Der Jedermann und seine Buhlschaft(en)

Keine Theaterrolle ruft bei den Salzburger Festspielen mehr Medien-Interesse hervor als die Buhlschaft. Worin liegt Faszination dieser Rolle, und warum hat der Jedermann in Salzburg Kultstatus?
Im Bild: Nina Hoss, die 2005 und 2006 in der Rolle zu sehen war.

Die Moral der Geschichte vom Sterben des reichen Mannes ist zutiefst religiös. Auch ein Grund, warum Kritiker das Stück immer wieder als zu gestrig bezeichnen. Die Schwierigkeit des "Jedermann" liegt jedoch darin, das Publikum zu rühren und gleichzeitig zu belehren - ohne dabei platt zu wirken. Eine Gratwanderung.
Im Bild: Veronika Ferres, der Inbegriff des Superweibes, als Buhlschaft 2002 bis 2004.

Die Buhlschaft selbst stellt das blühende Leben, die personifizierte Verführung dar - der Gegenpart zum sterbenden Mann. Seit vor dreißig Jahren Senta Berger die Rolle übernahm, muss die Buhlschaft ein Star sein.

Hoffmannsthals Stück wurde 1911 in Berlin uraufgeführt. Neun Jahre später inszenierte es Theaterlegende Max Reinhardt für die Salzburger Festspiele.
Im Bild: Sophie Rois

Mit einer Unterbrechung von 1937 bis 1946 wurde der "Jedermann" jedes Jahr gespielt. Maddalena Crippa spielte die Buhlschaft von 1994 bis 1997, im ersten Jahr an der Seite von Helmuth Lohner, dann neben Gert Voss.

Die Idee, die Bühne auf den Salzburger Domplatz zu stellen, stammt von Reinhardt. Er schätzte die Nähe zur historischen Kirche für das religiös geprägte Stück.
Im Bild: Dörte Lyssewski übernahm die Rolle 1999 bis 2001, ihr Jedermann war Ulrich Tukur

Christiane Hörbiger, Senta Berger, Sunnyi Melles, Veronica Ferres und Nina Hoss schlüpften bereits in die sinnliche Rolle. Marie Bäumer (im Bild) spielte die Buhlschaft 2007.

Peter Simonischek nahm im Sommer 2009 nach 91 Vorstellungen in acht Jahren Abschied. Er hatte als Jedermann einen ziemlichen Frauen-Verschleiß: In seinen ersten drei Jahren auf dem Salzburger Domplatz stand ihm Veronica Ferres als Buhlschaft zur Seite. 2005 und 2006 folgte Nina Hoss, ehe 2007 Marie Bäumer die prominente Frauenrolle mit dem kurzen Text übernahm, 2008 und 2009 hieß die Buhlschaft Sophie von Kessel.

Auch Sunnyi Melles durfte sich 1990 in Salzburg von Jedermann umbuhlen lassen. 2002 kehrte sie als "Glaube" zurück auf den Salzburger Domplatz.
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Von 2010 bis 2012 war, das "Traumpaar des Theaters" Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek in den Rollen der Buhlschaft und dem Jedermann zu sehen. Die beiden spielten nicht das erste Mal gemeinsam: Sie standen bereits in "Geschichten aus dem Wiener Wald" und im gefeierten "Weibsteufel" zusammen auf der Bühne. Minichmayr wurde als Beste Schauspielerin mit dem Silbernen Bären bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2009 und dem Nestroy-Preis ausgezeichnet.

2013 übernahm Brigitte Hobmeier die Rolle der Buhlschaft, die Inszenierung wurde von den Regisseuren Julian Crouch und Brian Mertes erneuert. Die aus Ismaning bei München stammende Brigitte Hobmeier begeisterte am Münchner Volkstheater bereits als Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“, als „Geierwally“ und als „Lulu“.

Hobmann, geboren studierte an der Folkwang Hochschule Essen. Sie ist mit einem Mathematiker und Schriftsteller verheiratet und Mutter eines Sohnes. Abseits des Theaters überzeugte sie auch in Markus Rosenmüllers Kinokomödie "Sommer in Orange" und in dem historischen TV-Film "Hebamme", der ihr den Grimme-Preis einbrachte.

Hobmeier steht neben Cornelius Obonya auf der Bühne. Obonyas Großvater Attila Hörbiger mimte von 1935 bis 1937 und von 1947 bis 1951 den Jedermann. Für 2016 müssen sich die Salzburger Festspiele eine neuen Buhlschaft suchen - Hobmeier hört auf.