iOS 4
Apples neues iPhone-System im Test
Lange mussten iPhone-Fans darauf waren. Das neue Multitasking entfaltet aber noch nicht ganz seine Stärken. Grund dafür ist die mangelnde Unterstützung durch Apps von Drittanbietern.

Der Jubel bei der Fangemeinde war groß, als Steve Jobs Anfang April das neue iPhone-Betriebssystem ankündigte und integriertes Multitasking versprach. Damals noch iPhone OS 4 genannt, wurde es mit Vorstellung des iPhone 4 in iOS 4 umbenannt. Die Begründung: Da auch das Tablet iPad und der iPod Touch damit laufen, könne man den Namen nicht mehr nur auf das Handy beschränken.
(c) AP (Eric Risberg)

387 Megabyte umfasst das Update, das aktuelle iPhones auf den neuesten Stand der Technik bringen soll. Nach dem Download erfolgt die Installation automatisch über iTunes innerhalb von wenigen Minuten. Bevor man iOS 4 überhaupt herunterladen kann, benötigt man aber iTunes in der aktuellen Version 9.2. Diese sollte man aber am besten komplett neu installieren. Nach einem normalen Update verursachte das Programm auf mehreren Rechnern unabhängig voneinander Probleme.
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Die neue Funktion, die einem als erstes ins Auge sticht, sind die neuen Hintergrundbilder. Anstatt einer simplen schwarzen Fläche lassen sich beliebige Fotos hinter die App-Icons legen. Das Dock mit den vier fixen Anwendungen wurde ebenfalls umgestaltet und ähnelt jetzt dem des iPad.
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Apple liefert eine Fülle an neuen Hintergründen gleich mit. Zu erwähnen ist übrigens noch, dass Apple die Nutzungsbedingungen für den iTunes Store geändert hat. Erst wenn man diese akzeptiert, kann man im App Store weiter einkaufen. In den 109 Seiten verbirgt sich auch ein kleiner Absatz, der sagt, dass Apple iPhones lokalisiert und die Ortsdaten selbst nutzt beziehungsweise Dritten zugänglich machen wird, berichtet die LA Times.
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Allerdings erweisen sich nicht alle davon als sonderlich nützlich. Von guter Übersicht kann etwa beim für sich genommen hübschen Pfauenauge nicht mehr die Rede sein.
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Die zweite sehr praktische Funktion sind Ordner. Wenn man mit dem Finger zwei Apps übereinander zieht, erstellt iOS 4 automatisch einen Ordner und benennt ihn aufgrund der Kategorie der Anwendungen.
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Wem der vorgeschlagene Name nicht gefällt, kann ihn natürlich selbst wieder ändern. Innerhalb eines Ordners lassen sich 12 Apps positionieren. Wer zum Beispiel 13 oder mehr Spiele auf seinem iPhone besitzt, muss mehrere Ordner dafür erstellen.
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Die Umschichtung erfolgt am einfachsten über iTunes. Mit der Maus funktioniert das deutlich schneller als per Fingerbewegung. Außerdem hat man dank der Leiste am rechten Rand eine bessere Übersicht, welche Apps sich gerade wo befinden.
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Dank der Ordner lassen sich bis zu 2160 Apps mit dem neuen iOS 4 verwalten. Das räumt die einzelnen Bildschirme des iPhone zwar auf, schaut aber dank der eher faden Darstellung der Ordner nicht so gut aus, wie wenn mehrere bunte App-Logos zu sehen sind. Immerhin konnte aber auf diesem Gerät die Anzahl der Home-Bildschirme von sieben auf zwei reduziert werden.
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Nun zum eigentlich angepriesenen Highlight von iOS 4, dem Multitasking. Lange mussten Apple-Fans darauf warten, jetzt bekommen sie es endlich. Apps werden nicht mehr einfach geschlossen, sobald man auf den Home-Button drückt, sondern laufen im Hintergrund weiter. Oder tun sie es doch nicht?Lesen Sie mehr: Wie funktioniert Multitasking auf dem iPhone? >>>
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Im Test zeigte sich, dass das iPhone-Multitasking an einem großen Problem krankt: mangelnder Unterstützung durch die Drittanbieter. Die Facebook-Apps etwa war schon soweit, Skype aber noch nicht. Es lief zwar in der Liste der aktiven Apps, startete sich jedoch beim Aufruf immer wieder aufs neue. Darunter leidet noch ein Großteil der Apps.Wer eine App beenden will, muss länger auf deren Icon drücken und kann sie dann einzeln über das rote Symbol schließen.
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Scrollt man ganz nach links in der neuen Zeile, die sich per Doppelklick öffnet, gelangt man zu den iPod-Kontrollen und einem neuen Button, der die Orientierung des Bildschirms fixiert. Die Funktion ist bekannt vom iPad, wo sie per Hardware-Schalter aktiviert wird.
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Nach Aktivieren der Funktion ist der Lagesensor deaktiviert. Praktisch für gemütliche Menschen, die etwa ihre E-Mails lieber im Liegen lesen.
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Ein kleines Icon am rechten oberen Displayrand informiert darüber, dass die automatische Drehung des Bildschirms ausgeschaltet ist.
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Etwas gewöhnungsbedürftig ist Apples Anordnung der Programme. Das jenige, das zuletzt geöffnet wurde wird immer ganz links eingereiht. Spontan könnte man erwarten, dass das Programm ganz rechts hingestellt wird, gewissermaßen als der letzte Buchstabe eines Satzes. Allerdings ist Apples Anordnung wieder logisch, wenn man bedenkt, dass die Liste gewissermaßen von eins bis x durchnummeriert ist von der aktuellsten bis zum ältesten App.
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Wer seine E-Mails auf dem iPhone abruft, wird sich über die neue Gestaltung von Mail freuen. Ab sofort gibt es eine einheitliche Inbox, in der alle angelegten Konten zusammenlaufen. Weiters fasst iOS 4 Konversationen jetzt zusammen, ein kleines Icon neben dem E-Mail-Titel zeigt an, wieviele Antworten es dazu schon gibt.Was aber immer noch nicht funktioniert, ist mehrere E-Mails auf einen Schwung als gelesen zu markieren. Wer etwa ein volles POP3-Konto mit dem iPhone abfragen will, muss sich mühsam durch bis zu 200 Nachrichten klicken.
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Mit iOS 4 kommen auch einige Erweiterungen für die iPhone-Kamera. Gleich zu Beginn wird man gefragt, ob man der Kamera erlauben darf, auf GPS-Daten zuzugreifen. Damit aktiviert man die GeoTagging-Funktionalität des Systems.
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Mit Geodaten versehen Bilder können in den Fotoalben über den Reiter Places auf Google Maps verfolgt werden. So kann man etwa sehen, wo man mit dem iPhone schon auf Urlaub war - sofern man dort Roaming und GPS aktiviert hatte.
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Lange gewünscht und bisher nur mit separaten Kamera-Apps möglich: Ein fünffacher Digital-Zoom. Mit einem Fingertippen blendet das iPhone einen Schieberegler ein, über den man dann die Zoomstärke regeln kann. Natürlich nimmt damit die Qualität des Bildes ab, so wie bei jedem Digital-Zoom.
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Neu ist auch die Möglichkeit, während einer Videoaufnahme den Fokuspunkt zu ändern. Das klappte im Test zwar, allerdings erst mit einer kleinen Nachdenksekunde. Eventuell wird das auf dem neuen iPhone 4 flotter funktionieren.
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Vorschläge beim Tippen hat das iPhone schon bisher gemacht, jetzt unterstreicht es unbekannte Worte rot, sobald man sie getippt hat. Eine kurze Berührung liefert passende Korrekturmöglichkeiten. Wie schon bei der Vorschlagsfunktion sind sie aber nicht immer brauchbar.
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Apple hat ab sofort auch seine E-Reader-App iBooks zum kostenlosen Download freigegeben. Sie bietet eine Oberfläche, die einem Bücherregal nachempfunden ist, funktioniert aber gewissermaßen wie die Home-Screens. Bücher werden als Icons abgelegt, der Bestand kann über den iBookstore aufgestockt werden. Dort finden sich viele Klassiker, die vom Gutenberg-Projekt kostenlos hochgeladen wurden. Allerdings präsentieren sie sich ohne schönes Cover.
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Der iBookstore weist noch einige Lücken auf. Viele bekannte Autoren sind noch nicht vertreten, Apple will hier aber nachbessern. In den USA ist iBooks in kürzester Zeit Amazons Kindle gefährlich geworden. Auch wenn letztere die bessere Plattform bieten, wie manche Kommentatoren urteilen. Die Lese-App selbst funktioniert flüssig und bietet im Gegensatz zu Kindle auch farbige Bilder. Ansonsten ähneln sie sich stark im Funktionsumfang.
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Mit iOS 4 hält auch die Möglichkeit Einzug, eine Bluetooth-Tastatur an das iPhone anzuschließen. Das ist zwar eine nette Option und funktioniert auch durchwegs flüssig (zumindest mit dem von uns getesteten Apple Wireless Keyboard), wird aber im Alltag nicht so oft genutzt werden. Schön, dass Apple seine Bluetooth-Funktionen aufbessert, Datentransfer oder andere Dinge sind aber immer noch nicht verfügbar.
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Mit iOS 4 ist Apple durchaus wieder ein guter Sprung nach vorne gelungen. Das neue Betriebssystem wirkt flotter und frischer im Vergleich zum bisherigen iPhone OS 3.1.3. Praktisch sind die Ordner und die einheitliche Inbox. Mail fehlen trotzdem noch wichtige Funktionen. Das groß angepriesene Multitasking ist aber noch ein halbleeres Versprechen. Da viele Apps die Funktion noch nicht unterstützen, schränkt das seine Einsatzbereiche stark ein. Hier bleibt zu hoffen, dass die App-Entwickler bald nachziehen. Besonders Skype oder GPS-Software würde davon enorm profitieren.
(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)