Finanzbildung

Es bedarf viel mehr Mut zur Lücke, um sie zu schließen

Finanzielle Unabhängigkeit entlang jeder Lebensphase einer Frau wäre das Ziel.
Finanzielle Unabhängigkeit entlang jeder Lebensphase einer Frau wäre das Ziel. (c) Guenther Peroutka
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Fehlendes Finanzwissen ist ein Hauptgrund für den desaströsen Zustand bei der finanziellen Unabhängigkeit, daher bedarf es vielseitige Initiativen, um die Mängel in den unterschiedlichsten Lebensphasen auszumerzen.

Wissenslücken führen zur Unsicherheit bei finanziellen Themen. Eine natürliche Reaktion auf diesen Umstand ist, dass man diesen Themen ausweicht und sie anderen überlässt. Daher muss eines der Ziele sein, dass in der Öffentlichkeit mehr über das Thema Geld und Finanzen gesprochen wird. Es muss zur Selbstverständlichkeit werden. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, führte Damensa­che im vergangenen Jahr am 5. Mai den Tag der finanziellen Unabhän­gigkeit ein. „2020 standen Bewusst­seins-Stolpersteine im Mittelpunkt. Heuer drehte sich alles um richtige Berufswahl und Gehaltsverhand­lung“, sagte Damensache-Gründe­rin Marietta Babos. Mit zahlreichen kostenlosen Webinaren auf damensache.at sind unter­schiedlichste Schwerpunkte abge­deckt. Zum Beispiel mit einem Webinar, in dem die Vor- und Nach­teile der unterschiedlichen Veranla­gungsarten aufgezeigt werden.

Frühzeitig fördern

Zwei Drittel der Menschen in Altersarmut sind Frauen. „26 Prozent der alleinlebenden Frauen über 65 kommen in finanzielle Notlagen. Eine davon war auch meine Mutter, die nach dem plötzlichen Tod meines Vaters in einer ähnlichen Situation war“, berichtete Babos. „Mir wurde bewusst, dass meine Mutter kein Einzelfall war, sondern dass es ich um ein systembedingtes Phänomen handelt. Um das zu ändern, habe ich 2018 mein Herzensprojekt, die unabhängige Initiative Damensache.at, ins Leben gerufen“ Bei der älteren Generation ist der Spielraum gering, korrigierend einzugreifen. Aus diesem Grund fokussieren viele Initiativen zur Bekämpfung der finanziellen Wissenslücken auf jüngere Zielgruppen. Das Sozialunternehmen Three Coins entwickelt wirkungsvolle Bildungsformate im Bereich der Finanzkompetenz und startet mit Maßnahmen ab dem Volksschulalter, begleitet aber gleichzeitig über alle weiteren Lebensphasen.


Die Münze Österreich gab zum Thema Taschengeld eine eigene Studie in Auftrag. Resultat: „In der Vergangenheit diente das Taschengeld in erster Linie, um sich mittel- und langfristige Ziele zu ersparen. Durch das erste Portfolio bekam ein Kind ein Gefühl für Geld“, erklärte Münze Österreich Sprecherin Andrea Lang. „Dieser klassische Zweck ist weggefallen. Heute kriegen die Kinder zwar in der Regel mehr Taschengeld, allerdings wird es vorrangig zur Eigenversorgung eingesetzt. Dieses Phänomen beobachten wir über alle Gesellschaftsschichten. Dadurch geht das Gefühl fürs Ansparen verloren.“ Das Geld wird umgehend ausgegeben. Ein Problem liegt auch in der zunehmenden Komplexität der Finanzwelt. Florian Helmberger von der Hello bank! ortet ein Generationenproblem. „Wir bekamen den Umgang mit Geld noch besser vorgelebt. Wir müssen darauf achten, dass diese Vorbildwirkung wieder stärker zurückkommt, denn die Bildungseinrichtungen sind derzeit nicht ausreichend in der Lage, Finanzbildung beizubringen.“


Um Kindern und Jugendlichen Finanzkompetenz näherzubringen, eignen sich unterhaltsame Methoden. Three Coins entwickelte aktuell mit „Schotterbande“ ein kooperatives Gesellschaftsspiel für Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. „Es versucht auf spielerische Art und Weise die wichtigsten Fertigkeiten im Umgang mit Geld beizubringen“, erklärte Three Coins CFO Alexandra Wolk. „Ein Begleitheft für Erwachsene soll zusätzliche Möglichkeiten aufzeigen, wie Eltern die Finanzkompetenz der Kinder aktivieren können.“

Geld als Frauenthema

Ein wichtiger Meilenstein für Österreich auf dem Gebiet ist die Erarbeitung eines Aktionsplans für Finanzbildung. Das Bundesministerium für Finanzen treibt dies voran und Three Coins ist beratend bei der Entwicklung der Nationalen Strategie involviert. Diese hat zum Ziel, Finanzkompetenz möglichst vielen Zielgruppen in allen Lebenslagen zugänglich zu machen. „Wichtig ist, dass dabei individuelle Bedürfnisse abgebildet werden“, sagte Wolk.

Daher wird auch ein Fokus auf Frauen gelegt und alle Akteure der einzelnen Initiativen werden an einen Tisch gebracht, um Kräfte zu bündeln und bessere Effekt zu erzielen. Zudem wurde die Stiftung für Wirtschaftsbildung für die Sekundarstufe 1 als Hauptzielgruppe gegründet, um Finanzbildung in die Schulen zu bringen.


Hello bank! ist Österreichs größter Onlinebroker und Spezialist für Wertpapierhandel, Vermögensverwaltung und innovative Sparprodukte. „Wertpapieranlage über das Internet sind für viele Frauen eine toxische Mischung“, sagte Florian Helmberger. „Deshalb setzen wir uns gleichzeitig dafür ein, unsere Kunden aufzuklären.“ Über Fachvorträge wird das bereits seit 20 Jahren so betrieben, neu hinzugekommen ist eine eigene Hello bank! Akademie. Hier kann jeder völlig anonym online einen „Börsenführerschein“ absolvieren. „Die Anonymität des Internets hilft, dass sich auch Personen ihren Wissenslücken stellen, denen die Mängel in der persönlichen Beratung oder Schulung unangenehm sind“, sagte Helmberger.

Das ist umso wichtiger, da rund 36 Prozent der Frauen bei Befragungen der Hello bank! angeben, wenig bis keine Ahnung rund um das Thema Finanzen zu besitzen. „Diese Studiendaten nehmen wir zum Anlass, noch mehr in Finanzbildung zu investieren und auch ein spezifisches Programm für Frauen zu entwickeln. Vor allem auch, weil aus der Studie hervorgeht: Sechs von zehn Frauen würden sehr gern mehr über Geld, Finanzen, Anlegen und Investieren erfahren. „Besonders hoch ist das Interesse bei der jungen Generation“, sagte Helmberger.

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