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Mehr Sicherheit und Schutz von oben

Einen Meilenstein setzt das Bundesheer mit der Beschaffung von 18 Hubschraubern des Herstellers Leonardo.
Einen Meilenstein setzt das Bundesheer mit der Beschaffung von 18 Hubschraubern des Herstellers Leonardo.Bundesheer
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Österreichs Luftstreitkräfte schützen den Luftraum und liefern sichere Unterstützung aus der Luft auch im Katastrophenfall. Umso wichtiger ist gerade in Krisenzeiten ihre Modernisierung und Weiterentwicklung.

Ob Wahrung der Lufthoheit, Luftraumüberwachung, Transport von wichtigen Gütern und Einsatzkräften oder die Unterstützung aus der Luft, etwa im Fall von Naturkatastrophen – die Agenden von Österreichs Luftstreitkräften sind ebenso vielfältig wie bedeutend. „Ohne unsere Luftstreitkräfte wäre die Erfüllung wesentlicher Aufgaben des Bundesheeres nicht oder nur schwer möglich“, bringt es Brigadier Jörg Freistätter, Leiter der Luftzeugabteilung in der Direktion Beschaffung, auf den Punkt.

Lufthoheit: Priorität Alpha

Der wichtigste Auftrag der Luftstreitkräfte ist und bleibt die Wahrung der österreichischen Lufthoheit. Wenn beispielsweise Flugzeuge auf Anfragen der österreichischen Flugsicherung Austro Control nicht reagieren oder plötzlich ihren Kurs ändern, kann Gefahr im Verzug sein. Dann sind die Abfangjäger vom Typ Eurofighter gefragt. Um in solchen Fällen schnell reagieren zu können, ist eine klare Entscheidungsabfolge ebenso notwendig wie eine rasche Alarmierung. Ziel und Praxis sind es, dass bis zum Abheben der Eurofighter im Zuge eines Alarmstarts nur wenige Minuten vergehen.

Der wichtigste Auftrag der Luftstreitkräfte: die Wahrung der Lufthoheit.
Der wichtigste Auftrag der Luftstreitkräfte: die Wahrung der Lufthoheit.(c) Harald MINICH

Wie gut dies gelingt, zeigen die alljährlich 30 bis 50 sogenannten „Priorität Alpha“-Einsätze. Die Gründe für Priorität Alpha können verschieden sein (nicht herstellbarer Funkkontakt mit Zivilluftfahrzeugen, Queren des österreichischen Luftraums durch Militärluftfahrzeuge anderer Staaten ohne Überfluggenehmigung, Fälschungen der Transponderkennung eines Flugzeugs, . . .), der Ablauf ist ab einem gewissen Zeitpunkt immer gleich. Nähert sich ein Luftfahrzeug, das nicht identifiziert werden kann und/oder mit dem kein Funkverkehr aufgenommen werden kann und/oder das keine Überflugrechte besitzt, der Österreichischen Grenze und wird eine Luftraumverletzung wahrscheinlich, wird der erste Alarm ausgelöst. Die Piloten des Überwachungsgeschwaders begeben sich zu ihren Maschinen, um in den Cockpits den endgültigen Einsatzbefehl abzuwarten. Um die Sicherheit für den Zivilluftverkehr zu gewährleisten, wird auch die Austro Control verständigt, dass in Kürze Abfangjäger mit „Priorität Alpha“ aufsteigen. Entscheidungsbefugnis liegt bei der Austro Control aber keine, ihr bleibt nur die Aufgabe, den für die Abfangjäger benötigten Luftraum freizumachen.

Flugzeuge, die ihren Flug nicht fortsetzen dürfen, werden unmissverständlich und unter Androhung von Waffengewalt in zwei Sprachen aufgefordert zu folgen und zur Landung gezwungen. Es liegt hier bereits im Ermessen der Piloten solch einer Aufforderung mit Warnschüssen aus der Kanone entsprechend Nachdruck zu verleihen. Sollten die Piloten des fraglichen Luftfahrzeuges nicht wie gewünscht reagieren, liegt es im Ermessen der Ministerin für Landesverteidigung bzw., bei entsprechender Delegierung, im Ermessen des Generalstabschefs, weitere Entscheidungen zu treffen.

Die Überwachung des Luftraums

Um eindringende Flugzeuge gegebenenfalls abzudrängen und zur Landung zu zwingen, müssen diese zuvor geortet und identifiziert werden. Die Luftraumüberwachung vom Boden aus erfolgt dabei durch ortsfeste und mobile Radarstationen. Dabei bildet das Luftraumbeobachtungs- und Führungssystem „Goldhaube“ die passive Komponente der Überwachung. Als aktive Komponente kommen die Düsenjets des Überwachungsgeschwaders sowie die bodengestützten Systeme der Fliegerabwehrtruppe zum Einsatz. Der Luftraumüberwachung unterstehen alle wesentlichen Radar-, Waffen- und Kommunikationssysteme sowie die verbunkerten, ortsfesten und mobilen Führungseinrichtungen der Luftstreitkräfte.

Die dem Kommando Luftraumüberwachung unterstellten Verbände stellen rund um die Uhr die Luftraumbeobachtung sowie die taktische Kontrolle und Flugsicherung der eigenen Luftfahrzeuge sicher. Anlassbezogen, etwa bei Luftraumsicherungsoperationen, kommen außerdem die Bodentruppen der Fliegerabwehr zum Einsatz. Durch die Luftraumüberwachung leistet das Bundesheer jedenfalls einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der staatlichen Souveränität und zum Schutz der Bevölkerung. Vor allem für einen neutralen Staat ist die Möglichkeit zur Wahrung der Lufthoheit von entscheidender Bedeutung.

Unterstützung aus der Luft

Neben der Wahrung der Lufthoheit ist die Luftunterstützung die zweite wichtige Aufgabe der Luftstreitkräfte – das gesamte Lufttransportwesen des Heeres fällt etwa in diesen Bereich. Die Luftstreitkräfte transportieren Mensch und Material zu Einsätzen oder bergen verletzte Personen – beispielsweise wenn es bei einem Alpinkurs des Militärs zu einem Unfall kommt und zur Bergung ein Rettungshubschrauber benötigt wird. Auch zivile Bedarfsträger – in der Regel sind dies die neun Landeswarnzentralen der Bundesländer – können Luftunterstützung anfordern. Sogar beim Sprengen von Lawinen wird auf militärisches Know-how und Gerät aus der Luft zurückgegriffen.

Karrierewege beim Bundesheer: Ausbildung Pilotin/Pilot.
Karrierewege beim Bundesheer: Ausbildung Pilotin/Pilot.(c) HORST GORUP

Besonders gefragt sind die Hubschrauber des Bundesheeres bei Naturkatastrophen, etwa beim Abgang von Muren und Lawinen oder bei Waldbränden. Die Einheiten befinden sich in ständiger Grundbereitschaft. Oft wird auch schon vorausschauend gehandelt: Wenn in bestimmten Regionen Extremwetterereignisse drohen, werden Hubschrauber vorab dorthin verlegt, damit sie im Fall des Falls möglichst rasch Hilfe und Unterstützung leisten können.

Komplexes Zusammenspiel

Die Vielfalt der möglichen Einsatzszenarien erfordert ein komplexes Zusammenspiel zwischen Menschen und Technik. Von der Führung über den Systembetrieb bis hin zum Radarbeobachtungsdienst, dem Radarleitdienst, der militärischen Flugverkehrskontrolle, aber auch der Bereitstellung der Maschinen und Technik sowie in Belangen der Feuerwehr sind zahlreiche Mitarbeiter im permanenten Einsatz, um die Luftraumüberwachung und die Luftunterstützung zu gewährleisten.
In Summe zählen die Luftstreitkräfte inklusive Rekruten rund 4500 Mitarbeiter in ganz Österreich. Neben den Fluggeräten selbst zählen auch das Luftraumbeobachtungs- und Führungssystem Goldhaube zur technischen Ausstattung der Fliegertruppe. Das System vernetzt Radargeräte, Flugzeuge, Fliegerabwehr und Führungszentrale und ermöglicht ein Zusammenwirken von Planungs-, Einsatzführungs- und Alarmierungsprozessen mit der Leitung der Luftfahrzeuge. Das Tieffliegererfassungsradarsystem wurde in den 1990er-Jahren aufgrund der Erkenntnisse aus der Jugoslawien-Krise ins Leben gerufen. Es deckt das Spektrum der tieffliegenden Luftfahrzeuge ab, die durch die ortsfesten Radarstationen nicht erfasst werden können. Bestückt mit modernen Sensoren überwacht „Goldhaube“ mit seinen Aufklärungs- und Zielzuweisungsradar-Einrichtungen Hauptanflugrouten für Luftfahrzeuge. Das System liefert so einen entscheidenden Beitrag zur Erfassung von Luftfahrzeugen und zur Erstellung des Luftlagebildes.

Modernisierungsschub

Von großer Bedeutung ist es für das österreichische Bundesheer, alle notwendigen Systeme und Maschinen regelmäßig zu modernisieren und weiterzuentwickeln. Bei den drei ortsfesten Radarstationen (Kolomansberg, Großer Speikkogel, Steinmandl) des militärischen Luftraumüberwachungssystems Goldhaube hat das technische Upgrade bereits begonnen. So wurde im Vorjahr die 20 Jahre alte und etwa 20 Meter hohe Radaranalage auf dem Kolomansberg im Grenzgebiet zwischen dem Salzburger Flachgau und Oberösterreich ab- und wieder neu aufgebaut. Das seit 2002 bestehende Radar wird durch eine zeitgemäße und bereits fertiggestellte Anlage ersetzt. Heuer sollen auch die Radarstationen auf dem Großen Speikkogel in Kärnten und auf dem Steinmandl in Niederösterreich modernisiert sein. Alle drei Stationen verfügen übrigens über ein Long-Range-Radarsystem, das in mehreren Staaten weltweit im Einsatz ist. Die Stationen weisen ein hohes Maß an Autarkie auf. Sie sind das ganze Jahr über erreichbar, auch wenn die exponierte Lage witterungsbedingt sehr unterschiedliche Transportmittel wie geländegängige Fahrzeuge erfordert.

Auch bei den Black Hawks gibt es wichtige Weiterentwicklungen. Die bestehenden neun Hubschrauber werden mit neuen Cockpits ausgestattet, zusätzlich erhält das Heer bis 2025 drei weitere Hubschrauber der S-70 Black Hawk. „Wir werden somit in drei Jahren alle zwölf in Österreich verfügbaren Black Hawks am letzten Stand der Technik haben“, so Brigadier Jörg Freistätter. Geplant sind ebenfalls Anpassungen beim Eurofighter: Nachtidentifizierungsfähigkeiten, Selbstschutzsysteme und radargelenkte Lenkwaffen kommen neu hinzu. Vorausschauend beschäftigt sich das Heer zudem schon heute mit der Nachfolge der Hercules-Transportmaschinen, die noch bis Ende des Jahrzehnts einsatzfähig sind.

18 neue Hubschrauber

Einen Meilenstein setzt das österreichische Bundesheer mit der Beschaffung von 18 AW169-Hubschraubern des Herstellers Leonardo, die die Nachfolge der Jahrzehnte im Einsatz befindlichen Verbindungs- und Transporthubschrauber Alouette III antreten – wobei der AW169 mehr als nur ein Nachfolger ist, wie Brigadier Freistätter betont: „Das System ist größer, bietet viel mehr Funktionalitäten und eröffnet dem Heer damit auch ganz neue Einsatzmöglichkeiten.“ Das hat unter anderem mit den vertraglich fixierten Zusatzausrüstungspaketen zu tun, die von Leonardo geliefert werden und die so auch den Einsatz der 18 AW169 als Rettungshubschrauber oder für Spezialeinsatzkräfte ermöglichen.

Als vorteilhaft erweisen sich zudem die Beschaffungsmodalitäten im Rahmen eines „Government-to-Government“-Geschäfts (G2G) mit Italien. „Das heißt, die italienische Regierung kauft die Hubschrauber von Hersteller Leonardo und verkauft sie dann an uns weiter, was wesentliche Prozesse vereinfacht und in vielen Bereichen eine sehr enge Kooperation des Bundesheeres mit den italienischen Luftstreitkräften erlaubt“, so Freistätter.

In Sachen Zeitplan ist vorgesehen, dass bis Ende 2023 sechs Maschinen, die in Österreich für Schulungszwecke gedacht sind, übergeben sein werden. Anschließend werden die zwölf Hubschrauber in ­mi­­­litärischer ­Variante ­(AW169M)zum Bundesheer kommen.

www.bundesheer.at


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