Strache: "Ich bin nicht so humorlos wie die SPÖ"

Strache sieht weiter Chancen
Strache sieht weiter Chancen(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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FPÖ-Chef Strache ist weiter für die Wehrpflicht. Und er erzählt von seinen Kontakten in die SPÖ. In der Steiermark wurden den Freiheitlichen Gespräche angeboten.

Die Presse: Was sagen Sie zu den Comics der SPÖ, in denen Sie als hirnloser, ferngesteuerter Zombie dargestellt werden, den es zu bekämpfen gilt. Werden Sie die SPÖ klagen?

Heinz-Christian Strache: Nein, sicher nicht, ich bin nicht so humorlos wie die SPÖ. Die kopiert wieder einmal eine erfolgreiche Idee der FPÖ, aber nicht einmal das gelingt ihr humoristisch. Der Comic der SPÖ ist im Gegensatz zu unserem einfach schlecht.

Der Schwenk Michael Häupls in der Frage der Wehrpflicht hat ihm in diesen Tagen die Themen-Führerschaft eingebracht. Was sagen Sie dazu?

Ich bin davon überzeugt, dass sich Wien am Sonntag von der roten Arroganz befreit. Der Luftballon mit der Abschaffung der Wehrpflicht ist bereits zerplatzt. Im Nationalrat hat die SPÖ einem entsprechenden Antrag auf Abhaltung einer Volksbefragung nicht zugestimmt. Das ist nur ein Schmäh, mit dem die SPÖ versucht, die freiheitliche Themenführerschaft zu verhindern. Was ihr nicht gelingt.

Was sagen Sie inhaltlich zu dem Vorschlag?

Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der Österreicher wie ich für die Beibehaltung der Wehrpflicht ist. Wir brauchen Präsenz- und Zivildiener für das Land. Und es ist gut, wenn junge Österreicher der Gesellschaft einige Monate ihrer Zeit schenken.

Sie glauben, junge Männer gehen gerne für sechs Monate zum Heer?

Ich bin in meinem Wahlkampf sicher näher an den Jugendlichen als die meisten Genossen dran. Daher weiß ich auch, dass viele Junge kein Problem damit haben. Im Gegenteil.

Also haben Sie kein Problem mit einer Volksbefragung?

Nein, aber es müssten wie bei der Volksbefragung in Wien andere Themen abgefragt werden. Etwa, ob ein Bauverbot für Minarette gewünscht ist oder nicht.

Die Volksbefragung der Wiener Stadtregierung ist für Sie ein Vorbild?

Ja, natürlich finde ich Volksbefragungen immer gut. Nur, dass die Wiener SPÖ natürlich die wirklich wichtigen Themen nicht abgefragt hat, weil sie sich nicht traut oder bestimmte Anliegen der Bevölkerung verhindern will. Etwa, dass sicher eine Mehrheit eine Verlängerung der Übergangsfristen für die Öffnung des Arbeitsmarkts innerhalb der EU fordert. Wichtige Kriterien wurden von den osteuropäischen Ländern nicht erfüllt; dort gibt es etwa keine vergleichbaren Sozialstandards. Wir müssten sofort in Verhandlungen gehen, um die Frist zu verlängern.

Sie verabschieden sich offenbar schon aus der Wiener Kommunalpolitik und setzen auf ein neues Thema.

Das ist ein Wiener Thema, bitte schön. Wenn sich eine Million Arbeitslose aus den östlichen Nachbarländern in Bewegung setzt, wird das vor allem in Wien zu bemerken sein. Das wird ein Lohndumping auslösen, das Wiener Arbeiter und auch gut integrierte zugewanderte Wiener treffen wird.

Sie werden sich dennoch von der Wiener Kommunalpolitik verabschieden. SP, VP und Grüne werden Sie nicht wählen.

Ich haben schon so viele Wahlen erlebt. Danach ist die Situation immer ganz anders. Ich nehme Michael Häupl beim Wort: Wenn er die absolute Mandatsmehrheit verliert, muss er zurücktreten. Dann sind dort ganz andere Leute am Wort. Wenn es nach Häupl geht, hätten wir zwar einen Bürgermeister Al-Rawi, aber mit Personen wie Stadtrat Michael Ludwig oder Sozialminister Rudolf Hundstorfer könnte ein Umdenken in der SPÖ möglich sein. Und da Christine Marek kein Angebot für bürgerliche Wähler ist, werden in der ÖVP bald andere das Sagen haben.

Hatten Sie Kontakt mit dem steirischen SP-Landeschef Franz Voves wegen einer rot-blauen Kooperation ?

Ich habe mit mehreren steirischen Sozialdemokraten Kontakt, deren Namen ich nicht nennen darf. Sie haben uns Gespräche angeboten.

Aber die steirische SPÖ will eine Koalition mit der ÖVP.

Es gibt immer Absichtserklärungen, die nicht halten. Mir wurde von der SPÖ gesagt, dass es dort, wo es mehr Gemeinsamkeiten gibt, zur Zusammenarbeit kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2010)

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