Alte Meister im Gespräch

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Caravaggios »dunkle« AffekteValeska von Rosen

Ein kleiner Junge mit entblößter Schulter, der überraschend heftig auf ein banales Ereignis reagiert; Christus, der eigentümlich reglos die Schmerzen seiner Passion erträgt und ein Heiliger in Ekstase, der von einem attraktiven und  wenig bekleideten Engel getröstet wird – Caravaggios Gemälde warten oft mit kalkulierten Überraschungen auf. Affekte scheinen übertrieben oder untertrieben ins Bild gesetzt zu sein, und die Darstellung der Stigmatisation eines Heiligen ohne entsprechende Wundmale wirft für uns die Frage auf, wie eigentlich das seelische Erleben des Protagonisten genau beschaffen ist.

Frau von Rosen nimmt in ihrem Vortrag die Affektsprache einiger in der Ausstellung präsenter Gemälde Caravaggios in den Blick. Sie rekonstruiert Caravaggios gezielte Abweichungen vom Standard der  Emotionsdarstellungen der Zeit, macht die originär rhetorische Kategorie der »Dunkelheit« (obscuritas) für die Gemälde fruchtbar und fragt schließlich, mit welchen Absichten sich die Strategien des Malers vor dem Hintergrund der neuen Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Kunst in Rom um 1600 verbinden.

Valeska von Rosen ist Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Neuzeit bis zur frühen Moderne an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Für ihre Dissertation über Mimesiskonzepte in Tizians Historiengemälden erhielt sie 2000 den renommierten Hans-Janssen-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; 2006 habilitierte sie sich an die Freie Universität Berlin mit einer Arbeit über Caravaggio und die Grenzen des Darstellbaren. Ambiguität, Ironie und Performativität in der Malerei um 1600 und erhielt einen Ruf auf den Lehrstuhl für allgemeine Kunstgeschichte der Ruhr-Universität Bochum. Valeska von Rosen war Stipendiatin der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Gerda-Henkel-Stiftung. Sie war Fellow des Wissenschaftskollegs Berlin, Institute for Advanced Study und des Morphomata-Kollegs der Universität zu Köln. Aktuell forscht sie in DFG-geförderten Projekten über Künstlerselbstbildnisse mit Schwerpunkt auf der Galleria degli autoritratti in den Uffizien und über venezianische Malerei und Kunsttheorie des 17. Jahrhunderts.

Datum & Ort
Montag, 13. Jänner 2020, 19 Uhr    

Kunsthistorisches Museum Wien - Kuppelhalle
Maria-Theresien-Platz
1010 Wien

Anmeldung unter altemeister@khm.at bis spätestens 6. Jänner 2020.


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