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NextGen Survey

Der Lohn des (grünen) Wagnisses

Dr. Rudolf Krickl, seit Juli 2022 CEO von PwC Österreich
Dr. Rudolf Krickl, seit Juli 2022 CEO von PwC Österreich (c) beigestellt
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Wachstum gilt als oberste Priorität für Familienunternehmen. Dazu bedarf es jedoch einer soliden Verankerung von ESG im Betrieb. Eine wichtige Aufgabe, an der vor allem die nächste Generation von Führungskräften wachsen wird.

Familienunternehmen sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, engagieren sich für ihre Region und denken tendenziell langfristiger als Konzerne. Neben Herausforderungen wie der Nachfolgeregelung bei einem Generationenwechsel in der Führungsebene hat die Pandemie indes zwei akute Handlungsfelder aufgedeckt: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Dieser Verzug ist jedoch umkehrbar, nicht zuletzt, da eine solide Mehrheit der NextGens – so bezeichnen wir die kommende Generation von Familienunternehmer:innen – die Herausforderungen versteht.

Im Rahmen der aktuellen NextGen Survey durchleuchtete PwC weltweit, wie angehende Führungskräfte in Familienunternehmen denken und ihre Rolle wahrnehmen. Als oberste Priorität der zukünftigen – sowie die der gegenwärtigen – Generation gilt laut Umfrage das Unternehmenswachstum. In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen ist dieser Fokus nicht überraschend. Indem sie jedoch das Wachstum gegenüber Nachhaltigkeitsfragen sowie ESG-Maßnahmen (Environmental, Social, Governance) priorisieren, orientieren sich NextGens eng an der Denkweise ihrer Eltern, auch wenn sie sich mehr mit Umweltthemen befassen.

59 Prozent der mehr als 1000 befragten NextGens sind der Meinung, ihr eigenes Familienunternehmen bewege sich zu langsam auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Die gute Nachricht: 72 Prozent erwarten, dass sie künftig daran beteiligt sein werden, den Investmentfokus ihres Betriebs in Hinblick auf Nachhaltigkeit zu verstärken. Die Herausforderung besteht darin, dass nur 28 Prozent derzeit auch tatsächlich Mitentscheider:innen sind. Betrachtet man die Auswertungen im D-A-CH-Raum, so zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.

Generation Grün

Während die heutige Generation in vielen Bereichen mit den NextGens auf einer Wellenlänge liegt, gibt es bemerkenswerte Unterschiede bei der wahrgenommenen ökologischen und sozialen Verantwortung, die einem Unternehmen zukommt. Beide Generationen sind wachstumsorientiert, aber nur die Hälfte der heutigen Generation ist der Meinung, ihr Unternehmen habe die Verantwortung, den Klimawandel und seine Folgen zu bekämpfen, im Vergleich zu fast drei Vierteln der NextGens. Ein ähnlich hoher Anteil der NextGens (76 Prozent) ist überzeugt, ihr Unternehmen leiste einen aktiven Beitrag zum Gemeinwesen, im Vergleich zu etwas mehr als der Hälfte (54 Prozent) der heutigen Generation. Die höchste Bereitschaft, Nachhaltigkeit zu priorisieren, zeigt mit 38 Prozent Gen Z – die jüngste Generation.

(c) PwC Österreich

Warum ist ESG essenziell?

Im Streben nach wirtschaftlichem Erfolg versteckt sich ein Denkfehler. Um das priorisierte Wachstum zu erreichen, müssen Familienunternehmen ESG-Themen in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stellen. Denn: Mit dem Fortschreiten der ESG-Revolution wird der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und der Umsetzung ökologischer und sozialer Ziele immer deutlicher werden. Kund:innen, Investor:innen und andere Stakeholder erwarten vermehrt nachhaltiges und soziales Engagement. Strengere Anforderungen der Banken bei Kapitalvergabe begünstigen zunehmend nachhaltig agierende Unternehmen.

Darüber hinaus zeigt eine Untersuchung des Onlineportals Family Capital: Der Marktwert von Familienunternehmen ist in den vergangenen zehn Jahren unter den Wert vergleichbarer börsennotierter Unternehmen gesunken. Einer der Hauptgründe dafür könnte sein, dass börsennotierte Unternehmen – getrieben vom Druck der Regulatorik, von Investor:innen sowie der breiten Öffentlichkeit – bei der Priorisierung von ESG eine Vorreiterrolle spielen.

Traditionsunternehmen müssen und können in puncto ESG aufholen. In einer Welt, die von Unsicherheit, wirtschaftlichen Herausforderungen und der Bedrohung durch den Klimawandel geprägt ist, ist „Business as usual“ keine Option. Schließlich werden die Strategien, mit denen ein Unternehmen die ersten 50 Jahre erfolgreich war, nicht für die nächsten zehn Jahre reichen. Die für den Unternehmenserfolg erforderlichen Fähigkeiten und Strategien ändern sich, und Familienunternehmen haben oft nur langsam auf den Wandel reagiert.

(c) Family Capital

Entwicklungsfreiraum für NextGens

Es braucht neue Ideen und Ansätze. Die Studienergebnisse verdeutlichen: Die nächste Generation ist bestens ausgebildet und versteht die Herausforderungen der Gegenwart. Sie steht in den Startlöchern. Obwohl es nicht immer einfach ist, ist es Aufgabe der heutigen Unternehmergeneration, der NextGen die erforderlichen Freiräume zu geben, statt auf der Bremse zu stehen. Derzeitige Unternehmenslenker sollen frühzeitig und Stück für Stück der folgenden Generation Verantwortung übertragen, um sie auf die kommende Arbeit vorzubereiten. Es wird ihre Aufgabe sein, Grundlagen für nachhaltiges Wachstum zu schaffen, indem sie Geschäftsmodelle, den Unternehmenszweck und etablierte Denkweisen in Frage stellen.

Zur Person

Dr. Rudolf Krickl (53) ist seit Juli 2022 CEO von PwC Österreich. Der gebürtige Wiener ist seit mehr als 25 Jahren im Unternehmen tätig. 2009 stieg Krickl zum Partner auf und ist seither als Experte für die Beratung von Familienunternehmen sowie Private Wealth verantwortlich. Krickl studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien und gibt sein Wissen regelmäßig in Fachvorträgen im In- und Ausland sowie in Publikationen weiter.

pwc.at

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