Buchtipp
Wiener Raumplanung
Wie wollten die Nazis Wien gestalten? Was wurde nach 1945 aus den Plänen? Das Buch "Wien in der nationalsozialistischen Ordnung des Raums" zeigt überraschende Ideen – und Kontinuitäten – auf.

Monumentalbauten und Autobahnbaunen - das sind gängige Assoziationen zur NS-Bauära. Doch nicht die einzigen, wie das aktuelle Buch zeigt. Autobahnen waren das Mittel der Wahl, Städte und Länder besser zu erschließen - nicht nur für Pkw, sondern auch für Lkw, Panzer und Truppen. Im Bild: Plan der Transeuropastraße London-Istanbul.
Wiener Wiesenthal-Institut

Wien sollte eine Operationsbasis zum "Kampfraum Südost" darstellen und daher gut erreichbar sein. Auch innerstädtisch wurde aufs Auto gesetzt. Im Bild: das vorhandene und projektierte (gepunktet) Verkehrsnetz in Wien - mit Schnittpunkt mitten im 1. Bezirk.
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Die neuen Wohngegenden sollten an den Ausfallsrouten liegen - leicht erreichbar, im Grünen. In Hinblick auf einen künftigen Krieg sollte durch die dezentrale Bauweise bei Bombenabwürfen weniger Schaden entstehen.
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Im Gegensatz zu einer dicht bebauten, urbanen Stadt mit mehrfach genutzen, nicht immer korrekt zuordenbaren Freiflächen strebte die NS-Raumplanung daher eine übersichtliche, geordnete, gut kontrollierbare Flächennutzung an. Im Bild: Beworben wurde das Eigenheim als urbaner Wohnraum.
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Vorbild Gartenstadt: Klare Struktur mit wenig Spielraum.
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Der Erwerb eines Hauses sollte mit speziellen Sparformen ermöglicht werden. Der Bau von geförderten Wohnungen oder die Weiterführung des sozialen Wohnbaus hatten keine Priorität.
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Doch nicht nur das Auto, auch die Eisenbahn und vor allem die Wasserstraßen sollten forciert werden - im Bild die projektierten Hafenanlagen in Simmering, Albern und der Freudenau.
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Auch ein Flughafenausbau mit Repräsentationsbau in Wien Aspern war vorgesehen.
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Wichtigster Monumentalbau sollte das "Partei- und Kulturzentrum" im zweiten Bezirk direkt an der Donau werden - mit einer Sichtachse bis zur Hofburg.
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Die Idee, eingebettet in die damals bestehende Stadt.
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Einer der wenigen umgesetzten Bauten - die Südhalle auf dem Rotundengelände.
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Die Ideen wurden auch in einer Schau gezeigt - in Autobussen, die zu einer mobilen Ausstellung umfunktioniert worden waren. Hier bei der Universität Wien.
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„Wien in der nationalsozialistischen Ordnung des Raums. Lücken in der Wien-Erzählung“, von Siegfried Mattl, Gottfried Pirhofer und Franz J. Gangelmayer. Erschienen in der VWI Studienbuchreihe, Herausgeber: Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien. 228 Seiten, 32 Euro.
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