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Interview

„Der Aufschwung der Wirtschaft hat bereits begonnen“

Oberbank Generaldirektor Franz Gasselsberger: „Die Fortsetzung ausgewählter staatlicher Hilfsmaßnahmen ist sicher noch eine Zeit lang notwendig. Ich sehe das als Investition in unsere gemeinsame Zukunft.“
Oberbank Generaldirektor Franz Gasselsberger: „Die Fortsetzung ausgewählter staatlicher Hilfsmaßnahmen ist sicher noch eine Zeit lang notwendig. Ich sehe das als Investition in unsere gemeinsame Zukunft.“(c) Joachim Haslinger
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Dr. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank, über den wachsenden Optimismus in der Wirtschaft, die stark steigende Nachfrage nach Finanzierungsberatung und die Rolle der Oberbank beim Aufwärtstrend.

Herr Gasselsberger, pandemiebedingte Einschränkungen neigen sich dem Ende zu, die Zahl der Geimpften wächst täglich. Welche Entwicklung erwarten Sie für die Wirtschaft?

Franz Gasselsberger: Der Aufschwung hat in einigen Bereichen der Wirtschaft bereits mit dem Jahreswechsel begonnen. Insbesondere in der Industrie ist die Lage deutlich besser als erwartet. In vielen Betrieben sind die Auftragsbücher voll, der Auftragseingang liegt über dem guten Vorjahresniveau. In der exportorientierten Industrie sahen wir im Frühling unglaubliche Aufwärtstendenzen. Es gibt Kapazitätsengpässe, Mangel an Facharbeitern und – wie mehrfach bereits berichtet – Probleme mit der Anlieferung von Rohstoffen oder Vormaterialien.

Die öffentliche Stimmung hinkt dem Aufschwung scheinbar hinterher. Worauf führen Sie das zurück?

In der Industrie erbringen relativ wenige Menschen eine hohe Wertschöpfung meist in abgeschlossenen Hallen. In der Öffentlichkeit spürt man hingegen schmerzlich das Zusperren des öffentlichen Lebens: Kultur, Freizeit, Gastronomie, Erlebnisse und Veranstaltungen fehlen den Menschen für ihr gewohntes Wohlbefinden. Der öffentliche Raum ist quasi menschenleer. Außerdem neigen wir alle dazu, die Momentaufnahme eines Zustands in die Zukunft fortzuschreiben und entwickeln dann wenig Hoffnung, dass sich die Dinge wieder zum Besseren wenden. Deshalb haben wir Führungskräfte die Pflicht, darauf hinzuweisen, dass der Wirtschaftsaufschwung bereits stark begonnen hat und wichtige Bereiche der Wirtschaft wieder auf Hochtouren laufen.

Die Prognosen der Ökonomen sind allerdings eher bescheiden und zurückhaltend. Ist die Wissenschaft zu pessimistisch?

Ich bin kein Wissenschafter, aber ich rede täglich mit meinen Kunden. Die Oberbank ist eine Bank, die den Mittelstand finanziert, und dort ist von Pessimismus keine Rede, ganz im Gegenteil. Außerdem lese ich in den internationalen Zeitungen, dass die Wachstumserwartung für die EU-Wirtschaft laufend erhöht wird. In Österreich ist jedoch für viele Menschen die Stimmung im Tourismus und der Gastronomie prägend, und in den Sektoren der Freizeitwirtschaft – ganz allgemein bei Dienstleistungen – wirkte der Lockdown massiver als in der Industrie oder im Gewerbe.

ZUR PERSON: FRANZ GASSELSBERGER

Franz Gasselsberger begann seine Karriere in der Oberbank AG im Jahr 1983. Im April 1998 bestellte ihn der Aufsichtsrat in den Vorstand. Am 1. Mai 2002 übernahm er die Leitung der Bank mit dem Titel „Sprecher des Vorstandes“, seit Mai 2005 fungiert er als Generaldirektor und Vorsitzender des Vorstandes. Sein Vertrag wurde soeben um fünf Jahre verlängert.

Wenn Einschränkungen aufgehoben werden und die Impfquote steigt, sollen dann die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen beendet werden?

Ich war immer und bin ein Freund eines ausgeglichenen Budgets. Die Corona-Pandemie und deren Folgen waren aber außergewöhnlich, immerhin hatten wir es mit dem größten Wirtschaftseinbruch seit Menschengedenken zu tun. Die Auswirkungen werden wir noch lange spüren und so wie früher wird es nicht mehr werden. Denn Corona hat den Strukturwandel in vieler Hinsicht beschleunigt. Die Fortsetzung ausgewählter staatlicher Hilfsmaßnahmen ist sicher noch eine Zeit lang notwendig. Ich sehe das als Investition in unsere gemeinsame Zukunft. Ich fordere aber jeden einzelnen Wirtschaftstreibenden auf, darüber nachzudenken, wie er möglichst aus eigener Kraft ohne Unterstützungsmaßnahmen sein Geschäftsmodell wiederherstellt oder neu aufbaut. Jeder muss selbst initiativ werden und darf nicht auf eine Rettung durch den Staat warten. Ich möchte ausdrücklich feststellen, dass die Maßnahmen der Politik alternativlos waren. Mit der Investitionsprämie wurde zusätzlich der richtige Nerv getroffen, um die Wirtschaft im Kern – nämlich bei den InInvestitionen – anzukurbeln. Das hat neben der Exportnachfrage starke Impulse für unsere Wirtschaft gebracht. Die Investitionsprämie führt auch, quasi als Nebenwirkung, zu einer Stärkung der Eigenkapitalbasis der Betriebe.

Was tragen Banken wie die Oberbank zum Aufschwung bei?

Die Nachfrage nach Beratung – besonders für Finanzierungen – ist seit einem Jahr sprunghaft gestiegen und wir erwarten, dass dieser Trend anhält. Nicht zuletzt deshalb haben wir unsere Filialöffnungszeiten auf 55 Stunden pro Woche, also von 8 bis 19 Uhr von Montag bis Freitag ausgeweitet. Wir haben alle verfügbaren Kräfte mobilisiert, um dieser Nachfrage nachzukommen. Die durchgängige Digitalisierung der Oberbank hat dies ermöglicht. Beratung ist das eine, das andere sind Finanzierungen. Wir verbuchen ein Wachstum der Unternehmensfinanzierungen um mehr als fünf Prozent alleine im 1. Quartal des heurigen Jahres. Die Oberbank ist auf geförderte Investitionsfinanzierungen spezialisiert und kann den Kunden dadurch einen geldwerten Mehrwert bieten. Immer noch lassen die Unternehmen Fördergeld liegen, weil die Beantragung zu aufwändig erscheint.

Unterstützen Sie Unternehmen auch mit Eigenkapital?

Mit dem Oberbank Opportunity Fonds beteiligen wir uns minderheitlich an Unternehmen oder geben Mezzaninkapital, wenn für außergewöhnliche Wachstumsschritte die Kreditfinanzierung nicht genügt – also bei Gesellschafterwechsel, Übernahme von anderen Unternehmen, Expansion in neue Märkte oder Geschäftsfelder und ähnlichen bedeutenden Veränderungen. Die Unternehmen schichten dann aus den zukünftigen Gewinnen unsere Beteiligung ab. Wir geben aber kein Kapital für die Sanierung von Unternehmen, das kann nicht das Geschäftsmodell einer Kreditbank sein.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Inflation und Zinsen?

Der Aufschwung bringt steigende Preise mit sich. Wir spüren ja bereits die gestiegenen Rohstoffpreise, nicht nur bei Öl, auch bei Baumaterialien. Dazu kommen Lieferengpässe bei wichtigen Komponenten wie zum Beispiel Chips. Die Inflation ist im Steigen, für das zweite Halbjahr werden in Österreich und Deutschland bis zu drei Prozent erwartet. Das ist eine gesunde Entwicklung, davor brauchen wir uns nicht zu fürchten. Ich erwarte, dass dies ein kurzfristiger Trend ist, der im kommenden Jahr wieder schwächer wird. Aber die Zinsen steigen am langen Ende, in den USA haben sich die Kapitalmarktzinsen mehr als verdreifacht. Finanzierungen werden also tendenziell mehr kosten, und mehr und mehr Unternehmen schließen Fixzinsvereinbarungen ab. Die Leitzinsen bleiben aber unverändert niedrig, sodass die Sparer weiterhin und verstärkt überlegen müssen, wie sie durch kluge Veranlagung ihr Geldvermögen absichern bzw. real steigern. Auch dafür wird unsere Beratung deutlich intensiver in Anspruch genommen als früher.

DIE OBERBANK

Die 1869 gegründete Oberbank ist eine Regionalbank mit Sitz in Linz und betreibt Filialen in Oberösterreich, Salzburg, Niederösterreich, Wien, Ungarn, Slowakei, Tschechien und Deutschland. Die Oberbank ist die Bank der mittelständischen Industrie und wächst Jahr für Jahr nachhaltig insbesondere bei Ertrag und Eigenkapital.

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Die Seiten „Comeback“ beruhen auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und sind mit finanzieller Unterstützung von der Oberbank AG entstanden.


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