Weltfrauentag
Auf den Inseln der Matriarchinnen
Die Frauen bestimmen das Leben auf den Inseln Kihnu und Manilaid in der Ostsee. Anne Helene Gjelstad porträtierte die greisen Matriarchinnen im Osten Europas.

In ihrem Bildband "Big Hearts Strong Hands" porträtierte die norwegische Fotografin Anne Helene Gjelstad die Frauen, die auf den estnischen Inseln Kihnu und Manilaid leben. Die Ostsee-Inseln sind matriarchalisch geprägt. Gjelstad fotografierte unter anderem Saundi Mann, hier 2010. Tiefe Trauer prägte ihr Leben. Sie wurde in Sowjet-Zeiten zu Zwangsarbeit in einem Wald verpflichtet. Ihren kleinen Sohn nahm sie mit. Der Bub wurde von einem Baum erschlagen. >>> Anne Helene Gjelstad:"Big Hearts Strong Hands", Verlag Dewi Lewis, Englisch und Norwegisch
(c) Anne Helene Gjelstad

Die matriarchalische Prägung erklärt sich durch die Abwesenheit der Männer. Die Frauen bestellten die Landwirtschaft auf Kihnu und Manilaid weitgehend in Eigenregie, die Männer fuhren zur See. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Inzwischen arbeiten auch mehr Männer in der Landwirtschaft. Viele sind arbeitslos. Hoffnungen setzt ein Teil der rund 750 Bewohner in den Tourismus.
(c) Anne Helene Gjelstad

Tilli Alma, 2008, beim Stricken. Ihre Beine trugen sie nicht mehr gut, sie musste Krücken benutzen.
(c) Anne Helene Gjelstad

Vahtrja Helju, 2008 fotografiert. Sie wünschte sich von der Fotografin, dass diese sie gemeinsam mit ihrer Lieblingskuh ablichtet.
(c) Anne Helene Gjelstad

Järsumäe Virve (Foto von 2013) ist inzwischen 92 Jahre alt und eine kleine Berühmtheit: Sie ist mehrfach im Fernsehen aufgetreten, hat Musik aufgenommen und sogar eine eigene Wikipedia-Seite. Sie ist auch beliebt bei Besuchern der Insel. So beliebt, dass andere Inselbewohner Touristen auf der Suche nach ihr gern in die falsche Richtung schicken, damit sie ihre Ruhe hat.
(c) Anne Helene Gjelstad

Koksi Leida, 2008, wenige Stunden nach ihrem Tod. "Ihre Nachbarn haben mir blaue Trauerkleidung gegeben und mich eingeladen, die Trauerfeier in der Küche zu fotografieren", schreibt die Fotografin. "Die Frauen aus dem Dorf versammelten sich um den Sarg, um zu beten und zu singen. Später kamen die Männer, um sich zu verabschieden. Dann wurde der Sarg geschlossen und Koksi Leida verließ mit den Füßen voran, wie es die Tradition verlangt, zum letzten Mal ihr Zuhause." Drinnen hätten die Frauen dann gekocht, draußen die Männer Wodka getrunken.
(c) Anne Helene Gjelstad

Der Holzherd in einem der traditionellen Häuser auf Kihnu. Die Inselbewohner leben noch vergleichsweise traditionell, haben einen eigenen Dialekt und eigene Trachten. Die Unesco hat den Kulturraum der Insel 2003 bzw. 2008 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
(c) Anne Helene Gjelstad

Luhu Ella, 2005, war eine der Frauen, die Gjelstad am öftesten fotografierte. "Von ihr habe ich viel über die Kleidung der Frauen gelernt", schreibt die Fotografin. "Über die Haartracht, wie man diese einzigartigen Röcke richtig anzieht, was die Frauen beim Schlafen tragen und wie sie ihre Schätze aufbewahren." Lohu Ella sei sehr kreativ und eine Meisterin der Handwerkskunst, schildert Gjelstad. Im Jänner wurde ihr Projekt nun auch als Buchband veröffentlicht.
(c) Anne Helene Gjelstad