Culture Clash

Ist das Menschenleben heilig?

In der Rechtsfrage um erlaubte Beihilfe zum Suizidwird diese Frage oft ausgeklammert, weil angeblich rein religiös. Das ist ein Fehler, der uns viel kosten kann.

Unsere Verfassungsrichter werden in Kürze darüber beraten, ob die Verbote von „Tötung auf Verlangen“ und „Mitwirkung am Selbstmord“ einem Grundrecht widersprechen. Die Kläger machen geltend, dass der Staat etwa das Recht auf Privatleben missachte, wenn er die Hilfe von Nahestehenden oder Profis beim an sich straffreien Suizid untersagt. Die Richter haben zu prüfen, ob dem gute Gründe im Interesse der Gesellschaft entgegenstehen.

In der Diskussion wird da manchmal die „Heiligkeit des Lebens“ angeführt – und postwendend als bloß religiöses Argument zurückgewiesen. Das scheint mir ein Denkfehler zu sein. Nicht die Heiligkeit des Lebens wäre der rein religiöse Einwand gegen den Suizid, sondern die Heiligkeit des Todes. Wenn der Tod jener Akt ist, der uns das unverhüllte Angesicht Gottes zeigt, dann ist es vermessen, diesen Schleier selber wegzureißen. Diese Idee gibt es nur in der Religion. Die Idee der Heiligkeit, der ganz besonderen Würde, des menschlichen Lebens ist hingegen auch allgemein-menschlicher Natur.

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