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Paketdienstleister vollbringen Heldenhaftes

Im Ambiente des K47 wurde unter der Leitung von Hanna Kordik, Ressortleiterin Economist der Presse, über die Zukunft der Paketlogistik diskutiert.
Im Ambiente des K47 wurde unter der Leitung von Hanna Kordik, Ressortleiterin Economist der Presse, über die Zukunft der Paketlogistik diskutiert.(c) Günther Peroutka
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Diskussion. Einerseits freuen sich die KEP-Dienstleister über den Anstieg der Paketmengen, andererseits führen gegenwärtige Entwicklungen zu Mehrkosten, die von den Kunden honoriert werden sollten.

Unter dem Titel „Darf es ein Packerl mehr sein?“, veranstalteten die Presse und der Zentralverband (ZV) Spedition & Logistik im K47 eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der KEP-Dienstleistungsbranche (Kurier-Express-Paket-Dienst).

Hanna Kordik, Ressortleiterin Economist der Presse, begrüßte als Moderatorin Rainer Schwarz, Geschäftsführer DPD Österreich, Ralf Schweighöfer, CEO DHL Express Austria, Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische Post, Oliver Wagner, Geschäftsführer Zentralverband Spedition & Logistik und Sebastian Kummer, Vorstand vom Institut für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien, der mit seiner Keynote-Rede die Grundlage für die Diskussionsrunde bildete (siehe nächste Seite).

Heldenhaft

Die Branchenvertreter von Post, DHL, DPD und der Zentralverband Spedition & Logistik waren sich einig: Trotz der enormen Herausforderungen, die Covid-19 mit sich brachte, haben alle KEP-Dienstleister die Aufgaben bravourös gemeistert. In vielen Branchen, etwa Pflege oder Einzelhandel, wurden die Vertreter als Helden gefeiert. „Das hätten sich die Logistiker und Paketdienstleister auch verdient“, sagte ZV-Geschäftsführer Oliver Wagner. „Immerhin waren die Paketsteigerungen enorm. Von 2019 auf 2020 lag die Steigerung der Mengen bei rund 17 Prozent. Rund 287 Millionen Pakete wurden in Österreich ausgeliefert.“

Von 2020 auf 2021 steigerte man sich nochmals um rund 20 Prozent und es wurden mehr als 345 Millionen Pakete in Österreich zugestellt. Bei der Post beobachtete Peter Umundum unterschiedliche Trends. „Im ersten Lockdown sanken sowohl Brief- als auch Werbemengen. Ein Hoch verzeichnete nur die Wertlogistik - Bankomaten, weil sich die Menschen mit Bargeld versorgten.“ Die Werbemengen blieben niedrig, aber mit den Paketen ging es regelrecht durch die Decke. „Im April 2020 hatte die Post 50 Prozent Plus gegenüber April 2019“, sagte Umundum. „In den letzten zwei Jahren stieg unsere Paketmenge von 127 auf 184 Millionen Pakete.“ Für die Post kein Problem, weil man zuvor rund eine halbe Milliarde Euro in ein Investitionsprogramm steckte.

Die Zahl der Pannen und Verspätungen blieb bei allen KEP-Dienstleistern verschwindend klein. Das ist umso beachtlicher, weil die Paketmengen von Monat zu Monat extrem schwanken. Unübertroffen der Peak im Weihnachtsgeschäft. Aber auch jeder Lockdown ließ die Auftragsmengen explodieren. „Die Onlinebestellungen erfuhren eine exorbitante Steigerung, als der stationäre Handel im Lockdown zum Erliegen kam“, schilderte Wagner. „Die Abwicklung hat reibungslos funktioniert. Trotzdem nimmt man unsere Branche meist nur dann wahr, wenn etwas schiefgeht.“ Dem versucht der Zentralverband entgegenzuwirken und aufzuzeigen, welche Leistungen KEP-Dienstleister vollbringen und welche Rahmenbedingungen es bedarf, um den Erwartungen gemäß professionell arbeiten zu können.

Auf dem Podium: Oliver Wagner, Geschäftsführer Zentralverband Spedition & Logistik, Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische Post, Ralf Schweig- höfer, CEO DHL Express Austria und Rainer Schwarz, Geschäftsführer DPD Österreich. Via Onlineschaltung dabei: Sebastian Kummer, Vorstand Institut für Transportwirtschaft und Logistik
Auf dem Podium: Oliver Wagner, Geschäftsführer Zentralverband Spedition & Logistik, Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische Post, Ralf Schweig- höfer, CEO DHL Express Austria und Rainer Schwarz, Geschäftsführer DPD Österreich. Via Onlineschaltung dabei: Sebastian Kummer, Vorstand Institut für Transportwirtschaft und Logistik (c) Günther Peroutka

Österreich hinkt hinterher

Verglichen mit zahlreichen anderen Ländern liegt Österreich beim E-Commerce noch klar im Hintertreffen. „In den Niederlanden, in Spanien und in Großbritannien tätigen die Menschen wesentlich mehr Onlineeinkäufe als hierzulande“, sagte DHL-Chef Ralf Schweighöfer. „Somit war erwartbar, dass dieser Trend irgendwann auch in Österreich landet. Die Pandemie war ein Treiber, aber von den Dimensionen liegen wir noch immer deutlich zurück.“ In den USA und Asien könne man sehen, welche Ausmaße E-Commerce in Zukunft noch annehmen werde. DHL brachte erst kürzlich ein White Paper heraus, aus dem hervorgeht, dass nicht nur der B2C Markt im E-Commerce zulegt - also Privatpersonen, die online einkaufen - sondern auch im B2B-Bereich der Onlineeinkauf in Mode kommt. „Dieser Trend wird den Verkehr der Paketdienstleister nochmals massiv erhöhen“, ist Schweighöfer überzeugt. „Derzeit werden Einzelhandelsgeschäfte mit großen LKW-Ladungen beliefert. In Zukunft lassen sich Shops immer mehr mit einzelnen Paketen beliefern.“ Also mehr Fahrten, aber jeweils kleinere Mengen.

Auf der anderen Seite beobachtet DPD Geschäftsführer Rainer Schwarz in anderen Ländern den Trend zu alternativen Zustellmethoden. „In Frankreich und den nordischen Ländern wird die Hälfte der Lieferungen bereits zu Paketboxen und Paketshops gebracht.“ In Österreich ist das völlig anders. „95 Prozent der Kunden lassen sich das Paket vor die Haustür liefern. Die Akzeptanz für alternative Methoden muss erst geschaffen werden.“

Alternative Antriebe

Bei der Umweltökonomie ist das Image der KEP-Dienstleister schlechter als die Realität. „E-Mobilität hat in unserer Branche einen extrem hohen Stellenwert“, betonte Wagner. „Vor allem im Bereich der kleineren Transportfahrzeuge im städtischen Bereich auf der letzten Meile macht Elektromobilität Sinn.“

Im Verband beschäftigt man sich schon lange mit Green Logistics. Um mit evidenzbasierten Fakten in die Diskussion mit der Politik zu gehen, hat der ZV Spedition & Logistik das Institut für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien mit einer Studie zum Verlagerungspotenzial von der Straße auf die Schiene beauftragt. „Denn von der Politik wird das gerne als die beste Lösung beworben“, sagte Wagner. Das Ergebnis der Studie verdeutlicht, dass vor allem auf der ersten und letzten Meile, aber auch auf Distanzen unter 300 Kilometern die Schiene keine Alternative darstellt. „Um bis 2040 CO2-neutral zu sein, muss der Straßenverkehr dekarbonisiert werden. Wir gehen hier mit gutem Beispiel voran und setzen alternative Antriebstechnologien ein.“ Die E-Mobilität muss noch besser gefördert werden. Daneben braucht es aber auch weitere Alternativen und Brückentechnologien. „All das verlangt nach großen Budgets und Investitionssicherheiten“, sagte Wagner. Die Umstellung auf neue Fuhrparks ist kostenintensiv. Das macht nur Sinn, wenn die Infrastruktur dafür gegeben ist.

Professor Kummer erarbeitete für den Zentralverband auch, welche Technologien bis 2030 die relevantesten sind. An Liquefied Natural Gas (LNG), eFuels und grünem Wasserstoff wird kein Weg vorbeiführen. In vielen Ländern liegen hierfür bereits konkrete Maßnahmenkataloge auf dem Tisch. Österreichs Politik ist bei diesem Thema dagegen noch sehr zurückhaltend. Mit den evidenzbasierten Maßnahmen soll nun mehr Bewegung ins Spiel gebracht werden.

Ein Wasserstoffkonsortium, das mit Unternehmen wie OMV, Verbund, Rewe, Spar, Gebrüder Weiss und der Post über den gesamten Wertschöpfungsprozess reicht, soll ebenfalls neue Akzente setzen. „In Graz servicieren wir die letzte Meile bereits zu 100 Prozent mit Elektrofahrzeugen“, sagte Umundum. „Bis 2030 sind wir österreichweit auf der letzten Meile CO2-frei.“ Stufenweise will das Konsortium die Zahl der Fahrzeuge mit grünem Wasserstoff steigern: Der Startschuss fällt 2023 mit 50 Fahrzeugen, 2025 sind rund 500 und 2030 mehr als 2000 Fahrzeuge geplant. Das sind beträchtliche Mehrkosten. Rund 20 Prozent davon wollen die Unternehmen des Konsortiums selbst tragen, 80 Prozent müsste die öffentliche Hand tragen.

Politik muss aufwachen

Die DHL Gruppe investiert bis 2030 rund sieben Milliarden Euro in grüne Technologie. „Für eine Treibstoffoptimierungsstruktur für unsere CO2-Emittenten. Zweitens: Investition in Sustainable Fuels und drittens zur Dekarbonisierung der ersten und letzten Meile“, sagte Schweighöfer, der gleichzeitig kritisierte: „Will man die Dieselfahrzeuge (3,5 t) durch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge (bis 4,25 t) ersetzen, muss auf die EU-Verordnung zurückgegriffen werden.“ Aufgrund des aktuellen Gewerberechts in Österreich wäre dann mehr Maut zu bezahlen (Kategorie LKW bis 7 t). Schafft hier die Politik keine Angleichung, wird die Umsetzung schwierig.

Auch DPD fühlt sich in manchen Punkten von der Politik im Stich gelassen. „Als reiner Paketdienst investieren wir derzeit in manchen Bereichen in ein suboptimales Umfeld, weil die Angebote für unsere Bedürfnisse - etwa Ladevolumen, Ladeinfrastruktur - noch nicht ausgereift sind“, sagte Schwarz.

Die Politik ist auch angehalten, die Komplexitäten, mit denen KEP-Dienstleister konfrontiert sind, ernst zu nehmen. Wachsende Paketmengen verlangen nach einem Ausbau von Lagerhallen und Logistikzentren. Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen und die Flächenwidmung bremsen aber Bauprojekte. Das führt dazu, dass die Ware zunehmend im Ausland lagert. „Das ist weder aus Sicht der Versorgungssicherheit noch ökologisch sinnvoll. Es wird mehr Transit generiert und die Wertschöpfung in Österreich reduziert“, so Wagner. „Sinnvoll wäre ein Logistikflächenwidmungsplan begleitend für Kommunen und Gemeinden.“

PERSONAL DRINGEND GESUCHT

Mit dem Personal steht und fällt aber der Erfolg. „Wir gehen davon aus, dass die Wachstumszahlen sehr hoch bleiben werden, und damit die Branche dynamisch bleibt, braucht sie genügend Manpower“, sagte Oliver Wagner, Geschäftsführer vom Zentralverband Spedition & Logistik. Universitätsprofessor und Wirtschaftsexperte Sebastian Kummer sieht das ebenso. „KEP-Dienstleister sind aktuell großen Herausforderungen im Personalbereich ausgesetzt.“ Er sieht eine Problematik im Fahrermangel. „Um hier bei Arbeitsuchenden auf Interesse zu stoßen, müssen die Arbeitsbedingungen in den KEP-Unternehmen attraktiver werden.“ Studien zeigen, dass die Fahrer starkem Stress ausgesetzt sind. Sowohl von Unternehmerseite als auch von Kundenseite. Jede Verspätung bekommt der Paketlieferant zu spüren, obwohl der Fahrer meist am wenigsten dafür kann, aber er ist nun einmal die Schnittstelle zwischen Ware und Kunden.

Ein besonderes Problem ist die Volatilität des Marktes. Die unterschiedlichen Auftragslagen verlangen nach Leasingarbeitern - und gerade die kriegt man immer schwerer an Bord. „Die sich rasch ändernden Situationen, wie etwa ein plötzlicher Lockdown, sind aber auch große Herausforderungen für festangestellte Mitarbeiter“, sagte Rainer Schwarz, Geschäftsführer DPD Österreich. „Von ihnen wird enorme Flexibilität vorausgesetzt.“ An zukunftsweisenden Konzepten zur Verbesserung des Personalnotstands wird eifrig gearbeitet.

www.spediteure-logistik.at

INFORMATION

Der Talk fand auf Einladung von „Die Presse“ statt und wurde finanziell unterstützt vom Zentralverband Spedition & Logistik.

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