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Zucker ist kein Honigschlecken

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Das Ende der EU-Zuckerquote und der Rüsselkäfer treiben die
Agrana in die Enge. Der ehemalige Zuckerkonzern orientiert sich neu.

Wien. Das vergangene Jahr kann der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana getrost abhaken. Der Umsatz ging um 4,8 Prozent zurück, das Konzernergebnis fast um 80 Prozent, was vor allem am miserablen Zuckergeschäft lag. Trotz der schwachen Zahlen kürzte das Unternehmen die Dividende lediglich von 1,125 auf einen Euro je Aktie. Den Hauptgrund für den Geschäftsrückgang sieht das Management im Ende der EU-Zuckerquote. Bis im Herbst 2017 regulierte die EU sowohl Produktion als auch Preise des süßen Rohstoffes. Die Hersteller reagierten mit Überproduktion auf die plötzliche Freiheit. „Es wurde um 20 Prozent mehr produziert, ohne dass deshalb auch nur einer ein Kilogramm mehr Zucker gegessen hätte. Die Lemminge haben eben so reagiert. In der Folge waren die Preise ruiniert – und jetzt macht jeder in der Branche Verlust. Das wird auch heuer bestenfalls tendenziell besser“, sagt Agrana-Chef Johann Marihart zur „Presse“. Dazu kommen Schäden durch Rüsselkäfer. Im Vorjahr fiel ihnen ein Viertel der Anbaufläche in Österreich zum Opfer. Entsprechend schwach ausgelastet sind die Zuckerfabriken der Agrana. Doch die Agrana ist längst kein reiner Zuckerkonzern mehr. Zucker macht nur noch ein Fünftel des Konzernumsatzes aus.

Investitionen in „Spezialitäten“
Im Frucht- und Stärkebereich konnte das Unternehmen auch im Vorjahr leicht zulegen. Auch ein Großteil der Investitionen erfolgt in diesen Sparten. Im Bereich Joghurt- Fruchtzubereitungen ist die Agrana Weltmarktführer. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden rund 375.000 Tonnen Rohstoffe für Fruchtzubereitungen verarbeitet. Und vor allem im Wachstumsmarkt Asien werden die Kapazitäten erweitert. In China baut die Agrana ein zweites Fruchtzubereitungswerk. In Ungarn investiert das Unternehmen in den Ausbau der Produktion von Karottensaftkonzentrat.

In Summe investierte der börsenotierte Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr 184 Millionen Euro, um über 40 Millionen Euro mehr als ein Jahr davor. Der größte Teil davon floss allerdings in den Stärkebereich, etwa in die Erweiterung der Weizenstärkeanlage in Pischelsdorf, und einen neuen Kartoffelstärketrockner in Gmünd. Mittelfristig hat der langjährige Agrana-Chef Johann Marihart eine klare Vision: „Wir geben vor allem Geld aus, um Produkte zu veredeln, statt nur Rohstoffe zu verkaufen“, sagt er. Das ist auch der Gedanke hinter der geplanten Erweiterung der Zuckerfabrik in Tulln. Gemeinsam mit dem amerikanischen Zuckerproduzenten The Amalgamated Sugar Company baut die Agrana dort ein Betain-Werk auf. Betain ist eine chemische Substanz, die in der Zuckerrübe vorkommt und die Eigenschaft hat, den Druck von Zellen zu erhöhen. „Das ist gut für die Kosmetik“, sagt Marihart. Er will bis zu dreißig Prozent der Produkte als Spezialitäten verkaufen. 

www.agrana.com


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