Ein Opfer der Zahlenmystik

Leserbriefe.

„Die Unschuldsengel aus dem Burgenland“– von Thomas Prior, 17.10.

Der Heissenberger Willi, der gute Kumpel aus „Schwindelgraben“, ein unglückliches Opfer der Zahlenmystik. Man muss doch wissen, dass die Zahl dreizehn nur Unglück bringt.

Hätte er sich der christlichsozialen Wurzeln seiner Partei – so wie es Frau Fekter tagtäglich beispielgebend lebt – besonnen und die Zahl der Apostel, die Zwölf, als Fälschungsbasis genommen, nichts wäre passiert. So wahr mir Gott helfe.
Winfried Huber, 1190 Wien

„Klasse Burschen“

Die im Kommentar von Herrn Prior vorliegenden Beispiele von Gesetzesübertretungen durch Personen, die als Politiker ein öffentliches Amt innehaben, sind leider symptomatisch für das System. Die beiden Herren sind offensichtlich sogenannte „klasse Burschen, von denen man alles haben kann“, sie haben möglicherweise diese Delikte im Wissen begangen, dass sie damit nicht alleine sind. Sowohl der Bürgermeister von Unterrabnitz als auch der ehemalige Bürgermeister von Zurndorf und nunmehrige Landesrat waren überrascht, „dass es nur sie erwischt hat, was natürlich ungerecht ist“. Die Gesetzesübertretung des Landesrates geschah schließlich zur Rettung der Hauptschule für die Gemeinde, und der durch Briefwahl ermöglichte Wahlschwindel „tut schließlich niemandem wirklich weh“.

Schaden kann so etwas bloß der Demokratie, aber diese dürfte allzu vielen Bürgerinnen und Bürgern ohnehin nicht mehr viel wert sein, da immer mehr „BürgerInnen“ nicht einmal mehr eine Stunde für den Gang ins Wahllokal aufbringen wollen. Die so um die „Demokratie bemühten“ Politiker wollten diesen „wahlmüden“ Herrschaften sogar diesen Gang ersparen, da man nunmehr zu wenig Finanzmittel hat, um sich die WählerInnen kaufen zu können. Parteifunktionäre scheinen wirklich zu glauben, eine möglichst große Zahl von Mandataren und ein möglichst komfortables Abstimmen – unter Gefährdung des geheimen Wahlrechts und anderer wichtiger Wahlindikatoren – seien ein Qualitätskriterium für Demokratie. Was natürlich eine sehr eigennützige Form von Betriebsblindheit ist.
Johann Wutzlhofer, Forchenstein

„Der Gelassenheitsschmäh“ – von Doris Kraus, 17.10.

Kampf, kaum Mittelmaß

Der Terminus „gelassen“ ist mit dem Begriff „Frau“ meines Erachtens nicht kompatibel. Schon mit den allerersten Pubertätsregungen geht es los, das Einschätzen eigener und fremder weiblicher Schönheit, das Joch der geradezu suchtähnlichen Fixierung, im Zeitaufwand eines Wimpernschlags festzustellen, ob und wie viel besser eine andere Frau aussieht. Es folgt der Kampf des Berufslebens – und da steht eines fest: Das Mittelmaß wird nur von denjenigen gelobt, die sich selbst nicht als dazugehörig erachten, also zum Beispiel von Artikelschreibern und Verfasserinnen von Büchern, die ebendieses Mittelmaß loben. Frauen stehen einander natürlich auch in der Berufs- und Kindererziehungsphase bezüglich des ruhigen Gelassenseins selbst sehr im Weg, etwa mit dem zwar oft versteckt, aber dennoch mit scharfen Waffen geführten Kampf „Vollzeit-Heimchen“ versus „Rabenmutter mit Dresscode Karriere“.

Ich gebe zu: Das alles mag mit fortschreitendem Alter besser werden bzw. sich von selbst erledigen. Jede Frau, die ein bestimmtes Alters erreicht hat, wird mir jedoch bestätigen: Für freies Atmen ist auch jetzt wenig Gelegenheit; allein die Beobachtung und Wahrung der (eventuell) noch vorhandenen eigenen Gesundheit (und in vielen Fällen auch der des Partners) kann äußerst belastend sein und einer richtig guten Gelassenheit immer wieder ganz schön in die Quere kommen.
Johanna Sibera, 3420 Kritzendorf

„Volvo-liberal oder Traktor-liberal?“ – SuperMarkt von Franz Schellhorn, 10.10.

Aufkleber gesucht!

Habe mit Vergnügen Ihren Artikel in der Sonntags-„Presse“ gelesen. Stelle mir vor, dass ich an meinem Volvo einen Aufkleber „Bin kein Volvo-Liberaler“ anbringen sollte. Wo bekomme ich diesen?
Wolfgang Knab, 5621 St. Veit

„Diese Deutschen“ – von Dietmar Krug

Es klingt ungewöhnlich

Jetzt, wo Sie es erwähnen: Es klingt manchmal wirklich zumindest ungewöhnlich, wenn man deutschen Kommentatoren oder Nachrichtensprechern zuhört. Unlängst beim Tennis war nicht zu hören: „Nikolas Kiefer hat sehr gut serviert“, sondern: „der Deutsche hat gut serviert“. Oder anlässlich der Berichterstattung aus Chile meinte der Sprecher: „Um fünf Uhr morgens deutscher (??) Zeit“ wurde der letzte Kumpel geborgen.“ Trotzdem mag ich die meisten nördlichen Nachbarn (bis auf meinen Ex-Chef, und der ist gebürtiger Schweizer).
Gerhard Authried sen., 1160 Wien

„Der spröde Charme von Rot-Grün“ – Leitartikel von Rainer Nowak, 17.10.

Realitätsferne Einstellung

Sicher wäre Rot-Grün „charmant“ – aber die etwas realitätsferne Einstellung der Grünen zum Thema Zuwanderung würde dafür sorgen, dass H.C. Strache das nächste Mal mindestens einen 3er vor dem Wahlergebnis hätte.
Franz Kumpfmüller, 1020 Wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2010)

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