Militärwesen
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In der Kaserne Zwölfaxing bei Wien steht seit Jahren ein T-72M1 aus DDR-Beständen. Solche Panzer wurden zuletzt als Waffenhilfe vom Westen in die Ukraine überstellt. Wir haben ihn uns angesehen.

Im Ukraine-Krieg sind sehr viele Panzer im Einsatz. Anderswo auch, nur fiel das selten so auf. Im Westen hat man im Zuge des Wettabrüstens nach Ende des Ostblocks den militärischen Wert von Panzern politisch und medial oft irrig untertrieben, ja teils fast verlacht. Das hat sich gründlich geändert. Von Wolfgang Greber
Die Presse/Clemens Fabry

Der T-72 wird seit 1972 vom Unternehmen Uralwagonsawod (Sitz: Nischni Tagil im Ural) in enormen Stückzahlen (>25.000) und vielen Varianten gebaut. Die aktuellste Serienvariante ist der T-72B3.
Clemens Fabry

125-mm-Kanone, 2 MG, 12-Zylinder-Diesel mit bis ca. 1100 PS, ca. 60 bis 70 km/h, Masse je nach Version etwa 37 bis 45 Tonnen, Länge 9,5 Meter, drei Mann Besatzung. Reichweite >450 km, 600-700 km mit Zusatztanks.
Clemens Fabry

Panzerung aus Stahl, Kompositmaterialien wie Kunststoff/Kunstharz und Quarzsand, reaktive Zusatzpanzerungselemente.
Clemens Fabry

Der Fahrer: Oberst Walter Posch, Vizekommandant Heereslogistikzentrum Wien, ehemals Panzerbataillon 33 und Panzertruppenschule.
Clemens Fabry

Blick aus dem Turm. Die effektive Schussweite der Kanone beträgt je nach Munition drei bis fünf Kilometer.
Wolfgang Greber

Blick in den Turm, Kommandantensitz. Der T-72 ist noch in rund drei Dutzend Ländern im Einsatz, neben Russland etwa in Indien, Algerien, Iran, Äthiopien, Nigeria, Venezuela, Syrien, Polen.
Clemens Fabry

Auf dem Kommandantensitz. Mehrere Staaten haben ihn nachgebaut und auch eigene Panzermodelle daraus entwickelt.
Greber

Alles ist extrem beengt. In der russischen Armee ist er trotz der Nachfolgemodelle T-80 und T-90 weiter der häufigste Kampfpanzer (mehr als 2000, plus 7000 eingelagert).
Clemens Fabry

Hier ein Teil des ringförmigen Magazins des Ladeautomaten am Turmboden. Es hat sich mittlerweile als Problemzone des T-72 erwiesen, weil von oben oder seitlich durchschlagende Geschosse die Munition darin entzünden können.
Greber

Das Bundesheer erwarb in den 1990ern einige Panzer und Panzerfahrzeuge, darunter T-72, billig aus alten DDR-Beständen als Anschauungsmaterial und für Beschusstests.
Clemens Fabry

Gangschaltung im Fahrerabteil. Bei den Beschusstests fiel auf, dass der M60 "Patton" des Bundesheers mit seiner 105-mm-Kanone zumindest die Frontpanzerung des T-72 nicht mehr knacken konnte.
Clemens Fabry

Pedale. Das war ein Mitgrund, der Ende der 90er im Rahmen des "Mech-Pakets" zum Erwerb 114 stärkerer Leopard 2 (125-mm-Kanone) aus niederländischen Beständen führte.
Clemens Fabry

Blick (aufnahmetechnisch etwas verzerrt) durch die Kommandantenoptik...
Greber

...und durch einen Sehschlitz. Im Einsatz ist der T-72 seit Anfang der 80er, beginnend mit dem Iran-Irak-Krieg 80-88 und dem Libanonkrieg 1982 (durch Syrien). Seine Gefechtsbilanz ist durchwachsen, aber besser als oft vermutet.
Greber

Eingeparkt an seinem Platz in Zwölfaxing zwischen den Fahnen der Sowjetunion und der DDR. Die Teile oberhalb der Ketten sind übrigens Minenräumpflüge
Greber

In der Ukraine sind Panzer seiner Art im echten Einsatz. Hier Einheiten der prorussischen Donbass-"Republiken" nahe Mariupol. Polen und Tschechien haben dem ukrainischen Heer mindestens 250 T-72 geschenkt.
REUTERS

Da geht es dann nicht mehr ums Anschauen und das Museale, sondern um Leben und Tod. Auch für diesen ukrainischen Panzerfahrer.
REUTERS

Die Gefechte sind real, die Kanonen schießen scharf. Es wird gestorben. Es ist Krieg.
REUTERS

Und so kann das Ende aussehen: Reste eines T-72 bei Kiew, der Turm wurde durch die Explosion von Munition im Inneren abgesprengt. Es sind leider häufige Bilder in diesen Tagen.
APA/AFP/SERGEI SUPINSKY

Leo 2 des Bundesheers. Es sind noch etwa 56 aktiv. Hier ein Video. Die berüchtigte "Panzerschlacht im Marchfeld" war übrigens immer eine Chimäre von uninformierten Politikern und Medienleuten. Das Bundesheer hätte sich in dieser Gegend nämlich nie gestellt - Wien allerdings aufgegeben.
BUNDESHEER/Günter Filzwieser