlichen Kenntnisse hat, mag durchgehen. Aber dass sie an archaische biblische Erzählungen derart naiv herangeht und „fundamentalistisch“ interpretierend drauflos moralisiert, fällt unter Komplexitätsverweigerung. Vermutlich würde ein kollegiales Gespräch mit einem Judaisten oder Bibelwissenschaftler reichen, um ihre Sichtweise zu weiten.

Recht hat sie darin, dass die Bibel, die alle Tragik und Würde des Mensch-Seins „offenbart“, primär kein Buch für Kinder ist. Es gibt aber pädagogisch wertvolle Bücher, die biblische Inhalte kindertauglich vermitteln.

Mag. Karl Veitschegger
8010 Graz

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2010)

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