Von heuchlerischen Machenschaften und kleinkarierter Politik

Bitte nicht lachen!„Kampf um die Lehrer“, 24. Juni
Meine Empfehlung an die pädagogisch interessierten Schüler, als angehende Lehrer eine Stelle in der Schweiz oder in Deutschland anzustreben, macht nicht nur wegen der besseren Bezahlung einen Sinn. In unseren Nachbarländern genießen Lehrer ein deutlich höheres Ansehen als in Österreich, und in der Schweiz und in Deutschland herrschen überschaubare, stabile und somit gerechte Schulverhältnisse. Bei uns weiß zurzeit niemand, wie es weitergehen wird. Alle reden von der Gesamtschule, aber niemand, auch das Ministerium nicht, weiß, wie sie aussehen soll. Das schafft ein derartiges Ausmaß an Verunsicherung, dass die nächsten Graffiti lauten könnten: „Stell dir vor, Schmied macht Schulreform, aber keiner geht unterrichten.“ Man möge bitte nicht lachen, denn so könnte es leider kommen.

Dr. Rudolf Öller
6900 Bregenz

Erschreckend dichandesk„Nachhilfe für Julia Ortner“, Quergeschrieben von Andreas Khol, 21.6.
Der ehemalige Nationalratspräsident Dr. Khol erteilt Frau Ortner Nachhilfe in christlich-sozialer Verantwortung. Sie wird sich schon selbst zu wehren wissen, aber die verqueren Auffassungen eines „christlichen Politikers“ sollen nicht unwidersprochen bleiben. Die Selbstverständlichkeit, mit der Herr Khol etwa die Verschärfung des Fremdenrechts mit der Zumutbarkeit für die „Menschen im Land“ begründet, ist schon erschreckend dichandesk. Als Christ halte ich diese Art von „christlicher Politik“ für kleinkariert, ängstlich, uninspiriert und unpfingstlich. Sind wirklich die Senioren unsere Zukunft?

Dipl.-Ing. Dr. Albert Hanzal
1030 Wien

Blutleere Literatur„Wohlfeile Grobschlächtigkeit“, von Harald Klauhs, 23.6.
Der Bachmann-Preis lässt auch heuer keine große Hoffnung entstehen, dass die Texte jene Qualitäten haben, die man in einem Wettbewerb dieses Anspruches erwarten dürfte. Es ist eine Farce, welche Art blutleere und erlebnislose Literatur dort vorgestellt wird, die fast durchwegs den Eindruck vermittelt, der neuen Autorengeneration käme es nicht auf die eigene Authentizität an, sondern darauf, sich durch die zugeschanzte Teilnahme als Schriftsteller titulieren zu dürfen. Diese Gefallsucht wird auch durch den Unmut der einladenden Jury geweckt, die nicht nach jenen Talenten sucht, die originell und experimentell sind, sondern jene akademisierten Schreiber einlädt, denen die Inspiration nicht ihr Innerstes ist, sondern der gerade angesagte Trend. Mit wenigen Ausnahmen glänzen die neuen Literaturstars nicht stärker als Energiesparlampen leuchten – matt und nichts erhellend!

Martin Kolozs
6020 Innsbruck

Fehlender Tiefgang„Zivildienst für alle und ein Berufsheer“, Meinung von Claudia Dannhauser, 23.6.
Sie schreiben: „Gleichzeitig wäre natürlich das Bundesheer zum reinen Berufsheer umzubauen. Das schlagen Experten seit Jahr und Tag als effiziente Alternative zum notorisch unterdotierten Volksheer vor. Nur leider waren logische Vorteile noch nie ein ausreichendes Argument für Reformen.“ Mit dem letzten Satz gebe ich Ihnen (leider) recht. Ihre Folgerung: „Volksheer = teuer; Berufsheer = billig“ spiegelt den fehlenden Tiefgang der sicherheitspolitischen Debatte – leider auch in der Qualitätszeitung „Die Presse“ – wider. Zu behaupten, dass eine Berufsarmee billiger wäre, ist vergleichbar mit einer Antwort auf die Frage, wie viel ein Auto kostet. Zuerst muss wohl definiert werden, was eine Wehrpflichtigen-Armee und was eine Berufsarmee können soll. Warum aber sollte ein Berufsheer billiger als eine Wehrpflichtigen-Armee sein?

Mag. Michael Bauer, Oberst
BM für Landesverteidigung und Sport

Presseabteilung

Bundesheer im SommerlochInterview mit Erich Reiter von Martina Salomon, 24. Juni
Kaum wird es Sommer, sitzen wir im Sommerloch und bekommen zum wiederholten Mal eine unreflektierte Werbung zur Einführung eines Berufsheeres vorgesetzt. Daher ein paar Gedanken:

Soldaten in Berufsheeren sind häufig und lange von ihrem Zuhause getrennt, mit einem hohen Risiko von Verletzung und Tod. Berufsheere sind in Wahrheit Zeitsoldatenheere, denn sonst überaltern sie. Daher wissen alle, die in ein solches Heer eintreten, sie müssen es aller Wahrscheinlichkeit nach in ein paar Jahren wieder verlassen. Wer soll sich nun dafür finden, ohne deutlich höhere Gehälter und eine gute Perspektive für später? Mit dem derzeitigen Budget mag man sich jene fünfzehn- bis zwanzigtausend Personen leisten können, die derzeit beim Bundesheer ihrem zivilen oder militärischen Beruf nachgehen. Aber nur für eine Minderheit von ihnen hätte man Verwendung in diesem Berufsheer. Jene Soldaten auf Zeit, die dieses bilden sollten, müsste man erst suchen und so auf Jahre hinaus eineinhalb Heere bezahlen – das ist es, was sich hinter „Umstellungsprozess“ verbirgt. Denn das derzeitige Personal kann man nicht entlassen – und so nebenbei: Das wäre auch äußerst unfair.

Stefan Nadler
2391 Kaltenleutgeben

Kaum „Nichtverhaberte“„Die Angst auf dem Berg“, Quergeschrieben von Sibylle Hamann, 23.6.
„Quergeschrieben“ spricht mir diesmal ganz besonders aus der Seele, weil das, was wir anlässlich des Ablebens von Herrn Dichand sehen, hören und lesen konnten, so typisch ist; leider nicht nur für Politiker oder Journalisten (ich verwende hier ganz bewusst nicht die Gender-neutrale Form), die es sich mit wem auch immer nicht verderben woll(t)en. Auf dieses Verhalten trifft man leider auch allzu oft im täglichen Umfeld. Unter jenen, die irgendwo etwas zu reden haben, gibt es sie nämlich kaum, die „Nichtverhaberten“ und die, die niemandem schmeicheln mussten/müssen; und sehr viele, die gerne was erreichen möchten, stellen sich an (es muss ja nicht immer beim Herrn Dichand sein).

Dr. Margarethe Geiger
3400 Klosterneuburg

Mit den Wölfen heulenZum VfGH-Urteil im Fall Zogaj
Mit stets gleichen Floskeln wird einem erklärt, dass auch für die Zogajs das Gesetz gelten muss. Recht muss schließlich recht bleiben. Wohl genauso wie in der Kärntner Ortstafelfrage, kommt einem da in den Sinn. Dass dieses hehre Rechtsprinzip auch diesmal lediglich zur Befriedigung weit verbreiteter Ressentiments herhalten muss, wen stört's? Man muss ja schließlich den rabiaten, sonst selber gern zur Rechtsbeugung und Verhöhnung des Rechtsstaates aufgelegten Hetzern am rechten Rand etwas scheinbar Unantastbares entgegenhalten. Jenen Leuten, die die vermeintliche Gesetzestreue nur als Tarnung für politische Stimmungsmache verwenden. Jenen, die lieber reiche Russen gegen Bares einbürgern, als großteils hier aufgewachsenen, voll integrierten Kindern ein Leben bei uns zu ermöglichen. Anstelle diese heuchlerischen Machenschaften zu entlarven, verstecken sich die verantwortlichen Politiker hinter einem Gerichtserkenntnis und heulen lieber mit den Wölfen.

Josef Mairinger
4873 Frankenburg a.H.

AMS statt Golden Handshake„Wie 50 Millionen im ORF verteilt werden“, 23.6.
Während anderswo darüber nachgedacht wird, das Pensionsantrittsalter rasch und deutlich zu erhöhen, gehen die Uhren beim ORF-Rotfunk anders, und es werden Männer Jahrgang 1953, Frauen Jahrgang 1958 locker in Pension geschickt – mit entsprechender Zahlung. Jeder „normal“ Gekündigte in diesem Lande kann sich da nur wundern, wie mit öffentlichem Geld umgegangen wird. Statt Golden Handshake ab zum AMS, neue Arbeitsstelle suchen und dann bis 65 arbeiten, wie alle anderen auch!

Mag. Klaus Daubeck
1130 Wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2010)

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