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Hoffnungen ruhen auf Speichertechnologien

Gerade der Ukraine-Konflikt zeigt, wie wichtig es für Österreichs Industrie ist, sich bei der Energieversorgung unabhängig zu machen.
Gerade der Ukraine-Konflikt zeigt, wie wichtig es für Österreichs Industrie ist, sich bei der Energieversorgung unabhängig zu machen.Günther Peroutka
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Optimierung. Zur Stromwende sind noch viele Hausaufgaben zu erledigen, allen voran Netzanschluss, intelligente Speicherlösungen und genügend freigegebene Flächen, um die grünen Projekte umzusetzen.

Bedingt durch den Green Deal steigt der Druck auf die Industrie und Unternehmen, zeitgerecht klimaneutral zu werden. Vonseiten der Unternehmen wird die Bereitschaft immer größer. Stromexperte Wolfgang Anzengruber ist davon überzeugt, dass die ambitionierten Ziele zu erreichen sind. „Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie rasch Maßnahmen gesetzt werden können, wenn der Wille der Volkswirtschaft und der Politik gegeben ist. Gleichzeitig ist klar: Investitionen werden nur dann getätigt, wenn sie wirtschaftlich sind. Deshalb braucht es kalkulierbare Kostenwahrheiten. Bis es das gibt, wird man mit Förderungen unterstützen müssen.“

Ökonomisch essenziell

„Es bedarf zweier Schwerpunkte, um die Stromwende zu schaffen und wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagte Richard König, CEO Enery. „Erstens Netzanschluss bzw. intelligente Speicherlösungen und zweitens müssen Zonierung und Widmung den ambitionierten Zielen entsprechen.“ König plädiert für ein rasches Handeln. An den Projekten würde es nicht scheitern. „In Österreich gibt es rund 40.000 Megawatt an Photovoltaik-Projekten und rund 20.000 Megawatt an Windprojekten. Auch die Flächen wären vorhanden, aber die Widmung und Umsetzung hinkt stark hinterher.“

Laut Anzengruber dürfen sich auch Bund und Länder nicht aus der Verantwortung stehlen. „Es wäre bereits viel geholfen, wenn deren Flächen mobilisiert und bevorzugt für erneuerbare Energieanlagen freigegeben werden.“ Zum Beispiel im Umfeld von Autobahnen oder in Industriezonen. Hier stören weder Solarpanels noch Windparks. Ein wichtiger Punkt ist aber auch die Abstimmung mit den Netzen, damit PV-Anlagen und Windräder dort errichtet werden, wo deren Strom gut in die Netze eingespeist und aufgenommen werden kann, wo der Strom auch abtransportiert werden kann. Zudem sind Erweiterungsmöglichkeiten bei Industriezonen leichter gegeben. Enery möchte die Forderung „Ökoindustriezonen“ etablieren. Das sind Flächen in unmittelbarer Umgebung von bestehenden oder zukünftigen Industriezonen, auf denen erneuerbare Stromquellen errichtet werden können. Dieser Strom dient dem direkten Verbrauch der Unternehmen in der anliegenden Industriezone. Damit würden auch die Netze entlastet und der Eingriff ins Landschaftsbild minimiert.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der regionale Stromspeicher, um den Eigenverbrauch deutlich zu erhöhen und Strom für das Umfeld zu produzieren. So sehr regionale Stromspeicher zu begrüßen sind, ist die Lösung der Speicherthematik in Österreich noch fern. „Es braucht nationale Anstrengung sowohl von Genehmigungsseite als auch von Seite des Netzzugangs“, so König.

Speicherproblematik

Die Gebrüder Weiss GmbH kann als Logistikunternehmen derzeit nur einen geringen Teil der selbst produzierten erneuerbaren Energie nutzen. Gegenwärtig wird das Thema Speicherung evaluiert. „Noch sind aktuelle Speichermöglichkeiten aus kaufmännischer Sicht unrentabel. Aber wir hoffen auf Technologiesprünge bei Speicherungen“, sagte Gebrüder-Weiss-Vorstand Jürgen Bauer und erhielt von Anzengruber Schützenhilfe. „Wir werden in einen Speichermarkt eintreten müssen.“

Beim Strom ist Österreich aufgrund seiner Topografie begünstigt durch die zahlreichen und effektiven Pumpspeicher. Aber sie werden nicht ausreichen, prognostiziert Anzengruber. „Theoretisch brauchen wir in Zukunft dreimal so viel Strom, wie wir heute mit Pumpspeicher darstellen können, und die heimische Topografie ist begrenzt.“ Aus diesem Grund müssen weitere Speichermöglichkeiten diskutiert und umgesetzt werden, um die Volatilität der erneuerbaren Energien zu balancieren und zur Versorgungssicherheit der Netze beizutragen.

Hindernisse abbauen

Klar ist auch, dass die Energiewende ohne Stromnetze nicht funktionieren wird. Der Ausbau der Stromnetze geht aber nur zögerlich voran. Hier braucht es mutige Entscheidungsträger. Jede politische Wahl wirkt in diesem Bereich allerdings als Bremse. Die Diskutanten forderten, dass bei den Projekten der Netzbetreiber zumindest die Rahmen eingehalten werden, die die Gesetzgeber vorschreiben, um weitere Verzögerungen im Netzausbau zu verhindern.

So oder so kommt auf die Netze immer mehr Belastung zu. Beispiel E-Mobilität. Sie wird im Schwerverkehr ein zentrales Thema spielen. Bauer erklärte: „Wenn in Zukunft alle ihre Fuhrparks auf Elektromobilität ausrüsten, dann gilt es, erstens das Thema Infrastruktur für Ladestationen, aber vor allem auch drohende Überlastungen in den Griff zu bekommen.“ Seiner Meinung nach werde bei gegenwärtigen Überlegungen das Thema Peakzeiten vergessen. Wichtig, um schneller in die Gänge zu kommen, ist auch die Aufklärung und Einbindung der Bürger. Man müsse Mythen und falsche Assoziationen abbauen und Transparenz schaffen. Dass sich beim Thema Green Energy einiges tut, unterstreicht auch Christiane von Berg, Regional Economist Northern Europe von Coface. Sie begrüßte das EU-Unterstützungspaket, in dem von 2020 bis 2026 rund 3,4 Milliarden Euro für Green Energy und Digitalisierung investiert wird. „Darunter fallen auch Bildungsprojekte, die genauso wichtig sind, damit die Menschen das nötige Wissen haben, um die Technologien zu nutzen“, sagte Berg.

WIND, WASSER, SONNE UND BIOMASSE

Was ist noch möglich, beim Ausbau der erneuerbaren Energieformen?
Um den gegenwärtigen Energiebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken, wären mindestens 70 Terrawattstunden, wahrscheinlich 100 Terrawattstunden notwendig. Bei dem Ausbau von grünem Strom muss auch bedacht werden, dass es nicht nur den bestehenden Mix zu ersetzen gilt, sondern der Bedarf weiter steigen wird. Etwa durch die Weiterentwicklung der Elektromobilität.

  • Wasserkraft: Hier wurde das Potenzial schon weit ausgeschöpft. Optimistisch lassen sich noch rund fünf Terrastunden zubauen.
  • Sonnenenergie: Die größte Hoffnungstechnologie ist die Photovoltaik. Bis 2020 sollen elf Terrawattstunden erzielt werden. Zur Veranschaulichung der Größenordnung: Eine Terrawattstunde benötigt rund zehn Quadratkilometer PV-Anlagen. „PV-Anlagen auf Hausdächern reichen daher nicht aus“, sagte Wolfgang Anzengruber. „Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, müssen Flächen für 100 Quadratkilometer PV-Anlagen geschaffen werden.“
  • Windenergie: Ähnlich wie PV ergeht es Windkraftanlagen. Es müssen größere Flächen für Windparks geschaffen werden.
  • Biomasse: Genauso müssen auch Biomasseflächen nicht auf Kosten  landwirtschaftlicher Flächen gehen.

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