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Nachhaltigkeit als Business-Trend

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Investment. Environmental, social, corporate governance: ESG wird zum neuen Buzzword in der Finanzindustrie. Was das für Unternehmen und insbesondere für ihre Aufsichtsräte bedeutet.

Der Gewinn wird kleiner, sobald man einzelne Unternehmen von einem gestreuten Investment ausschließt - so hätte es zumindest der klassische Liberalist und Nobelpreisträger Milton Friedman gesehen. Am konventionellen Finanzmarkt ist Geld eben Geld. Die Investitionen werden gestreut. Investiert wird in jene Unternehmen, die eine fette Rendite bringen. Aber eine rein auf kapitalistischen Werten basierende Gesellschaft liefert nicht immer das gewünschte Ergebnis. Von den Folgen klimaschädlicher Produktion kann man niemanden ausschließen.

Das hat die UNO vor knapp 20 Jahren dazu motiviert, über „nachhaltige“ Investitionen nachzudenken. Dabei werden die ESG-Kriterien berücksichtigt. ESG steht übersetzt für Umwelt-, Sozial-und Unternehmensführung. Gemeint sind Unternehmen, die auf Umweltschutz, Transparenz und Unabhängigkeit wertlegen.

ÖBAG - Der Aufsichtsrat der Praxis

Zunehmende Regulierung und unternehmerische Komplexität erschweren die Arbeit der Aufsichtsräte. Gemessen werden sie jedoch nicht nur am Einhalten der Regeln, sondern auch am kommerziellen Erfolg. Doch wie definiert sich dieser? Wie glückt die Balance zwischen notwendiger Kontrolle und wertvollem Sparring? Was bedeutet verantwortungsvolle Transparenz? Und wie gelingt es, die besten Aufsichtsräte für Österreich zu gewinnen?

Diese und weitere Fragen wurden mit ExpertInnen und Führungskräften am 17. Oktober im Rahmen des ÖBAG-Forums ›Der Aufsichtsrat in der Praxis‹ diskutiert.

Nachhaltiges Investment

Mittlerweile steige die Nachfrage nach nachhaltigen Investmentmöglichkeiten, sagt Wilhelm Schulz, Managing Director - Head of EMEA M&A, Citigroup beim kürzlich stattgefundenen Öbag-Forum. „ESG-Faktoren bestimmen, welches Businessmodell langfristig erfolgreich sein wird. Es gibt Veränderungen bei der Ressourcenverwendung, bei der Führung und Regulation, bei der Konsumenteneinstellung und bei der Berücksichtigung von sozialen Faktoren. Das müssen Unternehmen zukünftig im Hinterkopf behalten“, erklärt er.

Viele Unternehmen springen auf den Nachhaltigkeitszug auf: Gerade die Klimafrage wird zum beliebten Indikator, um das Image aufzubessern. So will Unilever beispielsweise bis 2030, Shell und Nestle bis 2050 CO2-neutral sein.

Verantwortungsvolles Investment

2006 gründete die UNO die Investoreninitiative „Principles for Responsible Investment“ – übersetzt Prinzipien für verantwortungsvolles Investment. Das internationale Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen von Nachhaltigkeit für Investoren zu verstehen und die Unterzeichner dabei zu unterstützen, ESG-Faktoren in ihren Investitionsprozess zu berücksichtigen. Mittlerweile haben sich dem Programm mehr als 1200 Unterzeichner angeschlossen. Gerade in Europa ist nachhaltiges Investment beliebt. Rund 86 Prozent der Unternehmen berücksichtigen ESG-Kriterien in ihrer Strategie. Im Vergleich: In den USA sind es gerade einmal 20 Prozent.

Luzia Puiu

Investitionsindikatoren

Möchten Investoren nachhaltig investieren, hängt ihre Entscheidung von mehreren Indikatoren ab:

·         Screening: Zunächst wird die Branche untersucht. Manche Branchen wie beispielsweise die Waffenindustrie werden von vorn herein vom Investment ausgeschlossen.

·         Best-in-class: Die besten Unternehmen der übrigbleibenden Branchen werden herausgefiltert.

·         Engagement: Es wird immer beliebter, jene Unternehmen zu fördern, die eine gute Bezahlung und Unabhängigkeit für ihre Mitarbeiter versieren.

·         Thematic investment: Hier werden unterschiedliche spezifische Themen herausgepickt. Ein großer Trend sind derzeit beispielsweise erneuerbare Energien.

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Hausaufgaben für Unternehmen

„ESG sind kurz- und langfristig die Voraussetzung für Unternehmenserfolg und einen breiteren Zugang zum Kapitalmarkt“, sagt Schulz. Außerdem verbessere sich die Ausgangssituation der Unternehmen, die auf ESG-setzen: Es gäbe ein besseres Rating und eine verbesserte Finanzperformance, weil Trends früher abgefangen und langfristig berücksichtigt würden. Laut Eva Dichand, Vorsitzender des Universitätsrat der MedUni Wien, seien gerade Aufsichtsräte gefragt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: „Aufsichtsräte können Themen aufgreifen, mit denen sich der Vorstand weniger stark beschäftigt. Sie können als Sprecher nach außen hin für ESG-Themen einstehen und damit die öffentliche Wahrnehmung und das Image des Unternehmens verbessern.“ Das spiegle sich später auch in den Zahlen wider.


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