Irgendjemand muss zurückstecken

Dass die Vermieter nun für die gekürzte Maklerprovision einspringen sollen, finden die Makler problematisch. Die Arbeiterkammer will hingegen auch die Verwalter in die Pflicht nehmen.

Nun sind es nur noch zwei Monatsmieten Provision, die bei Vermietung einer Wohnung maximal für den Mieter anfallen. Selbst diese Courtage wäre in anderen Ländern unvorstellbar (siehe Artikel oben). Das ist eines von mehreren Argumenten, mit denen die Provisionskürzung begründet wurde. „Der Vermieter soll auch einen Betrag leisten“, heißt es von Wirtschaftsministerium und Arbeiterkammer unisono.

Problem Mietregulierung

Irgendjemand muss immerhin auch in Schweden, England und der Schweiz die Wohnung für Mietlustige aufsperren. Auch dort kostet diese Leistung Geld. Den Makler zahlt zwar der Vermieter, er kann diesen „Werbungsaufwand“ meist aber in der Miete einpreisen.

„Andere Länder haben nicht diese reglementierten Mieten“, erklärt Maklerin Margret Funk. Wegen dieser Reglementierung können die Provisionen nicht auf die Miete übergewälzt werden. Ein Vergleich: Wer zum Bäcker gehe, zahle die Werbung mit dem Preis der Semmeln mit. Umgelegt auf den Mietmarkt dürften Vermieter „nur Brot und Wasser verrechnen“, da die Miete gedeckelt sei, argumentiert Udo Weinberger, Präsident des ÖVI (Österreichischer Verband der Immobilientreuhänder). Zumindest sei dies im Altbau der Fall.

Die gesetzlich begrenzten Mieten führen dazu, „dass Vermieter zu diesen Konditionen nicht mehr vermieten wollen“, erklärt Funk. Stattdessen renoviert und verkauft man mit Gewalt, dem Wohnmarkt werden so billige Mietwohnungen entzogen. Die Mietervertreter haben mit der Provisionskürzung eine jahrelange Forderung durchgesetzt. Sie nehmen nun auch die Hausverwalter in die Pflicht: „Es wäre die ureigene Aufgabe der Verwalter, die Wohnungen zu vermieten“, sagt Franz Köppl von der AK-Wien.

Vermieten für 154 Euro

„Das Hausverwalterhonorar deckt den Aufwand einer Vermietung bei Weitem nicht“, kontert ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel. Ein österreichischer Hausverwalter erhält für eine 50 Quadratmeter große Wohnung 154 Euro pro Jahr. Würde er sie auch vermitteln müssen, erfordere das „mindestens zehn Besichtigungen“.

Irgendjemand muss durch die Provisionskürzung zurückstecken. Der Makler? Bei Remax-Österreich etwa rechnet man im Mietbereich kurzfristig mit Einbußen von 30 bis 50 Prozent. Beim ÖVI redet man gar von einem „Maklersterben“.

Vermieter indes sind es – zumindest in Wien – nicht gewohnt, eine Provision zu zahlen. „Wir müssen die Vermieter Schritt für Schritt in die Pflicht nehmen“, sind sich die Makler einig. Das ist ausnahmsweise eine Ansage, die sogar die Arbeiterkammer begrüßt. Für sie gilt der Makler ohnedies als „Diener“ des Hausherren. pic

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2010)

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