Mein Samstag

Paul Hugo sucht ein Frauchen

Nebelkraehe
Nebelkraehe(c) imago images/blickwinkel (McPHOTO/A. Schauhuber via www.imago-images.de)
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Ich weiß eigentlich, dass der Hund keinen zusätzlichen Mitbewohner akzeptieren würde, aber manchmal kann ich nicht anders: Dann klicke ich mich durch die Homepage der Tierheime und schaue, wer ein neues Zuhause sucht.

Ein paar Tiere schließt man sofort ins Herz – und fühlt sich dann schlecht, wenn man sie nicht aufnehmen kann. Zum Beispiel Katze Isi, die laut Tierquartier „ein Sonnenschein“ ist, aber auf dem Foto mit einem gelangweilten Todesblick direkt in die Kamera starrt. Auf Twitter feierte man zuletzt die Namen der Hunde im Tierheim Berlin. Paul Hugo zum Beispiel, oder Lucas Schmidt. Falls jemand aus Deutschland mitliest: Auch Bootsmann und Mr. Fu-Felix stehen zur Adoption bereit. In Österreich hat offenbar eher (Pop-)Kultur Einfluss auf die Namensgebung: Eine Zeit lang suchten Kaninchen des gesamten Sailor-Moon-Casts neue Herrchen und Frauchen. Derzeit gibt es die Katzen Britney (mit Fergie) und Johnny Cash (mit Al Pacino).

In den Lockdown-Monaten habe ich mir aber vorgenommen, mit einem anderen Tier Freundschaft zu schließen: der Krähe. Im Internet lese ich, wie Leute täglich Nüsschen bereitstellen. Und der intelligente Vogel sich merkt, welcher Mensch gut zu ihm ist. Also habe ich, vom Home-Office-Schreibtisch den Innenhof im Blick, die Krähen gesucht. Einmal saß ein Jungtier am Boden, die Eltern schrien vom Dach hinunter. War das also die perfekte Gelegenheit, einen Heldinnendienst zu leisten und dem Kleinen zumindest etwas Wasser oder Futter bereitzustellen? Nein, sagte dann die Wildtierhotline, kein Grund zur Beunruhigung. Krähen lernen offenbar das Fliegen vom Boden aus. Die Eltern auf dem Dach wollten den Nachwuchs also motivieren.

Und ernähren können sie sich ohnehin selbst: Als ich das nächste Mal aus dem Fenster sah, stürzte sich eine Krähe auf eine Taube – das Ende der Geschichte erspare ich Ihnen lieber. Nur so viel dazu: Ich schaue jetzt wieder auf Tierheim-Homepages. Das ist weniger deprimierend.

E-Mails an:iris.bonavida@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2021)

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