Bongfish - Spielend erfolgreich

Bongfish
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Die Computerspielbranche erzielt mittlerweile höhere Umsätze als die Filmindustrie Hollywoods. Und das Grazer Entwicklungsbüro Bongfish spielt auf diesem Markt mit.

Ein gewisses Klischeedenken umgibt die Protagonisten der Computerspielbranche noch heute. Die gängigen Bilder: eckige Brillen, tiefe Augenringe, offene Pizzakartons. „Diese Vorstellung trifft natürlich längst nicht mehr zu“, sagt Michael Putz. Und er muss es wissen, schließlich ist er einer von zwei Gründern des Grazer Spieleentwicklungsbüros „Bongfish“.

„Erstens“, führt Putz aus, „hat der Job viel mit strikten Vorgaben, straffen Zeitplänen und dem Zusammenspiel eines multidisziplinären Teams zu tun“ und, zweitens, geht es immerhin um einen der weltweit größten Wachstumsmärkte, der mit seinem Umsatzvolumen auch die Filmindustrie längst eingeholt hat. Auch der Spielemarkt wird in erster Linie von Amerika aus bespielt. Und trotzdem mischt da auch das kleine Grazer Büro mit.

Noch während des Studiums an der Technischen Universität in Graz gründete Putz 1995 gemeinsam mit Klaus Hufnagl die Firma. Zunächst als klassisches Multimedia-Unternehmen (Web-Programmierung, E-Learning-Anwendungen, CD-ROM) aufgestellt, ging es ab 1999 in Richtung Spieleentwicklung. Den Startschuss gab ein virtueller Rundgang durch die Grazer Altstadt, den Bongfish für die „Expo 2000“ realisierte. Es folgten zwei kleinere Snowboard-Spiele, die ausschließlich über das Internet vertrieben wurden (500.000 Downloads), und die Entwicklung einer Technologiedarstellung für einen Grafikkartenhersteller. „SOMA Engine Technologie“ nennt sich die Sache, die als Basis für grafisch und technisch anspruchsvolle Spiele dient und auch bald zum Einsatz kommen sollte.

Snowboarden mit dem Controller

Zunächst wurde Apple auf die Jungs aus Österreich aufmerksam, später dann Microsoft. „Wir haben uns lange mit der Suche nach einer geeigneten Distributionsform im Internet aufgehalten. Mit einem großen Publisher kann man natürlich ganz anders agieren, und Konsolen sind sicherlich das schönste Einsatzgebiet für Spieleentwickler“, erzählt Putz. Der internationale Durchbruch gelang mit dem Showboard-Spiel „StokEd“. Für die Spielekonsole Xbox 360 erschufen sie eine virtuelle Schneewelt – fünf Berge auf fünf Kontinenten konnten hier mit dem Snowboard bezwungen werden. Zumindest auf dem Schirm. Und Bongfish gehörte plötzlich zu den ganz wenigen europäischen Entwicklungsbüros – sieht man von Großbritannien ab –, die international mitmischen. Dafür wurde es hierzulande auch ausgezeichnet, und zwar 2009 mit dem Staatspreis für Multimedia.

Von Österreich aus in die Welt

Dass Bongfish ausschließlich für den amerikanischen Markt agiert, hängt vor allemmit dem Umsatzvolumen zusammen. Putz: „Gerade im Bereich der Konsolenspiele hat Österreich als Absatzmarkt mit im Durchschnitt 10.000 verkauften Spielen im Jahr wenig Relevanz.“ Heute haben Putz und Hufnagl 25 Mitarbeiter und agieren trotz der Auftraggeber in den USA immer noch von ihrem Büro in der Grazer Altstadt aus. „Österreich ist ein guter Standort“, sagt Putz. Die Ausbildungssituation sei gut, und die Lage im Zentrum Europas praktisch. Wenn es etwas auszusetzen gäbe, dann höchstens, dass „Österreich als Entwicklungsstandort international noch weit hinterherhinkt“. Das hält aber Bongfish nicht auf. Zurzeit beschäftigt man sich mit einem weiteren Multiplayer-Spiel für Microsofts Xbox 360.


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