SPÖ im Wechselbad der Gefühle

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SPoe Wechselbad Gefuehle(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Mit dem zweitbesten Ergebnis der Parteigeschichte könne man nur zufrieden sein, befand Landeschef Niessl. Auch die roten Bundespolitiker waren schließlich erleichtert.

EISENSTADT. Für die SPÖ und ihre Funktionäre ist dieser Wahlsonntag ein Wechselbad der Gefühle. Landesgeschäftsführer Robert Hergovich sieht das so. Und auch Verteidigungsminister Norbert Darabos ist alles andere als entspannt. Die SPÖ schwankt zwischen herben Verlusten, satten Gewinnen, dem Verlust und dem Halten der absolutenMehrheit. Darabos ist eindeutig der eifrigste Wahlbeobachter. Schon am frühen Nachmittag sitzt er im „Roten Haus“ in Eisenstadt, wie die Sozialdemokraten ihre Parteizentrale nennen. In Kroatisch-Minihof, seinem Heimatdorf, kann er stolz sein auf fünf Prozent Plus. Dafür stürzt die SPÖ in Stinatz um sieben Prozentpunkte ab.

Im Bezirk Oberwart schaut es desaströs aus, im Bezirk Jennersdorf hingegen gut. Ein Trend ist nicht festzumachen. Warum ist das so? Darabos weiß auch keine Antwort. Er hat nur eine Vermutung: „Das neue Wahlrecht scheint doch den regionalen Kandidaten zugute zu kommen. Sie schaffen es anscheinend besser, sich durchzusetzen.“ In der SPÖ-Zentrale ist man einem Trend aber doch auf der Spur. Klubsekretär Christian Stiller hat ihn ausgemacht: „Überall, wo ÖVP-Abgeordnete zu Hause sind, schneiden die Schwarzen besonders schlecht ab.“ So gesehen, ist sich die Runde einig, hätte man das letzte Mal mehr ÖVP-Abgeordnete gebraucht. Doch Wahlergebnisse sind nun einmal relativ.

Stiller zum Beispiel war schon im Büro von Landeshauptmann Karl Stix, dem Vorgänger von Hans Niessl, als die SPÖ absackte und die ÖVP mit der FPÖ den Landeshauptmann hätte stellen können. Die 52,2 Prozent von der Landtagswahl 2005 waren auch das beste Ergebnis aller Zeiten für die burgenländische SPÖ. Und so will man das auch in Relation setzen. Vor einem halben Jahr lag die SPÖ in Umfragen noch bei 45 Prozent. Man hat also ordentlich aufgeholt, zu einem kleinen Teil dank Innenministerin Maria Fekter, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Niessl ist schließlich doch noch zufrieden: „Die SPÖ hat das zweitbeste Ergebnis seit 1982 erreicht und die Absolute in der Regierung. Die ÖVP hingegen hat das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte eingefahren.“ Befreit zeigte sich Josef Ostermayer, Staatssekretär und Kanzler Werner Faymanns rechte Hand. War das wirklich ein Befreiungsschlag der SPÖ? „Das kann eine Landtagswahl nie sein. Rückenwind bringt es aber schon.“

Denn alle anderen hätten entweder verloren oder seien hinter ihren Erwartungen geblieben. Die von Niessl angestrebten 50 Prozent Plus sind es aber nicht geworden. War die Ansage zu übermutig, vielleicht ein Fehler? „Nein. Den Anspruch muss man stellen. Das war schon richtig“, ist Werbeguru Luigi Schober, der Niessls Kampagne entwarf, überzeugt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2010)


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