Mariusz Demner - Handwerker, nicht Philosoph

Mariusz Demner
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Mariusz Jan Demner und seine Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann sind unbeugsame Fixgrößen der österreichischen Kreativszene.

Neues und Großes kann überall entstehen. Auch mitten auf der Straße, wenn man zum Einkaufen geht. „Ich habe gerade eine Werbeagentur gegründet“, log Mariusz Jan Demner, als er zufällig einen Bekannten seines Vaters traf, der auf der Suche war nach werblicher Unterstützung für seine Hemden-Kollektion. Agentur hatte Demner natürlich noch keine. Und wenig Ahnung dazu. Dafür plötzlich den ersten Kunden. Und erst heute, über 40Jahre und unzählige Werbepreise später, reift bei Demner ganz zaghaft so etwas wie die Sicherheit, als Autodidakt doch etwas richtig zu machen.

Selbst bepinselte Möbel, Marshall McLuhan und seine Thesen, Kundentermine im Café Hawelka – durch die ersten Monate manövrierte sich Demner als engagierter Dilettant, der alles selber machte, außer die Grafik. Die zumindest überließ er einem Experten, seinem Partner Franz Merlicek. Das war 1969. Der erste große Kunde war IBM. Und allmählich begannen die beiden in der einzementierten Agenturlandschaft des Landes Spuren zu hinterlassen, sich Preise, Aufmerksamkeit, Sympathien und noch mehr Kunden zu verdienen. 1976 kam Harry Bergmann dazu, der sich heute mit Demner die Geschäftsführung von „Demner, Merlicek & Bergmann“ teilt. „Ich glaube, dass das autodidaktische Element damals sehr wichtig war, um in Österreich neue Werbung zu entwickeln“, meint Demner. Ausgehend von einer Basis, auf der nichts war, nicht einmal eine Liste von Vorbildern. Oder so etwas wie eine Agenturphilosophie. Und schon gar kein Plan. Außer diesem vielleicht: „Wir wollten morgens in den Stollen hineingehen und abends einfach mit etwas Tollem wieder heraus“, erzählt Demner.

„Wir sind keine Philosophen, wir sind Handwerker. Und wir sind keine Künstler, wir verwenden Bilder und Worte, also künstlerisches Material“, beschreibt Demner die Arbeit seiner Werbeagentur. Aus dem Material wurden in über 40 Jahren Kampagnen gezimmert, die im kollektiven Gedächtnis der österreichischen Werbung ihren Fixplatz haben. Für Kunden wie Lutz, Meinl, Media Markt, Darbo, Mazda, Volksbank und noch mehr bekannte Marken.

„Wo geht's hier zu Kika?“, „Ö1 gehört gehört“, „So schmeckt nur Meinl“. Die Agentur erfand Claims und Sujets, die die Branche und die Konsumenten nicht vergessen können, selbst wenn sie wollten. Zu fest haben sich die Werbebotschaften festgekrallt im Hirn, so wie „Demner, Merlicek & Bergmann“ auf ihrem Stammplatz in den Agenturrankings: ganz oben und ganz egal, ob in der Kreativitäts- oder Effizienzwertung. Eine Konstanz, die ungewöhnlich scheint, in einer Branche, in der Kommen, Gehen, Abstürzen und Umfallen die gängigsten Bewegungsmuster sind.


Felsenfest. Rundherum feierten die Werbeagenturen Hochzeiten, beklagten Scheidungen, verschieden still oder krachten laut zusammen – die Agentur in der Wiener Lehargasse lag unbehelligt wie ein gallisches Dorf. „Viele der Multinationalen, die uns erzählt haben, eine Agentur wie die unsere könnte nicht überleben, sind selbst nicht mehr am Markt“, sagt Demner. Nachlaufen – das wollte er eben nie. Weder irgendwelchen Werbevorbildern noch irgendwelchen Vorgaben aus New York, am wenigsten, wenn sie ein Controller eines Agenturnetzwerkes aufstellt.

Ein bisschen etwas abzuschauen hat sich Demner dann doch erlaubt. Schon Anfang der 70er Jahre, als er über einen Bekannten in den USA plötzlich mitten hinein stolperte in den berühmten „Art Director's Club“. Zurück nach Österreich brachte er die fixe Idee, den Creativ Club Austria zu installieren (CCA), der heute noch den begehrtesten Kreativpreis des Landes vergibt – die Venus, von der sich Dutzende in Gold, Silber und Bronze im eigenen Büro drängeln.

Die Menschen seien die Säulen, auf der die Konstanz aufbaut, meint Demner. Ein paar ältere sind die tragenden. Und dazwischen tummeln sich die Jungen. „Die Chefs werden älter, die Agentur bleibt jung“, so Demner. Wer in die Lehargasse kommt, wird nicht geschont und doch behutsam behandelt. „Uns ist immer daran gelegen, dass das menschliche Umfeld stimmt. Wir haben nie Leute engagiert, die genial waren, aber menschlich Arschlöcher“, erzählt Demner.


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