Vielleicht, weil sie all das sind, was man mit dem Filmschaffen seiner Heimat eher nicht assoziiert: frisch, sexy, energiegeladen, unprätentiös lyrisch und voller frechen Witzes, selbst wenn dieser einmal nicht gut ist. Schön also, dass die Viennale diesem einzig wahren Rebellen des deutschen Kinos einen Abend widmet, bei dem er seine neue Sexkomödie „Schmutziger Süden“ vorstellen, Ausschnitte aus 13 seiner Hauptwerke seit 1967 zeigen und ein wenig plaudern wird. Außerdem läuft sein semidokumentarisch-sehnsuchtsvoller Klassiker „Rocker“ (1974) über und mit Hamburger Motorradgangs. Dazu nochmals Knepperges: „Dieser grobe und zärtliche Film übt einen wilden Zauber aus. Sein Erzählstrang ist virtuos verschlungen wie ein Schifferknoten und löst sich genau so leicht. Zuweilen glaubt man zu begreifen, dass es gar nicht Lemke war, der die Rocker und den kleinen Hans-Jürgen Modschiedler inszeniert: Man ahnt, dass vielleicht Van Morrison ,Die Schatzinsel‘ oder die Rolling Stones das ,Dschungelbuch‘ verfilmten. Bei jedem Sehen aber spürt man, wie einzigartig, ja, isoliert Klaus Lemke dasteht, umgeben vom Geheimnis des Genies.“ Genau. Eigentlich müsste Lemke die große Retrospektive im Filmmuseum gewidmet sein, aber das ist ein guter Anfang.
(c) Viennale/ZDF/TV-Union