Das Taubenkobel-Pop-up in einem vergessenen Ballsaal

Es ist nicht das erste Mal, dass man gegen Jahresende Taubenkobel-Küche in Wien bekommt: Seit 2015 verbringen Barbara Eselböck und Alain Weissgerber den November und Dezember hauptsächlich in Wien. Der Taubenkobel im burgenländischen Schützen am Gebirge ist in dieser Zeit geschlossen (die Greißlerei bleibt geöffnet), während in Wien jeweils besondere Orte in Beschlag genommen werden. Heuer: der Ballsaal des Donauhofs in der Engerthstraße im zweiten Wiener Bezirk. Name des temporären Restaurants: Grand Kobel.

Das Gebäude mit seinem 400 Quadratmeter großen Saal wurde 1900 errichtet, es diente später als Holzlager und wurde seit 2015 vom Hilfsverein der Baptisten genutzt. Demnächst soll aus den Räumlichkeiten ein Eventspace entstehen, das Kaffeehaus Donauhof, Werkstätten und ein Coworking-Space. In seinen Anfangsjahren war das Haus in Donaunähe, das damals noch im Grünen lag, als Casino gewidmet.

Der Grand Kobel hat von 15. November bis 21. Dezember geöffnet, reservieren kann man unter restaurant@taubenkobel.at oder der Nummer 02684/2297.
Nach den Projekten der Vorjahre haben Barbara Eselböck, Alain Weissgerber und ihr Team schon einige Erfahrung mit unkonventionellen Küchengegebenheiten.

2018 lud das Gastronomenpaar in eine alte Remise in Meidling nahe dem Gürtel. Das Lokal nannte man Lokvogel - in Anspielung auf den Taubenkobel. Die historische Straßenbahnschlafstätte wurde mit viel persönlichem Einsatz urbar gemacht. Schwarz-gelbe Markierungen strukturierten den Raum senkrecht, eine große weiße Friedenstaube samt überdimensionierter Wurst in den Krallen schwebte über der hier installierten Küche.

Ein extra angeschaffter, hierher verfrachteter alter Waggon mit der Aufschrift "Wien Baden" fungierte als Raucherabteil. Die Desserts wählte man im Vorjahr an der Hobelbank....

...an der Bar gab es Würstel und im Lokvogel-Restaurant selbst servierte man winzige Wurstsemmeln als Speisewagenzitat.

2017 übersiedelte das Taubenkobel-Team in einer Kooperation mit der Soravia-Group für ein paar Wochen ins Postpalais im ersten Bezirk, besser bekannt als Alte Post - ein Immobilienentwickler-Projekt. Aufgetischt wurde damals in drei denkmalgeschützten Prunksälen der 1851 erbauten früheren Zentrale der österreichischen Post.

Brieftaubenkobel nannte man das Pop-up in der Alten Post - so manches Detail spielte darauf an. Kulinarisches Thema 2017 war die Große Klassik - serviert wurden Gänseleber, Morchelrahmsauce und prächtige Torten.

So mancher Gast wurde mit der Kutsche abgeholt, die Kellnerinnen trugen weiße Häubchen und weiße Handschuhe. Das könnte auch Kaiser Franz Joseph gefallen habe, der im Postpalais von der Wand blickt.

Fehlt noch das erste vorweihnachtliche Pop-up-Projekt des Taubenkobel: Zum Tauben Dogen war 2015 in der Analogkultur-Zentrale Supersense in der Praterstraße zu erleben.